Der Titel dieses Blogs spielt natürlich auf das berühmte Magazin "Cahiers Du Cinema" (Notizen zum Kino) an, dessen Filmkritiker Francois Truffaut und Claude Chabrol später Regisseure und Wegbereiter eines neuen französischen Kinos wurden.
Dennoch ist dies kein arthouse Blog. Es ist ein Blog über die Liebe zum Film. Gute Filme. Und sehr schlechte. Egal woher sie stammen. Egal wie sie zu klassifizieren sind.

Freitag, 27. September 2024

„The Prime of Miss Jean Brodie“ (1969) - Zum Tode von Dame Maggie Smith




Heute in den frühen Morgenstunden schloss Dame Maggie Smith, Dame Commander of The British Empire, für immer ihre Augen. Viel werden an diesem Tag über ihre große Rolle als Minerva McGongal in der „Harry Potter- Filmreihe“ schreiben und das zu Recht; sie werden über ihre Countess Dowager in „Downton Abbey“ schreiben.


Maggie Smith tröstet Emma Watson am letzten Drehtag der Harry-Potter-Reihe.




Aber: Maggie Smith war mehr, viel mehr. In den 71 Jahren ihrer langen Karriere brillierte die hochbegabte Ausnahmeschauspielerin in mindestens 77 großen Bühnenproduktionen (zwischen 1952 und 2019), trat in mehr als 80 Filmen auf, gewann 2 Oscars (Beste Hauptdarstellerin 1970 für „The Prime Of Miss Jean Brodie“ und als Beste Nebendarstellerin für „Das verrückte California Hotel“ 1978), sieben Mal den Britischen Filmpreis (darunter zweimal für das Lebenswerk, viermal als Beste Hauptdarstellerin und einmal als Beste Nebendarstellerin), 3 Golden Globes, 4 Emmys, einen Tony Award am Broadway und 5-mal den Britischen Theaterpreis (1962, 1970,1982, 1984 und 1994). Sie erregte im Kino erstmals Aufmerksamkeit in der Rolle der scheuen Sekretärin Rod Taylors, die über sich hinauswächst in „Hotel International“ 1963 und feierte ihren großen Durchbruch 1965 in Theater und Kino-Film am Londoner National Theatre als Desdemona in Laurence Oliviers – rassistischem – Othello (Olivier kündigte ihren Vertrag als sie bessere Rezensionen erhielt als er selbst) und stellte 1967 in „Venedig sehen - und erben“ eine ganze Starriege in den Schatten, in der Perfomance als unterdrückte persönliche Assistentin die letztlich triumphal….aber das will ich hier nicht verraten.

Sie brillierte auch furchtlos in satirischen Produktionen und Komödien, sang und tanzte mit ihrer engen Freundin Carol Burnett, sogar in deren amerikanischer Variety – Show und veredelte nebenher 2 hochkarätige Agatha-Christie-Verfilmungen der 70iger und 80iger Jahre.





Und die privat schüchterne und zurückhaltende junge Frau war 1969 nicht nur, in Ingmar Bergmans legendärer Inszenierung in London, „Hedda Gabler“, sondern eben auch….Miss Jean Brodie…. und was für eine ungeheure Tour De Force das war!

Diesem Film ist nachfolgende Besprechung gewidmet…







“I am dedicated to you in my prime. And all of my girls are the creme de la crème. Give me a young girl at an impressionable age and she will be mine – for life”

Jean Brodie




Maggie Smith war schon einmal, vor Prof. Minerva MacGonagall, als Lehrerin auf der Leinwand zu sehen. Das war 1969 in „Die besten Jahre der Miss Jean Brodie“, der in englischer Sprache komplett auf youtube steht. Für ihre spektakuläre Darstellung wurde sie 1970 mit dem Oscar als Beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet.

Der Film ließe sich treffend als eine britische Mischung aus „Mädchen in Uniform“ und „Club der toten Dichter“ mit bösem Twist beschreiben.

 

Edinburgh, Schottland, 1930er Jahre:

An der renommierten, stockkonservativen Mädchenschule „Marcia Blaine School for Girls“ unterrichtet die junge Jean Brodie (umwerfend: Maggie Smith) – ein schillernder, so charismatischer wie egozentrischer Freigeist und theatralischer upper-class-Snob in Persionalunion, überlebensgroß in jeder Geste.

Einige Schülerinnen gehören zu ihrem engeren Zirkel den „Brodie Girls“ darunter ihre, scheinbar, naive Lieblingsschülerin Sandy (fantastisch: Pamela Franklin in ihrer ersten erwachsenen Rolle).

Der reaktionären Schulleiterin Miss Mackay (superb: Theaterstar Dame Celia Johnson in ihrer letzten Filmrolle) ist die innerlich zutiefst zerrissene Brodie ein Dorn im Auge, mit dem unkonventionellen Kunstlehrer Teddy Lloyd (Smith‘s damaliger – gewalttätiger – Ehemann Robert Stephens) verbindet sie eine toxische on-off-Affäre und mit dem gutmütigen Musiklehrer Mr. Lowther (Gordon Jackson) spielt sie sich nach Belieben.

Schnell erkennt man dass die skandalumwitterte Miss Brodie, eine leidenschaftliche Ausnahmepädagogin, einen etwas zu großen Einfluss auf ihre Zöglinge, um nicht zu sagen Protegés ausübt, doch erst mit dem Aufstieg der Faschisten Franco und Hitler, der zu einer Vorliebe Brodies für heroisch verklärte faschistoide Diktatoren führt, und als sie deshalb den Tod einer Schülerin und die, von ihr manipulativ herbeigeführte, Affäre einer anderen mit Mr. Lloyd zu verantworten hat, besiegelt die junge Frau ihr eigenes Schicksal – sie wird von ihrer Lieblingsschülerin verraten….



Diese von Ronald Neame („Die Akte Odessa“, „Die Höllenfahrt der Poseidon“) inszenierte Verfilmung der Bühnenadaption des gleichnamigen Romans von Muriel Spark hat viel Positives: Das Drehbuch von Jay Presson Allen („Marnie“, „Cabaret“, „Funny Lady“, Deathtrap“) die hier ihr eigenes Stück von 1966 adaptierte ist hervorragend, dialogstark und komplex; die Filmmusik von Rod McKuen (Komponist der „Peanuts“-Kinofilme) ist hervorragend, einschließlich des Film-Songs „Jean“.

Titelmusik: 




Song „Jean“: 




Die Kamerarbeit des Kameramanns der klassischen Bond-Filme (bis „Der Mann mit dem goldenen Colt“) Ted Moore, Oscarpreisträger für „Ein Mann zu jeder Jahreszeit“ ist blendend, und fängt zusammen mit Kostüm- und Produktionsdesign perfekt Milieu und Atmosphäre der Zeit ein.

Dennoch würde der Film nicht funktionieren ohne die famosen Darstellerleistungen:


 
Maggie Smith und Pamela Franklin.



Die hypnotische Leistung der jungen Pamela Franklin, die den Bogen ihrer Figur von naiver Streberin zu abgründiger Rächerin großartig meistert, von Dame Celia Johnson die ganze Welten mit einem einzelnen, winzigen Blick erzählen kann und die Figur der ultrakonservativen Schulleiterin mit einer bewunderungswürdigen Ambivalenz ausstattet, die es schwer macht sie zu verurteilen; und Maggie Smith, die ihre fast unspielbare Figur – die in ihrem extrem gekünstelten Auftreten völlig wahrhaftig ist - , mit antrainiertem schottischen Akzent, in einem virtuosen schauspielerischen Bravourakt zu einer der eindrucksvollsten Darstellungen macht, die je eine Schauspielerin auf der Leinwand gezeigt hat. Ihre Bandbreite raubt einem streckenweise den Atem.

So zum Beispiel in dieser Schlüsselszene, in der sich Brodie ihres ersten Kündigungsversuchs entzieht:



 

Alle drei Schauspielerinnen wurden ausgezeichnet:

Franklin erhielt den Kritikerpreis des National Board of Review als Beste Nebendarstellerin, Maggie Smith und Celia Johnson wurden mit dem britischen Filmpreis als Beste Haupt- und Nebendarstellerin ausgezeichnet; die in erster Linie als Bühnenschauspielerin bekannte Smith erhielt darüber hinaus 1970 in den USA, wo sie bis dato nie gedreht und nicht einmal einen eigenen Agenten hatte, für ihren 8. Film und ihre zweite Kinohauptrolle, völlig überraschend, doch hochverdient, den Oscar als Beste Hauptdarstellerin.(stellvertretend entgegengenommen von Alice Ghostley: https://www.youtube.com/watch?v=MB0cEu13C0k&ab_channel=Oscars)

 
Maggie Smith 1978 mit ihrem zweiten Oscar.



Dieser Film setzte ihren Namen auf die Landkarte des internationalen Kinos.
 

In der Bühnenfassung spielte übrigens Vanessa Redgrave die Miss Brodie und die junge Olivia Hussey die Rolle der Sandy.

 

Fazit:

Großartige Literatur- und Theaterverfilmung die von ihren fantastischen Schauspieler-Leistungen lebt.

Dienstag, 10. September 2024

FAREWELL TO THE KING: IN MEMORIAM JAMES EARL JONES (17. Januar 1931 – 9.9.2024)

 




„Er war die Stimme von Darth Vader„James war ein unglaublicher Schauspieler, eine einzigartige Stimme, sowohl in der Kunst als auch im Geist. Fast ein halbes Jahrhundert lang war er Darth Vader, aber das Geheimnis von allem ist, dass er ein wunderbarer Mensch war. Er verlieh all seinen Rollen Tiefe, Aufrichtigkeit und Bedeutung, vor allem als hingebungsvoller Ehemann der verstorbenen Ceci und Vater von Flynn. James wird von so vielen von uns vermisst werden... von Freunden und Fans gleichermaßen.“ GEORGE LUCAS

„Es wird nie wieder eine solche Kombination von Gnaden geben.“ LEVAR BURTON


„Diese dröhnende Stimme. Diese stille Stärke. Die Freundlichkeit, die er ausstrahlte. Es gibt so viel über sein Vermächtnis zu sagen, also werde ich einfach sagen, wie dankbar ich bin, dass Field of Dreams ein Teil davon ist.“ KEVIN COSTNER





„Erschüttert. Es gibt Ikonen, und dann gibt es diesen Mann. Wie erinnert man sich an jemanden, der uns einige der größten Bühnen- und Filmauftritte aller Zeiten beschert hat? Für so viele von uns hast du unsere Kindheit geprägt, von Star Wars bis König der Löwen, von Feld der Träume bis The Sandlot, von Coming to America bis Dr. Strangelove. Danke, James, dass du dein Leben der Kunst gewidmet






hast und unsere Lebenszeit mit einigen der besten Darbietungen aller Lebensläufe gefüllt hast. Es war eine Ehre, dich zu kennen, und eine noch größere Ehre, in einem Theater mit deinem Namen aufzutreten.“ JOSH GAD

„Danke, lieber James Earl Jones, für alles. Ein Meister unseres Handwerks. Wir stehen auf deinen Schultern. Ruhe jetzt. Du hast uns dein Bestes gegeben.“ COLEMAN DOMINGO

„Legendär“ beschreibt nicht einmal ansatzweise seine ikonischen Rollen und seinen Einfluss auf das Kino für immer. Seine Stimme und sein Talent werden immer in Erinnerung bleiben. Liebe Grüße an seine Familie, seine Freunde und seine zahllosen Fans in allen Galaxien, weit, weit weg.“ OCTAVIA SPENCER

„Deine Stimme hat Film und Theater für immer geprägt. Deine Rollen haben unsere Vorstellungskraft geprägt. Dein Vermächtnis wird für immer weiterleben. Ruhe in Frieden, Mr. Jones“ KERRY WASHINGTON







Er war die Stimme von Darth Vader.

Er war die Stimme von Mufasa.

„Das Kartell“, „Die nackte Kanone 33 1/3“, „Jagd auf Roter Oktober“, „Feld der Träume“, „Der Prinz aus Zamunda“, „Sneakers – die Lautlosen“, „Conan der Barbar“, „Exorzist II – der Ketzer“, „Dr.Seltsam oder wie ich lernte die Bombe zu lieben“ – in all diesen Filmen brillierte James Earl Jones. Er war nicht einer der größten schwarzen Schauspieler des 20. Jahrhunderts. Er war einer der größten Schauspieler des 20. Jahrhunderts.

Seine Karriere umfasste unglaubliche 71 Jahre. Er war cool und humorvoll genug sich persiflierend selbst zu spielen in einer Folge von „The Big Bang Theory“, als schon längst eine lebende Legende war, der schwarze Laurence Olivier aus Mississippi, und das Ensemble fast vor Ehrfurcht erstarrte – nur um festzustellen, dass der über 80-jährige einer ihrer größten Fans war und fleißig Autogramme sammelte.





Er war ein Titan des amerikanischen Theaters, eine Urgewalt auf der Bühne, ein Wirbelsturm. Er war gemacht um auf der Bühne zu stehen, und wenn er es tat, riss die schiere Intelligenz seiner Darstellungskunst, die Wucht seiner Intensität und seine grenzenlose Leidenschaftlichkeit jedes Publikum im Sturm mit sich: Ein Hüne von einem Mann, dabei ein hochsensibler vielschichtiger, ungeheuerlich begabter Charakterdarsteller wie es ihn wohl nie wieder geben wird. Dass diese Naturgewalt mit der einzigartigen Präsenz eines Jahrhundertschauspielers, ein so milder, liebenswürdiger, grundbescheidener und über alle Maßen großzügiger Mann mit einem „100-Kilowatt-Lächeln“ (Sir Ben Kingsley) war, gehört zu den Schönheiten der Kulturgeschichte.

Gestern ist James Earl Jones im Alter von 93 Jahren gestorben.

Das amerikanische Theater hat einen König verloren.

Das amerikanischen Kino eine Legende.




Ich möchte dieses Ausnahmekünstlers gedenken mit einer Sammlung all meiner Posts zu ihm, die über die Jahre erschienen sind. Sie enthalten Ausschnitte von extremer Seltenheit, einen brillanten, in Deutschland unbekannten Fernsehfilm von 1975 und einen Komplettmitschnitt der Theateraufführung von „Driving Miss Daisy“ mit Angela Lansbury und James Earl Jones.






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2011 erhielt James Earl Jones den Oscar für sein Lebenswerk als Überraschung nach einer Vorstellung von "Miss Daisy und ihr Chaffeur" mit Vanessa Redgrave im Theater in London. Überbringer: Sir Ben Kingsley....BEMERKENSWERT: Jones wurde als Kind im Alter von 5 Jahren traumatisiert und sprach acht Jahre lang kein Wort mehr, begann zu stottern, bis ein Englischlehrer ihn zwang zu reden - und das bei der Jahrhundertstimme!







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Sein großer Durchbruch gelang Jones im Jahr 1968 mit Howard Sacklers Bühnenstück „Die große Weiße Hoffnung“ (The Great White Hope), über den ersten schwarzen Boxweltmeister Jack Johnson, für das er 1969 als erster schwarzer Schauspieler aller Zeiten den Tony Award als bester Hauptdarsteller gewann.

In der Tony- Verleihung von damals, ist eine Szene live zu sehen: https://youtu.be/SevmAKmGkeg?t=3402

Für die Verfilmung des Stücks aus dem Jahr 1970 wurde Jones der erste Schauspieler nach Sidney Poitier der jemals für den Oscar als bester Hauptdarsteller nominiert wurde.

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Und hier: der damals erst 43 - jährige James Earl Jones in einer atemberaubenden Darstellung als Lear in "King Lear" 1974, aus der Aufführungsreihe Shakespeare in The Park. Jones war der erste schwarze Lear - und einer der Besten aller Lears: 

https://www.youtube.com/watch?v=ftW7WcoOuU8&ab_channel=brzeczyk




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OKAY, also DAS ist SchauspielKUNST. Man vergleiche Bühnen- und Filmlegende James Earl Jones (stimme von "Darth Vader") in der Broadway- Uraufführung von August Wilsons vielfach preisgekröntem Stück "FENCES" von 1987 (er erhielt den Tony Award als bester Hauptdarsteller) und Denzel Washington in der Neuinszenierung von 2010 (auch Tony). Beide sind gut, aber Jones ist besser...er hypnotisiert den Zuschauer regelrecht. Ungeheuer!

https://www.youtube.com/watch?v=KDrjthBNK4o&ab_channel=Ol%27manrus




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2017 erhielt Jones den Ehren- Tony-Award für sein Lebenswerk im Theater. JAMES EARL JONES hatte mehrfach amerikanische Theatergeschichte geschrieben, unter anderem in „The Great White Hope“ 1968, als Othello und als King Lear 1975 und in  einer für das moderne US-Theater prägenden Darstellung in August Wilsons „Fences“ 1987. Der zweifache Tony-Preisträger, mehrfache Emmy-Gewinner, Ehrenoscar- und Grammy-Preisträger und Jahrhundertschauspieler gab sich bescheiden:

https://www.youtube.com/watch?v=2VGK2kLUaCw

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THE UFO INCIDENT (1974)" - Mit Link zum kompletten Film. 


Ich hab den brillant gespielten Streifen gestern Abend durch Zufall entdeckt, bin hängegeblieben - und aus wars mit meinem Nachtschlaf. Das brillante, sachlich -nüchterne Dokudrama basiert auf der ersten dokumentierten alien abduction (Entführung durch Außerirdische) des 20. Jahrhunderts.

Dem Fall des gemischtethnischen Ehepaares Barney und Betty Hill, die behaupteten in der Nacht vom 19. zum 20. September 1961 Opfer einer Begegnung der vierten Art mit anschließender Entführung und medizinischer Untersuchung geworden zu sein. Die beiden erinnerten sich, ihrer Aussage gemäß zunächst nur an die Sichtung eines unbekannten Flugobjekts während einer nächtlichen Autofahrt, die sie auch meldeten. Aber in beider Erinnerung fehlten mehr als 2 Stunden und 35 Meilen Weg. Da Betty über die Jahre schreckliche Alpträume hatte, Barney krank wurde und die fehlende Zeitspanne ungeklärt blieb, ließen die beiden sich Ende 1963 von dem Psychiater Benjamin Simon hypnotisieren um sich zu erinnern. Die Sitzungen brachten weitgehend übereinstimmende Berichte der Entführung zu Tage.

Der Fernsehfilm basiert weitestgehend wörtlich auf den Tonbandaufnahmen dieser Hypnosesitzungen. In den Hauptrollen spielen Estelle Parsons (Oscar für "Bonnie und Clyde", Roseanne's Mutter in "Roseanne") als Betty, der große Theatergigant - und Stimme Darth Vaders - James Earl Jones (Ehrenoscar 2011) als Barney und Barnard Hughes als Dr Simon - die einzigen Sprechrollen des Kammerspiels.

Bemerkenswert ist nicht nur die Intelligenz und Sachlichkeit des Drehbuchs, das auch andere Erklärungsmodelle für die Sichtung mit Respekt andeutet, gleichzeitig aber auch die Hills und ihr Erlebnis - worin immer es nun letztlich bestanden haben mag - absolut ernst nimmt. Einziger Mangel ist das ungelenke Make - Up der Außerirdischen in den Backflashs; das ist vom filmtechnischen Standpunkt aus unglaubwürdig. Aber der hohe Spannungslevel wiegt es auf. Die überraschend dokumentarische, zurückhaltende Regie von Richard A. Colla ("Kampfstern Galactica") nimmt dem Film zusätzlich alles Spekulative.

Das alles erhöht die Wirkung des Films erheblich - es bleibt nämlich nichts mehr was man leicht abtun könnte. Was bleibt ist ein hochseriöses, und EXTREM UNHEIMLICHES Kammerspiel über das traumatische Erlebnis zweier Menschen, für das wir noch keine zufriedenstellende Erklärung haben, und vielleicht nie haben werden. UNBEDINGT KUCKEN!






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Welche Kraft Jones schauspielerisch entfalten konnte , sieht man hier in der Rolle des großen Bürgerrechtlers VERNON JOHNS in dem Film „THE VERNON JOHNS STORY“, einem Amtsvorgänger und Mentor Dr. Martin Luther Kings. 

In dieser Szene hält Jones Johns historische Predigt, während der er verhaftet werden sollte, weil er versuchte, seine Kirchengemeinde zum Widerstand gegen das rassistische System aufzuwecken:





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DRIVING MISS DAISY“(MISS DAISY UND IHR CHAUFFEUR), THEATERAUFFÜHRUNG (2014) MIT JAMES EARL JONES UND DAME ANGELA LANSBURY






Nach diesem historischen Theatermitschnitt von PBS, der Angela Lansbury und die Originalstimme von Darth Vader in Traumrollen zeigt, suche ich bereits seit 7 Jahren. Endlich ist er nun frei (und vollständig) verfügbar.

Viele kennen den oscarprämierten Film von 1989 mit Morgan Freeman und der brillanten (oscarprämierten) Jessica Tandy in den Hauptrollen und haben auch noch den klassischen Hans-Zimmer-Soundtrack im Ohr.

Aber wenige im deutschsprachigen Raum wissen, dass es sich ursprünglich um ein Bühnenstück handelt, genauer ein Drei-Personen-Stück, das 1987 als Off-Broadway-Produktion debütierte, mit Morgan Freeman, Dana Ivey und Ray Gill (in der Rolle des Sohnes) in den Hauptrollen. Regie führte damals Ron Lagomarsino.

Die damalige Produktion, sie lief vom 15. April 1987 bis zum 3. Juni 1990 1195 Vorstellungen lang,wurde mit 3 Outer Critics Cicle Awards prämiert, einem Obie-Award und dem Pulitzerpreis für das Beste Neue Stück 1988.

Der Inhalt:

Die Zeit: 1948, der Ort: Atlanta, Georgia.

Ein Unfall ist zu hören, und Daisy Werthan, 72 Jahre alt, Jüdin, befindet sich mit ihrem Sohn Boolie, 40 Jahre alt, in ihrem Wohnzimmer. Sie hat einen Unfall mit ihrem Auto verursacht, und Boolie besteht darauf, dass sie einen Fahrer bekommt. Boolie ist in seinem Büro und interviewt Hoke Coleburn, einen schwarzen Mann um die 60. Er ist arbeitslos. In den nächsten 25 Jahren fährt Hoke "Miss Daisy". Anfangs sind sie einander gegenüber misstrauisch, doch Hoke erträgt die etwas schrullige Miss Daisy mit Bravour. Sie bringt Hoke das Lesen bei, als sie erfährt, dass er es nicht kann, was ihr als Lehrerin leicht fällt. Im Laufe der Jahre entwickeln die beiden, letztlich durch ihre jeweiligen Rassimuserfahrungen einander näher als sie denken, ein enges Verhältnis zueinander. In der Schlussszene befindet sich Miss Daisy wegen zunehmenden Gedächtnisverlusts in einem Pflegeheim, ist aber noch so klar, dass sie Hoke, der sie besuchen kommt, sagen kann, er sei ihr bester Freund.




Das Stück, das zu Uhrys Atlanta-Trilogie gehört, hat einen biografischen Hintergrund.

Es wurde von Alfred Uhrys Großmutter Lena Fox, ihrem Chauffeur Will Coleman und seinem Vater inspiriert. Seine Großmutter, eine Jüdin, die in den 1960er Jahren in Atlanta lebte, musste nach einem Autounfall das Autofahren aufgeben und stellte Coleman ein, der sie 25 Jahre lang fuhr – daraus entstand die Stückidee.

Historisch thematisiert “Driving Miss Daisy”, u.a. die Auswirkungen des Bombenanschlags auf den Tempel der Hebrew Benevolent Congregation im Jahr 1958 und das Ehrendinner der Stadt Atlanta zu Ehren der Verleihung des Friedensnobelpreises an Martin Luther King Jr. im Oktober 1964.


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Im Jahr 2010 wagte David Esbjornson eine Broadway-Neuinszenierung von „Driving Miss Daisy“ die später auch im Londoner Westend lief. Die Hauptrollen spielten Theater-Titan James Earl Jones (Hoke), Vanessa Redgrave (Miss Daisy) und Boyd Gaines (Boolie).

 2013 tourte dieselbe Inszenierung 5 Monate durch lang Australien. Dort wurde sie fürs US-TV gefilmt. Es ist diese Komplettaufnahme die ich an dieser Stelle zur Verfügung stellen kann.


Auf Tour wiederholten Jones und Gaines ihre Rollen, die Rolle der Miss Daisy wurde von einer wahren Theaterlegende, Dame Angela Lansbury, übernommen, die sich für die Rolle extra einen Südstaaten-Akzent antrainierte.

Lansbury, deren Filmkarriere 1944 begann, ihr 3 Oscarnominierungen bescherte, wurde ab Mitte der 60-Jahre zum Theaterstar am Broadway wo sie 5 Tony-Awards gewann (viermal als beste Hauptdarstellerin in einem Musical – für „Mame“, „Dear World“, „Gypsy“ und „Sweeney Todd“ - , einmal als beste Nebendarstellerin in einem Drama), wechselte in den 80igern vorübergehend ins TV, wo sie als Jessica Flecher in „Mord ist ihr Hobby“ für 12 Staffeln 12 Emmy Nominierungen als beste Hauptdarstellerin gewann.

Mehr zu ihr hier: https://uncahierducinema.blogspot.com/2022/05/angela-lansbury-verbeugung-vor-einer.html

Die australische Tournee der Broadway-Produktion von Driving Miss Daisy fand vom 9. Februar bis zum 16. Juni 2013 vor ausverkauften Häusern in Brisbane, Sydney, Melbourne, Adelaide und Perth statt.

Diese Aufführung des Stücks wurde während der erfolgreichen fünfwöchigen Laufzeit im Comedy Theatre in Melbourne, Australien, vom 5. April bis 12. Mai 2013 mit sechs Kameras in High-Definition-Video gefilmt.

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Für die Dreharbeiten mit sechs Kameras wurde ein lokales Team eingesetzt, und das in Melbourne ansässige unabhängige Unternehmen Soundfirm führte die gesamte Postproduktion - Bild und Ton – durch.

Zum Kreativteam gehörten John Lee Beatty (Bühnenbild), Peter Kaczorowski (Lichtdesign), Wendall K. Harrington (Projektionsdesign), Christopher Cronin (Sounddesign) und Mark Bennett (Komponist).

Die Inszenierung ist bemerkenswert in jeder Hinsicht: Nicht nur das kreative Bühnenbild und Lichtdesign, die zahlreiche Schauplatzwechsel sinnlich meistern und viel mit Rückprojektionen arbeiten, die gute Musik und die so simple wie raffinierte Art die Autofahrten auf der Bühne umzusetzen, sondern die extrem dichte Inszenierung und vor allem die fantastischen Darstellungen begeistern.

Der Lansbury, damals 88 Jahre alt und in absoluter Hochform, und James Earl Jones, 82, dem besten amerikanischen Theaterdarsteller seiner Generation (sein Durchbruch mit seinem Gewaltakt in Howard Sacklers „Die große weiße Hoffnung“ für den er 1969 als erster Schwarzer den Tony Award als bester Hauptdarsteller in einem Drama gewann, ist legendär, sein „King Lear“ 1974 für „Shakespeare In The Park“ unübertroffen) könnte man unbegrenzt zusehen: Ihr Timing, Zusammenspiel, das Zuspielen der Bälle ist ein reiner Traum, der Wechsel von tiefdramatischen Momenten zu menschelnder, hinreißender Komik ist erstaunlich fließend und verblüffend tiefgründig.

Die, in beiden Fällen, mehr als 40 Jahre Theatererfahrung sind auf der Bühne physisch greifbar. Auch Boyd Gaines ist exzellent.

Fazit:

Ein ganz großer Theatergenuss der Premiumklasse!!


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