Dienstag, 13. August 2024

125 JAHRE ALFRED HITCHCOCK - "BEI ANRUF MORD" (1954)









Heute vor vor 125 Jahren wurde bedeutendste Autorenfilmer des amerikanischen Kinos und bedeutendste Thriller-Regisseur der Welt, Sir Alfred Hitchcock, in London, Islington geboren.

Er hatte das "perfekte Auge", Stil, Geschmack, Eleganz, Sinn für das Makabere, jede Menge abgründigen Humor, war ein visuelles Genie, und spielte auf der psychologischen Klaviatur des Publikums wie ein Virtuose auf einem Instrument.

Er prägte die Kinogeschichte zwischen 1920 und 1976 insgesamt 56 Jahre lang.

Praktisch jeder künstlerische Durchbruch im Thriller-Genre war die Leistung dieses einen Mannes, den Francois Truffaut und mit ihm die novelle vague, vergötterte.

Er schuf die Regeln der Gattung.

Hitchcock war ein liebender, schüchterner Ehemann und leidenschaftlicher Vater, er war ein intellektuell gehobener, barocker Genussmensch, fresssüchtig und neurotisch, liebte sadistische Späße, und sein übergriffiges Verhalten gegenüber Hauptdarstellerinnen, allzumal blonden, und besonders Tippi Hedren, macht ihn zu einem erstklassigen Fall für #metoo.

Filme machte er wie ein Genießer, ein Connaisseur.

34 davon gelten heute - zurecht - als Meisterwerke, stilprägend für das gesamte 20. Jahrhundert des Kinos.

Dies sind sie:

Hitchcocks Meistwerke, die das Kino des 20. Jahrhunderts prägten


"Hitch hat mit seinen Kamerawinkeln einen Riesenspaß, er lenkt unsere Augen hier und da hin und vollführt kribbelnde Tricks mit Schatten und elaborierten Longshots im schnellen Kontrast zu unscharfen Nahaufnahmen. Es ist die Arbeit eines Meisters, der sein Drehbuch genießt."

RICHARD L. COE, Washington Post


„Dial M for Murder mag ein wenig von Hitchcocks Routine abweichen, aber nach jedem anderen Standard ist es ein raffinierter, schockierend bösartiger Thriller - und einer, der eine unvergessliche Darstellung von Grace Kelly bietet.“

ROTTEN TOMATOES

„Dial M For Murder ist weniger ein verfilmtes Stück, als eine hochgradig kinogerechte Untersuchung seiner Theatralität“

THE VILLAGE VOICE

Das Bühnenstück mit dem Alles begann.




Der Ex-Tennisspieler, Cambridge- Absolvent und Major der Britisch Army, Frederick Knott schrieb zu Lebzeiten nur drei Bühnenstücke aber alle drei wurden zu Langzeit-Hits die bis heute gespielt werden, alle drei waren Thriller, zwei davon „Bei Anruf Mord“ und „Warte bis es dunkel ist“ schrieben Theatergeschichte und gehören zu den Höhepunkten des Genres.

Knotts Erstling „Bei Anruf Mord“ ( "Dial M For Murder"), ein Thriller in drei Akten, wirkte damals bahnbrechend. Es griff den Faden von Patrick Hamiltons früherem Bühnenthriller „Cocktail für eine Leiche“ auf und entwickelte ihn radikal weiter. Auch hier erfährt der Zuschauer schon Mitte des ersten Aktes wer der Mörder ist. Mehr noch: Knott breitet den komplexen Mordplan offen vor den Augen des Zuschauers aus, ein absolutes Novum, so dass er mitfiebert und sich mit dem mörderischen Ehemann identifiziert, als der Plan schiefläuft.

Knott selbst sagte "ein Teil seiner Anziehungskraft beruht darauf, dass das Stück dem Publikum die Erfahrung vermittelt, wie es ist, ein Mörder zu sein, weil sich das Publikum von der ersten großen Wendung der Handlung an vollständig mit dem Bösewicht identifiziert".

Knott komponierte auch erstmals die Handlung eines Bühnenthrillers komplett aus Plot Twists und Turns. Dieses Konzept war so radikal, dass Frederick Knott zunächst kein Theater fand, das das Stück aufgeführt hätte.

Plakat der Bühnenaufführung am Broadway



 
Die Broadwaybesetzung (von links nach rechts):  John Williams als Inspector Hubbard, Maurice Evans als Tony Wendice, Gusti Huber als Margit Wendice.


Kritikerstimmen zur Broadwayfassung: Ein Thriller-Hit.





Der Plot:

Der Protagonist, Ex- Tennisprofi Tony Wendice, plant sich von seiner jungen, schwerreichen Ehefrau Margot, die einen Geliebten hat, zu trennen - indem er einen Auftragskiller zur Tat erpresst. Er hat den Mord diabolisch bis ins kleinste Detail durchgeplant. Ein Telefonanruf Tonys soll das Mordsignal geben, während er selbst, außerhalb, auf einem Dinner, ein Alibi vor vielen Zeugen hat- darunter ausgerechnet Margots Geliebtem. Der Auftragskiller soll danach einen Einbruch vortäuschen und unerkannt verschwinden. Doch plötzlich verläuft der Mordanschlag völlig anders als geplant, die Dinge laufen total aus dem Ruder, Tony muss improvisieren....

….und es gehört zur Schönheit der ungemein raffinierten Konstruktion dieses Thrillers, dass der Schlüssel zur Lösung, im wahrsten Sinne des Wortes, ausgerechnet ein Schlüssel ist…


Das Stück wurde zunächst von allen Londoner Theaterdirektionen, bei denen der Autor es eingereicht hatte, abgelehnt. Als letzten Ausweg schickte Knott das Stück an die Drama-Abteilung des BBC-Fernsehens, die es im März 1952 produzierte, und zwar als Studio-Live-Übertragung (die innerhalb einer Woche für eine zweite Aufführung nachgespielt wurde, da noch keine Videokassette verfügbar war und keine Kineskop-Aufnahme gemacht worden war).

Der Erfolg der TV-Fassung war so groß, dass sich plötzlich doch die Theater interessierten.


Ausschnitt aus der PLAYBILL zu "Dial M For Murder" am Broadway

 

Im Juni 1952 kam es zur Premiere im Westminster Theatre in London, in der Regie von John Fernald mit Alan McNaughtan und Jane Baxter in den Hauptrollen. Die Aufführung lief 425 Vorstellungen lang.


Im Oktober 1952 inszenierte Reginald Denham dann das Stück am New Yorker Broadway mit Maurice Evans und Gusti Huber in den Hauptrollen. Der Lohnkiller Lesgate wurde hier bereits, wie später in Hitchcocks Kinoverfilmung, von Anthony Dawson gespielt und Inspector Hubbard, wie bei Hitchcock, von John Williams, der dafür den Tony Award als Bester Nebendarsteller erhielt. Die Broadway-Inszenierung lief 552 Vorstellungen lang, vom 29. Oktober 1952 bis zum 27.Februar 1954.



Die Bühnenbesetzung

 

Der Bühnenversion gestand man damals in London nur kleine Erfolgsaussichten zu und so war sie mit einem sehr bescheidenen Budget ausgestattet; die britischen Schauspieler wurden sogar gebeten, ihre eigene Kleidung zu tragen, anstatt speziell angefertigte Kostüme. In der Zwischenzeit hatte Sir Alexander Korda die Filmrechte für nur 1000 Pfund erworben. Er hatte nie die Absicht, das Stück zu verfilmen, sondern verkaufte die Rechte, nachdem die Bühnenversion sowohl in London als auch in New York ein großer Erfolg geworden war. Der Verkaufspreis wird in der Regel auf etwa 20.000 £ geschätzt, was Frederick Knott ziemlich verärgerte.

1953 wurde das Bühnenstück von Alfred Hitchcock mit Ray Milland und Grace Kelly visuell brillant in Farbe und 3D verfilmt- eine (auch von ihm selbst) unterschätzte Meisterleistung Hitchcocks. In nur 36 Tagen (von Mittwoch, dem 5. August 1953, bis Freitag, dem 25. September 1953, nur werktags Montag bis Freitag) schloss er den Dreh der „Gelegenheitsarbeit“ ab, die doch zu einem zeitlosen Meisterwerk wurde.

Das Drehbuch verfasste Frederick Knott selbst. 


In dieser Kino- Fassung, die am 29. May 1954 Premiere feierte, und am 6. Dezember 1971 ab 21.00 Uhr erstmals im deutschen TV (ZDF) ausgestrahlt wurde, spielt Ray Milland Tony Wendice, eine sensationell intensive Grace Kelly seine Frau Margot, Robert Cummings deren Geliebten, den Kriminalschriftsteller Mark Halliday, Anthony Dawson den Auftragskiller Lesgate sowie John Williams Inspector Hubbard.

Zu Alfred Hitchcocks Traumbesetzung für diesen Film gehörten Deborah Kerr, William Holden und Cary Grant. Kerr und Holden waren mit anderen Filmen beschäftigt. Grant lehnte es ab, einen Bösewicht zu spielen, eine Rolle, die Ray Milland gerne übernahm.

 
Hitch inszeniert Grace Kelly



Hitchcock und Kelly beobachten eine Szene




Schauspielerführung de luxe: Alfred Hitchcock



Obschon Hitch, das war eines seiner Prinzipien bei Stücken, die Bühnenhandlung nicht über den Hauptschauplatz der Wohnung der Wendices hinaus öffnet (nur ein halbes Dutzend Einstellungen spielt außerhalb), gelang, dank der sensationellen Kameraarbeit seines Leibkameramanns Robert Burks ein fotografischer Leckerbissen in Technicolor. Auch die verschlagen-schweißtreibende Filmmusik von Oscarpreisträger Dimitri Tiomkin („12 Uhr Mittags“, auch mit der Kelly) leistet einen entscheidenden Beitrag.

Wie bei allen Arbeiten Hitchcocks, sprüht auch "Bein Anruf Mord" vor liebevollen und aufwendigen Details:

Bei ihrem ersten Treffen trägt der unzuverlässige Kapitän Swann eine Krawatte (Anthony Dawson) in den Farben einer Regimentskrawatte der Garde. Es handelt sich jedoch nicht um eine echte Krawatte, da die diagonalen Streifen in amerikanischer Richtung verlaufen, im Gegensatz zum britischen Stil. Dies ist ein zeitgenössisches Detail, das von Spivs* verwendet wird. Die Krawatte ähnelt der vertrauenswürdigen Guards-Krawatte gut genug, um die meisten zu täuschen, bietet aber eine Ausrede, wenn ein echter Guardsman die Dienstakte des Trägers in Frage stellt. (*"Spiv" ist ein britischer Ausdruck für "einen Mann, der ohne feste Anstellung von seinem Verstand lebt" (Merriam-Webster's Collegiate Dictionary, elfte Auflage).

Während des Plans, die Verwicklung des Ehemannes aufzudecken, lässt der Inspektor einen seiner Polizisten die Handtasche der Frau zur Polizeiwache bringen. Als der Polizist sich die Tasche über die Schulter wirft und gehen will, hält ihn der Inspektor mit einer Warnung auf, dass er verhaftet werden könnte. Daraufhin legt der Inspektor die Handtasche in seine Aktentasche für den Polizisten. Die Gesetze über sexuelles Verhalten in Großbritannien wurden erst 1967 geändert, um Homosexualität zu entkriminalisieren.

In der Szene, in der Grace Kelly aus dem Bett steigt, um ans Telefon zu gehen, sollte sie ursprünglich einen roten Samtmantel tragen. Dann sagte sie zu Hitchcock: "Diese Robe wäre perfekt für Lady Macbeths Schlafwandler-Szene, aber nicht etwas, das ich nur tragen würde, um ans Telefon zu gehen." Daraufhin fragte er sie, was sie anziehen würde, und Kelly sagte ihm: "Nur ein leichtes Nachthemd." Hitch stimmte zu, und das ist es, was sie in dem Film trägt.


Hitchcocks virtuos inszenierte, durch und durch filmische, visuell enorm temporeich und kinematografisch aufgelöste Variante, in der jedes Filmbild etwas erzählt, Handlung transportiert, ist künstlerisch allen vorherigen und späteren Fassungen, darinter auch dem deutschen Fernsehspiel von 1959 stark überlegen.


Deutsches TV-Remake: Unterhaltsam doch unterlegen.




 

Ungewöhnliche Winkel bestimmen die dynamische Bildsprache


Diabolisch: Ray Milland als Tony Wendice


Allein – vom Publikum oft übersehen – die sehr bewusste, psychologisch motivierte, Farbdramaturgie von Grace Kellys Garderobe den Film hindurch, trägt schon alle Merkmale doppelbödiger hitchcockscher Gestaltungskraft, sie durchdringt auch den Rest des Filmes, nahezu jede einzelne Einstellung.

 Hitchcock choreografiert jeden Plot-Twist so auf den Punkt perfekt getimt aus, wie ein Ballett, dass man sich einer Gänsehaut nicht erwehren kann.

Grace Kelly erhielt für die famose Darstellung der Margot Wendice den Preis der New Yorker Filmkritiker und,wie John Williams, des National Board of Review.


Die Kameraperspektiven erzählen stets über die Szene



Obwohl Hitchcock "Bei Anruf Mord" - zu Unrecht - für einen minderen Film hielt - hauptsächlich weil er, da er auf die Dramaturgie und Mechanik des Bühnenthrillers angewiesen war und daher nicht die totale Kontrolle über alle einzelnen Aspekte von Form, Inhalt und Hintergrund hatte, vor allem nicht in der Planungsphase (die für Hitchcock immer wichtiger war als das eigentliche Drehen, vor allen Dingen: Genussreicher, fast sexuell aufgeladen), wenn man so will, den Stoff nicht so unterwerfen konnte, wie eine kühle Blondine, gehört er zu seinen eindrucksvollsten.



Dieses Riesentelefon wurde - zusammen mit einem mechanischen Riesenfinger - benutzt, um zu zeigen wie Ray Milland wählt - da solche Nahaufnahmen 1954 noch nicht möglich waren.


Lesen wir einmal nach, was Hitchcock Frankreichs Starregiesseur Francois Truffaut in dessen berühmtem Interview-Buch "Mr. Hitchcock wie haben sie das gemacht?" von 1966 zu "Dial M For Murder" erzählt....


TRUFFAUT: Wir sind nun im Jahre 1953 angelangt und bei „Dial M For Murder“

HITCHCOCK: … den wir schnell hinter uns bringen können, dazu gibt es nicht viel zu sagen.

TRUFFAUT: Entschuldigen Sie, wenn ich da nicht Ihrer Meinung bin, auch wenn es sich um eine Gelegenheitsarbeit handelt

HITCHCOCK: Das war wieder einmal „run for cover“. Ich hatte ein en Vertrag mit den Warner Bros. Und arbeitete an einem Drehbuch mit dem Titel „Bramble Bush“. Das war die Geschichte eines Mannes, der einem anderen seinen Pass gestohlen hat, ohne zu wissen, dass der Inhaber des Passes wegen Mord gesucht wird. Ich habe eine Weile daran gesessen, und es wollte überhaupt nicht klappen. Dann hörte ich, dass Warner Bros. die Rechte eines Stücks gekauft hatten, das am Broadway sehr erfolgreich gewesen war, „Dial M For Murder“. Da habe ich sofort gesagt „Das nehme ich!“. Damit war ich auf Nummer sicher.

TRUFFAUT: Sie haben das sehr schnell gedreht?

HITCHCOCK: In 36 Tagen.

TRUFFAUT: Ein sehr interessanter Aspekt des Films ist, dass er in 3D gedreht wurde. Leider haben wir ihn in Frankreich nur zweidimensional gesehen, weil die Kinobesitzer aus purer Faulheit an der Kasse die Brillen nicht verkaufen wollten.

HITCHCOCK: Der plastische Effekt ergab sich hauptsächlich bei den Aufnahmen aus der Untersicht. Ich hatte einen Graben bauen lassen, damit die Kamera häufig auf der Höhe des Fußbodens war. Davon abgesehen gab es kaum plastische Effekte.

TRUFFAUT: Einmal mit dem Leuchter, dann mit einer Blumenvase und vor allem mit der Schere.


Anthony Dawson würgt gleich die Fürstin von Monaco

 

HITCHCOCK: Ja, wenn Grace Kelly nach einer Waffe sucht, um sich zu verteidigen. Und dann noch in der Szene mit dem Schlüssel, aber das war schon alles.

TRUFFAUT: Sonst hält sich der Film genau an das Stück.

HITCHCOCK: Ja. Zu Filmen, die auf Stücken basieren, habe ich nämlich eine Theorie, die ich schon zur Stummfilmzeit anwandte. Viele Regisseure nehmen ein Stück und sagen „Daraus mache ich einen Film“ Und dann machen sie das, was sie „auflockern“ nennen, das heißt, sie zerstören die Einheit der Handlung und gehen aus dem Dekor hinaus.

TRUFFAUT: Der französische Ausdruck ist, das Stück „lüften“

HITCHCOCK: Das wird meistens so gemacht. Im Stück kommt jemand an: Es heißt er sei im Taxi gekommen. Da zeigen die erwähnten Regisseure dann, wie das Taxi vorfährt. Die Leute steigen aus, bezahlen den Fahrer, gehen die Treppe hinauf, klopfen an die Tür, treten ein. Dann kommt eine lange Szene, die es auch im Stück gibt, bis eine der Personen von einer Reise berichtet. Die Gelegenheit wird benutzt, um uns mit einer Rückblende davon zu erzählen. Diese Regisseure vergessen ganz, dass die grundlegende Qualität des Stückes in seiner Konzentration besteht.

TRUFFAUT: Genau das ist so schwierig für einen Regisseur, die ganze Handlung auf einen einzigen Ort zu konzentrieren. Allzu oft werden die Stücke dadurch zerstört, dass man sie in den Film überträgt.

HITCHCOCK: Das ist ein häufiger Irrtum. Meistens fügen solche Filme zur Zeit des Stückes zusätzlich einige Rollen hinzu, die völlig uninteressant und angeklatscht sind. Als ich „Dial M For Murder“ gedreht habe, bin ich nur ganz kurz, zwei- oder dreimal, aus dem Dekor hinausgegangen, zum Beispiel wenn der Kriminalbeamte etwas verifizieren muss. Ich hatte einen richtigen Fußboden anbringen lassen, dass man auch wirklich das Geräusch der Schritte hören konnte, das heißt, ich habe das Theaterhafte noch unterstrichen.

TRUFFAUT: Deshalb haben Sie auch beim Ton von „Juno abd The Peacock“ und „Rope“ am meisten Wert auf Realismus gelegt.

HITCHCOCK: Genau

TRUFFAUT: Aus demselben Grund haben sie auch den Prozess nicht gezeigt, sondern Einstellungen von Grace Kelly vor einem neutralen Grund und farbigen Lichtern, die hinter ihr rotieren.


 

Der Schlüssel zur Lösung - als Detailshot

HITCHCOCK: Es war intimer so, und die Einheit der Emotion bleib erhalten. Hätte ich einen Gerichtssaal bauen lassen, so hätten die Zuschauer gemeint, jetzt beginnt ein neuer Film, und hätten angefangen zu husten. Zu den Farben:  Mit Grace Kellys Garderobe haben wir interessante Experimente gemacht. Zu Beginn des Films ist sie in lebhaften und lustigen Farben gekleidet, und je finsterer die Handlung wird, umso dunkler werden ihre Kleider.

TRUFFAUT: Ehe wir „Dial M For Murder“ verlassen, über den wir gesprochen haben, als sei es einer ihrer kleineren Filme, möchte ich doch sagen, dass das einer von denen ist, die ich mir am häufigsten ansehe und immer von neuem mit Vergnügen. Es ist ganz offensichtlich ein Dialogfilm, dennoch sind der Aufbau, der Rhythmus, die Führung der fünf Schauspieler so perfekt, dass man jedem Satz andächtig lauscht. Ich glaube, es ist ungeheuer schwer zu erreichen, dass der Zuschauer einem ununterbrochenen Dialog zuhört. Sie haben auch da etwas geschafft, was einfach scheint, aber in Wahrheit äußerst schwierig ist.

HITCHCOCK: Ich habe eben meine Arbeit getan, so gut ich konnte. Ich habe mich filmischer Mittel bedient um eine Geschichte zu erzählen, die auf einem Theaterstück basiert. Die ganze Handlung von „Dial M For Murder“ spielt in einem Salon, aber das ist ohne jede Bedeutung. Ich würde auch gern einen Film in einer Telefonzelle drehen. Stellen wir uns doch mal ein Liebespaar in einer Telefonzelle vor. Ihre Hände berühren sich. Ihre Münder treffen aufeinander, und zufällig schieben ihre Körper den Hörer von der Gabel. Jetzt, ohne dass das Paar es ahnt, kann das Telefonfräulein ihre intime Unterhaltung verfolgen. Das Drama ist um einen Schritt weitergekommen. Für das Publikum das diese Bilder sieht, ist es wie der erste Abschnitt eines Romans oder als ob es einer Exposition auf dem Theater lauschte. So läßt eine Szene in einer Telefonzelle dem Filmregisseur dieselbe Freiheit, wie ein weißes Blatt dem Romancier.

 

P.S: Weitere Neuverfilmungen umfassen eine schonend modernisierte britische TV Version von 1981 mit Christopher Plummer, Angie Dickinson, Anthony Quayle und Ron Moody (die komplett erhalten ist: https://www.youtube.com/watch?v=sTQ97QMrLLM) und „Ein perfekter Mord“ ein sehr, sehr freies Remake mit Michael Douglas, Gwyneth Paltrow , Viggo Mortensen und David Suchet von 1998.





Remake Nummero eins.


Quasi-Remake Nummero 2