„Don’t let the title fool you“
(Original-Tagline)
Der Kultfilm
von 1980, ein Zeitgenosse von „La Boum – die Fete“, wurde seinerzeit ziemlich
anzüglich, fast als Sexkomödie, beworben; wer aber eine tumbe weibliche
Variante von „Eis am Stiel“ erwartet hatte, wurde aufs Angenehmste mit einer
pointierten, gefühligen - bei allen Klischees teils bravurös gespielten –
Teeniekomödie mit weiblichem Blickwinkel überrascht, die es, trotz allem
klassischen Klamauk, wagt den Weg ins sensible Teeniedrama einzuschlagen.
In seinem Regiedebüt gelang Ronald F. Maxwell zudem ein grandioser Besetzungscoup, denn die Hauptrollen spielten keine geringeren als die Jungstars Kristy McNichol die für die Serie „Family“ bereits zweimal den Emmy-Award als Beste Nebendarstellerin gewonnen hatte, bevor sie 14 war, und Tatum O’Neal die 1973 im Alter von 9 Jahren den Oscar als Beste Nebendarstellerin für Peter Bogdanovichs „Paper Moon“ gewann.
Es war eine Traumbesetzung. Bonus:
Theaterschauspielerin Cynthia Nixon, bekannt als Miranda aus „Sex and the
City“, die 2018 als Gouverneurin von New York kandidiert hat, gab im Alter von
damals 13 als Hippie Sunshine ihr Kinodebüt.
Filmdebüt: Cynthia Nixon als "Sunshine" |
Kristy
McNichol und Tatum O'Neal waren beide Kinderstars, die in den 1970er- und
1980er-Jahren zum Superstar aufstiegen und für ihre Rollen als harte Mädchen
und Wildfänge in dieser Zeit Preise gewannen. Dann wurden beide durch
persönliche Probleme ins Abseits gedrängt und gerieten für einen Großteil der
1980er- und 1990er-Jahre in einen selbstzerstörerischen Abwärtsstrudel, der den
Stereotypen des Kinderstars entsprach. Im Fall von Tatum wurde ihr
selbstzerstörerischer Zusammenbruch durch den Drogenkonsum ausgelöst, der durch
die jahrelange, unerbittliche Misshandlung ihres Vaters noch verstärkt wurde.
Kristy litt an einer bipolaren Störung, die im jungen Erwachsenenalter außer
Kontrolle geriet und eine der vielversprechendsten Kinderstar-Karrieren des
letzten halben Jahrhunderts zum Scheitern brachte.
Zeichen
dieser bipolaren Störung zeigten sich wohl ach bereist am Set von“ Little
Darlings“.
"Die Filmcrew bevorzugte Tatums ruhige, aber höfliche Zurückhaltung gegenüber Kristys ungeduldigen und manchmal verächtlichen Launen. In einem Moment der Langeweile raste Kristy mit ihrem Auto in die nahegelegene Stadt Madison, Georgia, und riss beim Überfahren des Bordsteins einen großen 'Donut' in das Gras auf dem Stadtplatz. Von der wütenden Polizei konfrontiert, entschuldigte sich die verlegene Produktionsfirma später (wie auch Kristy persönlich).
"Ich bin einfach erleichtert, dass meine Tochter, wenn sie schon rebellisch sein muss, den Rasen ruiniert, anstatt Drogen zu nehmen", sagt Carollyn [McNichols Mutter]". Während der Dreharbeiten wurde Kristy McNichol auch einmal gebeten, ein McDonalds-Restaurant zu verlassen, weil sie es mit einem Skateboard betrat.
Bis zu einem
gewissen Grad hatten übrigens beide Stars ein Comeback. Kristy spielte acht
Staffeln lang in der NBC-Sitcom Harry's Nest (1988) mit, und Tatum schrieb
einen Bestseller mit dem Titel "Paper Life", in dem es um ihre
grausame Hollywood-Erziehung geht.
Kristy McNichol und Tatum O'Neal 1979 |
Kristy McNichol und Tatum O'Neal Jahrzehnte später |
Obwohl Tatum
O'Neal und Kristy McNichol etwa zur gleichen Zeit gecastet wurden, durfte
O'Neal entscheiden, welche Hauptrolle sie spielen sollte, und sie entschied
sich für Ferris Whitney. In der Ausgabe des US-Magazins People vom 31. März
1980 wurde jedoch das Gegenteil behauptet. Darin heißt es: "Wie es sich
für ihre Bekanntheit im Fernsehen gehört, hatte Kristy McNichol die erste Wahl
gegenüber Tatum für die Hauptrolle in Kleine Biester (1980) und entschied sich
bewusst für die Rolle der Unruhestifterin".
Promo Shoot vor Beginn des Drehs: Kristy McNichol und Tatum O'Neal |
Kristy McNichol sagte einmal über Tatum O'Neal, als diese zum ersten Mal am Set auftauchte:
"Ich dachte: 'Oh, ich treffe jemanden, über den ich nichts
Gutes gehört habe.' Aber sie ist so nett. Jeder hat seine Launen - ich auch -
aber die meiste Zeit kamen wir gut miteinander aus".
Das war alles andere als selbstverständlich: Kristy McNichol und Tatum O'Neal waren beide zu unterschiedlichen Zeitpunkten für die Rolle der Amanda Whurlitzer in Die Bären sind los (1976) gecastet worden. Kristy McNichol hatte sich für die Rolle beworben und wurde auch besetzt, doch dann änderten die Produzenten an einem Wochenende ihre Meinung und gaben Oscar-Gewinner Tatum O'Neal die Rolle. McNichol erinnert sich:
"Das war die größte Enttäuschung in meiner bisherigen Karriere. Ich erinnere mich, dass ich so niedergeschmettert war, weil ich dieses Mädchen wirklich verstand."
Ironischerweise hatte auch
Jodie Foster für die Rolle vorgesprochen und hätte sie auch fast bekommen.
Die Drehbuchautorin
Dalene Young war anwesend, als eine Reihe junger männlicher Schauspieler zum
Vorsprechen für die Rolle des Randy Adams antrat. Obwohl sie nicht am Casting
beteiligt war, sagte Young, sie habe Matt Dillon aus der Gruppe herausgesucht
und sofort gewusst, dass er perfekt für die Rolle sei.
Zum Inhalt:
Sommer 1979 im Mädchen-Ferienlager Camp Little Wolf.
Die aus reichem Elternhaus stammende, versnobte Ferris Whitney (O’Neal) und die burschikose Arbeitergöre Angel Bright (McNichol) sind natürliche Antagonisten.
Beide sind 15, beide, wie ihre Hüttengenossinnen, aufgehetzt durch Jung-Starlet Cinder (Krista Erickson), schnell merken, noch Jungfrau. Ausgangspunkt einer ganz und gar pubertären Wette:
Wer zuerst seine Jungfräulichkeit im Sommercamp verliert, gewinnt. Es wird Geld gesetzt und amouröse und turbulente Verwicklungen aber auch ernste Lektionen fürs Leben, nehmen ihren Lauf….
Drehbuchseite des First Drafts von Kimi Peck, Ausgabe von Kristy McNichol |
Autorin Kimi Peck war Absolventin der USC-Filmschule mit Verbindungen nach Hollywood. Sie war die Enkelin "eines berühmten Stummfilmautors" und Schwiegertochter von Gregory Peck. Sie lebte in einer "Villa in den Hügeln von Bel-Air", die über Stallungen für ihre Pferde verfügte und ging auf eine Privatschule mit den Kindern der Reichen, Berühmten und Mächtigen Hollywoods.
Die Handlung kam durch etwas zustande, das Peck zufällig mitgehört hatte. Laut den AMPAS-Akten belauschte Peck ein Gespräch zwischen einer Gruppe 13-jähriger Mädchen und schrieb das Drehbuch in sechs Wochen.
Peck schlug die Idee einem Produzenten vor, den sie kürzlich
kennengelernt hatte. Stephen Friedman von Kings Road Productions wurde auf das
Drehbuch aufmerksam. Laut AFI handelte Peck einen "lukrativen" Deal
für sich selbst aus, einschließlich einer Anerkennung als Associate Producer.
Um das Drehbuch auf Vordermann zu bringen, wurde eine etablierte Autorin eingestellt, von der die Branche glaubte,soe wisse, wie man Drehbücher über Teenager-Mädchen (oder zumindest Teensploitation) schreibt. Dalene Young war 40 Jahre alt, als der Film gedreht wurde und war die Drehbuchautorin von „The Babysitter‘s Club“
Tatum O'Neal brachte Kristy McNichol für ihre Rolle das Rauchen bei. Ironischerweise hatte Tatum für ihre erste große Rolle mit dem Rauchen angefangen: ihre Oscar-prämierte Rolle als Addie Pray in „Paper Moon“ (1973). Kristy McNichol konnte aber nicht damit aufhören. Nach der Fertigstellung des Films rauchte sie fast 10 Jahre lang regelmäßig.
Die
Sommercamp-Szenen des Films wurden im Hard Labor Creek State Park an der
Fairplay Road in Rutledge gefilmt, etwa fünfzig Meilen östlich von Atlanta,
Georgia, USA. Offenbar sind die für den Film hergestellten Requisiten und
Schilder noch heute dort zu finden. Die Statistinnen in der Sequenz über die
Essensschlacht waren dabei Schüler von
örtlichen Privatschulen wie der Routledge Academy.
Für die
Rolle des Gary Callahan war ursprünglich
Schauspieler Perry King („Trio mit vier Fäusten“) vorgesehen. Bevor eine seiner
Szenen gedreht werden konnte, kam es jedoch zu einem Zerwürfnis zwischen King
und dem Produzenten bzw. dem Regisseur. Während die Filmcrew um Gary Callahan
herum drehte, wurde ein Ersatz für King gesucht. Als Armand Assante die Rolle
bekam, war bereits die Hälfte des Films fertig.
Armand Assante mit Tatum O'Neal |
In einer Szene sitzt Kristy McNichol in der Menge und sieht gelangweilt aus, während einige andere Mädchen "The Sister's Song" aus "The Pirates of Penzance" singen. In dem Kultfilm „Pirate Movie“ (1982) musste McNichol das Lied noch einmal hören, vorgetragen von ihren Schwestern auf der Leinwand.
In den Nächten, in denen nicht gedreht wurde, traten mehrere Darsteller mit musikalischen und komödiantischen Darbietungen für den Rest der Besetzung und der Crew auf. In der Ausgabe des US-Magazins People vom 31. März 1980 hieß es genau dazu:
"Als McNichol bei einer Varieté-Show außerhalb der Öffnungszeiten Regie führte, konnte O'Neal nicht mitmachen, unterstützte aber später Kristy, als sich die anderen Kinder beschwerten, sie sei eine Sklaventreiberin. Sie ist eine Perfektionistin", erklärt Tatum. Aber Kristy geht trotzdem in die Defensive: "Weißt du, Tatum hält mich für spießig, aber das bin ich nicht. Ich mag nur nicht dieselben Dinge tun wie sie'."
Der Film war ein Riesenerfolg und spielte mit einem sehr geringen Budget 36 Millionen Dollar ein.
Ein Hit auch in Japan! |
Für Tatum O'Neal, die zuvor einen Oscar gewonnen und in von der Kritik
hochgelobten Prestige-Filmen wie Paper Moon (1973), Nickelodeon (1976) und Die
Bären sind los (1976) mitgespielt hatte, bedeutete dies jedoch einen
Rückschritt. Kleine Biester (1980) war ein Hit, wurde aber von den Kritikern
damals - zu Unrecht - verrissen und hlat
vielen als schlüpfrige Teenie-Komödie nach
dem Vorbild von „Ich glaub', mich tritt ein Pferd“ (1978).
Später entstand auch ein "Buch zum Film" - der Roman "Little Darlings" wurde auf der Basis des Drehbuchs von Sonia Pilcer novelisiert:
In Deutschland ist der Umstand, dass der Film um US-Fernsehen in einer entschärften, dafür aber um andere Szenen erweiterten Fassung (die den Eindruck erweckte, dass Angel und Ferris nicht versuchten, ihre Jungfräulichkeit zu verlieren, sondern lediglich einen Wettbewerb darum veranstalteten, in welche sich zuerst ein Mann verliebt) ausgestrahlt worden war, gar nicht großflächig bekannt. Dabei sind einige der zusätzlichen Szenen erhalten, wie dieser Ausschnitt, in dem Angel Ferris in einem Sturm auf dem See das Leben rettet....
"Little Darlings" hat, trotz seiner Unzulänglichkeiten, seinen heutige Kult-Status zu Recht.
Einer der besten Teeniefilme und wahrscheinlich der beste Sommercamp-Film der
je gedreht worden ist (Die Kanuszenen wurden sogar in den "Simpsons"
parodiert, 2004 in der Emmy nominierten Folge „The Way We Weren’t“) - dazu der
erste der nur unter Mädels spielt.
Obschon mit
klarem 80er Flair macht er auch heute noch riesigen Spaß. Top besetzt (neben
Kristy McNichol und Oscarpreisträgerin Tatum O'Neal spielen Cynthia Nixon, die
leider 1985 verstorbene Alexa Kenin, Matt Dillon und Armand Assante), rotzfrech
und hochsensibel meistert er den Spagat zwischen alberner Teeniekomödie vor
toller Kulisse und feinfühligem Drama über `das erste Mal´ in unvergesslicher
Weise, auch dank des grandiosen Spiels von Kristy McNichol als tougher
Arbeitergöre mit zartem Kern.
Alexa Kenin |
Krista Erickson, Cinder. |
Matt Dillon, Randy. |
ACHTUNG:
Lange Zeit, vor der DVD-Veröffentlichung, kursierte eine fürchterliche Fassung,
in der aus rechtlichen Gründen der Soundtrack verändert wurde und in der
Textpassagen aus diesem Grund mit anderen, erwachsenen Sprechern rekonstruiert
werden mussten - ein grausiger Flickenteppich. Die DVD von marketing-film
enthalt aber die intakte deutsche Kinofassung
Hier die komplette englische Originalfassung:
Hier die komplette deutsche Originalfassung:
Original Press Kit von 1980 |
Original Press Kit von 1980 |