Der Titel dieses Blogs spielt natürlich auf das berühmte Magazin "Cahiers Du Cinema" (Notizen zum Kino) an, dessen Filmkritiker Francois Truffaut und Claude Chabrol später Regisseure und Wegbereiter eines neuen französischen Kinos wurden.
Dennoch ist dies kein arthouse Blog. Es ist ein Blog über die Liebe zum Film. Gute Filme. Und sehr schlechte. Egal woher sie stammen. Egal wie sie zu klassifizieren sind.

Dienstag, 28. November 2017

DER BESTE DETEKTIV DER WELT: „MORD IM ORIENTEXPRESS (2017)“ von und mit KENNETH BRANAGH



Es klang so gut. Kenneth Branagh auf dem Regiestuhl und als Hercule Poirot. Judi Dench, Johnny Depp, Penelope Cruz, Willem Dafoe, Michelle Pfeiffer, Derek Jacobi, Daisy Ridley in den Hauptrollen; Produzent Ridley Scott, Musik: Patrick Doyle - und natürlich, ein absolut brillanter Plot von Agatha Christie.
Es klang so wahnsinnig gut…. Aber das wurde es nicht.




1934 löst der berühmte Detektiv Hercule Poirot einen Diebstahl an der Grabeskirche in Jerusalem. Der so obsessive wie zwanghafte Belgier, der das Gleichgewicht im Leben sucht und seine Fähigkeit Fälle zu lösen, weil er den Unterschied zwischen Lüge und Wahrheit erkennen kann, als Fluch sieht, will sich in Istanbul ausruhen, muss aber für einen anderen Fall nach London zurückkehren. Sein Freund Bouc, Direktor des Orient Express, bietet ihm ein Zimmer im Zug an.

Poirot lehnt den Auftrag des finsteren Geschäftsmanns Samuel Ratchett ab, während seiner dreitägigen Reise als sein Leibwächter zu fungieren, da Ratchett Drohbriefe von einer unbekannten Partei erhalten hat. In dieser Nacht hört Poirot seltsame Geräusche, die aus Ratchetts Abteil kommen, und sieht eine Frau in einem roten Kimono den Korridor entlang rennen. Kurz darauf lässt eine Lawine den Zug entgleiten und die Passagiere stranden.

Am nächsten Morgen erfährt Poirot, dass Ratchett in der Nacht ermordet wurde, mit dutzenden von Messerstichen. Poirot und Bouc untersuchen den Fall und befragen die andere Passagiere, während die Reparatur beginnt. Beweise deuten darauf, dass Ratchett von einem Mann ermordet wurde. Dann findet Poirot im Abteil des Toten eine teilweise zerstörte Notiz, die Ratchett mit einem schrecklichen Verbrechen aus der Vergangenheit in Zusammenhan bringt: Der Entführung und Ermordung eines kleinen Kindes…..



Klar war von vornherein, dass dieser Film, ein Remake, sich gegen ein nahezu übermächtiges Original würde durchsetzen müssen, die grandiose Kino- Erstverfilmung von 1974. Sie setzte Maßstäbe, die die filmische Beschäftigung mit den Werken der Christie bis in die 80iger Jahre hinein dominierten.

Der Trailer der Verfilmung von 1974



Die Kamera führte damals der 2-fache Oscarpreisträger Geoffrey Unsworth („Superman“1978, „Die Brücke von Arnheim“ 1976, „Cabaret“ 1971, „“2001-Odyssee im Weltraum“ 1968 um nur einige zu erwähnen). Das Drehbuch stammte von Oscarpreisträger Paul Dehn (Teil 2-5 der Original „Planet der Affen“- Reihe der 60er und 70iger Jahre, der John Le Carré Klassiker „Der Spion der aus der Kälte kam“ 1965 und „James Bond-Goldfinger“ 1964) die Filmmusik stammte vom dreifach oscarnominierten Richard Rodney Bennett , das prächtige Kostüm- und Produktionsdesign im Art Deco Stil stammte von Tony Walton , Julie Andrews erstem Ehemann („Mary Poppins, 1964), und den Schnitt besorgte die mehrfach oscarnominierte Cutter-Legende Anne V. Coates („Lawrence von Arabien“ 1962).

Produziert wurde der Erstling von Richard B. Goodwin (der zuvor Laurence Oliviers „Othello“ und Zeffirelli’s „Romeo und Julia“ produziert hatte), und diesem war es gelungen ein regelrecht enormes Star-Ensemble zu versammeln: Lauren Bacall, Sean Connery, Anthony Perkins, Richard Widmark, Ingrid Bergman, Martin Balsam, John Gielgud, Vanessa Redgrave, Michael York, Jaqueline Bisset, Colin Blakely und Dame Wendy Hiller. Als Hercule Poirot beinahe nicht zu erkennen in einer sensationellen tour de force: ALBERT FINNEY, der einzige Schauspieler der jemals für diese Rolle eine Oscarnominierung erhielt (Bester Hauptdarsteller).

Auf dem Regiestuhl für diesen Starauftrieb nahm kein geringerer Platz als der große SIDNEY LUMET („Die 12 Geschworenen“ 1956, „Serpico“ 1973, „Hundstage"1975, „Network“ 1976) ein wahrer Großmeister des nervenzerrenden Kammerspiels und der Schauspielerführung.


Das Titelthema von Richard Rodey Bennett mit Filmbildern unterlegt.



Das Ergebnis war seinerzeit ein stylisches, prunkvolles Mörderrätsel der gehobenen britischen Detektivkunst, reich an Schauwerten , an Glanz, aber auch Finesse, virtuoser Kameraführung und starken, teils herausragenden Darstellerleistungen. Im besten Sinne altmodisches, klassisch englisches Kino aber mit allen technischen Innovationen des 70iger Jahre Kinos, das den Zuschauer mit einem schier unmöglichen Verbrechen in Bann schlug und mit einer wohlgehüteten, sensationellen Auflösung belohnte. 132 Minuten (20 Minuten mehr als die Neuverfilmung) ganz großes Unterhaltungskino vom Allerfeinsten.


Und hier das Making Of zum Original von 1974



Die Erstverfilmung, damals astronomische 1,4 Millionen Dollar teuer, wurde ein Riesen-Kinohit, der ganze 10 mal für den BAFTA, den Britischen Filmpreis, nominiert war ( Bester Film, Regie, Hauptdarsteller, Ausstattung, Kostüme, Kamera und Schnitt, inklusive 3 Preise für die Nebendarsteller Gielgud und Bergman sowie die Filmmusik) und sogar sechs Oscarnominierungen erhielt:

Bestes Drehbuch (Adaption): Paul Dehn
Bester Hauptdarsteller: Albert Finney
Beste Nebendarstellerin: Ingrid Bergman
Beste Kamera
Bestes Kostümdesign
Beste Filmmusik

Ausgezeichnet wurde letztlich nur Ingrid Bergman (mit ihrem dritten Oscar, den sie gar nicht wollte) für ihre Rolle der schüchternen Missionarin Greta. „Mord im Orientexpress“ wurde zum Vorreiter und Auslöser der Welle der neuen aufwendigen Agatha Christie-Verfilmungen der 70iger Jahre.


Ingrid Bergman gewinnt ihren dritten Oscar:



Dagegen nun Kenneth Branaghs 55 Millionen Dollar Neuverfilmung, die von vornherein viel zu sehr auf die Poirot Figur und zu wenig auf das Ensemble fokussiert. In der Tat blieben einem die durchaus gut gespielten Figuren seltsam blass, weil das Drehbuch sich keine Zeit nimmt um sich mit ihnen zu beschäftigen. Im Original ist Poirot – wie es der Roman vorsieht – eine Nebenfigur deren Bedeutung erst im Lauf der Zeit wächst und schließlich im sensationellen Auflösungs-Monolog ihren Höhepunkt findet. Hier ist er von vornherein der Protagonist, auch in einem frei erfundenen Vorbau an der Klagemauer zu Jerusalem. Viel zu wenig vertraut das Drehbuch von Michael Green auch der Vorlage besonders Christies kriminalistischer Konstruktionskunst, und gerät dadurch bereits früh ins Ungleichgewicht, büßt auch erheblich an Raffinesse ein. Bildsprachlich bietet der hübsch altmodisch auf Zelluloid (65mm) gedrehte Streifen einige außerordentliche und außerordentlich komplexe Plansequenzen die in der extremen Enge der Abteile sicherlich ungeheuer schwer zu realisieren waren, aber leider auch eine Farbgebung die dem Film nicht dienlich ist.

Eine gute Christie-Verfilmung braucht den Charme des Altmodischen, des „cozy feeling“, der Gemütlichkeit, zu der der schreckliche Mord und dessen spannende, wohlig-schauerliche Aufklärung einen abgründigen Kontrast bilden, als einen ironischen Resonanzraum. Mit den oft eiskalten, gelackten Bildern die die Neuverfilmung bietet, von vornherein an Branaghs Konzept der düsteren Rachegeschichte sich orientierend, kann das schwer gelingen. Alles ist düster, die Farben sind meist so unterkühlt, dass einen durchgängig fröstelt. Wer das anheimelnd findet, der denkt das vermutlich auch von „CSI New York“. Das alles ist cool, stylish, schnell – Agatha Christie like ist es nicht. Ebenso wie einige wenige, ziemlich deplatziert eingepfropfte Action-Schnipsel.

Die klassische Mechanik des Whodunit wird stilistisch weitgehend umgegangen, weil die Ambitionen der Regie in eine andere Richtung gingen, so dass es zu den Problemen des Films gehört, dass er seine Existenzberechtigung aus einem Genre entnimmt, aus dem er andererseits bereitwillig herausfällt, wenngleich ohne nennbaren Mehrwert. Wenn es sich dabei nicht um einen handwerklich hochwertigen A-Film handeln würde, wäre es wohl nicht gar so ärgerlich.


Aus der Filmmusik zur Neuverfilmung von Patrick Doyle



Dazu passt, dass es Kennet Branagh zwar gelingt gut und glaubwürdig, ja spontan agierende Darsteller aufzubieten, nur verpufft was an innerer Spannung zwischen den Figuren entstehen könnte, weil Branagh es nicht schafft irgend so etwas wie atmosphärische Dichte aufzubauen. Für Personen die die Auflösung kennen, wird das unter solchen Umständen ein ziemlich langweiliger Abend.

Wie sieht es mit Branaghs Poirot aus?


Berühmte Vorgänger als Hercule Poirot. OBEN: Albert Finney 1974 in "Mord im Orientexpress", UNTEN von Links nach Rechts: Charles Laughton in den 20igern im Theater, David Suchet spielte alle Fälle für das Britische Fernsehen, Sir
Peter Ustinov schlüpfte 6- mal in die Rolle, daruner dreimal im Kino ("Tod auf dem Nil" 1977, "Das Böse unter Sonne" 1982 und "Rendezvous mit einer Leiche" 1987)


Gemessen an DEM Poirot schlechthin, wie Shakespeare-Mime David Suchet ihn unvergleichlich für das britische Fernsehen erschuf, oder auch Albert Finneys starker Darstellung, ist er schwächer. Er meistert zwar den Akzent und die Idiosynkrasien, gibt der Figur auch überzeugend ein eigenes Flair – nur wird Poirot in Branaghs Händen leider zu einem schwermütigen Ersatz-Wallander, mit einem unglaublich unecht wirkenden Riesenbart, der ihn ständig der Lächerlichkeit preisgibt. Man kann niemanden als Meisterdetektiv ernst nehmen, der aussieht wie Onkel Xaver im Fasching, der einen Staubwedel zum Schnauz umfunktioniert hat. Branagh spielt also nicht nur gegen übermächtige Vorbilder an (Ustinov haben wir hier noch gar nicht erwähnt) sondern auch noch gegen die eigene Bartpracht.
Trotzdem gelingt ihm Vieles, speziell wie er den Auflösungsmonolog – simplifiziert und schwach geschrieben – spielt, und dabei den Moment des Erkennens der Wahrheit erst in dieser Sekunde live vor unseren Augen in Poirots berühmte „kleine graue Zellen“ sickern lässt, oder wie er seine finale Entscheidung trifft, das alles hat darstellerische Klasse.

Möglicherweise war Branaghs Fehler, dass er für sein ziemlich ambitioniertes Projekt weder die erste Verfilmung von 1974, noch die gelungene britische TV Adaption mit David Suchet gesehen hat, um zu vermeiden Eindrücke zu übernehmen oder in Nachahmung zu verfallen. Ich habe immer die Ansicht vertreten, dass ein solcher Ansatz Unsinn und oft ein Zeichen krankhafter Eitelkeit ist. So wusste der Regisseur hier nicht, unter welchen Voraussetzungen dieser Stoff, dieses dramatische Pflänzchen ideal gedeiht, und beging den Fehler es massiv zu überdüngen.

Insgesamt gelang hier eine zwar gute Krimi-Studie mit starken Darstellern, aber ohne Agatha Christie Feeling und mit einem – Sorry, Ken – halb dysfunktionalen Poirot, dunkel wie ein Schwedenkrimi, aber eben auch ein Film der deutlich und weit hinter seinem Kinovorgänger zurückbleibt. Sie ist allerdings besser als die schlechten TV-Filme mit Ustinov als Poirot (die dieser ja, im Gegensatz zu seinen drei Kinoeinsätzen als Poirot, nur der Gage wegen noch drehte, die dann an UNICEF ging) und um Klassen besser als die unsägliche deutsch-amerikanische Fernsehverfilmung mit Alfred Molina und Fritz Wepper von 2001, die gegen mehrere Artikel der UN –Menschenrechtskonvention verstieß. Aber das Endprodukt verfing sich in den Ambitionen seines Masterminds, Kenneth Branagh, und wurde leider nicht im Ansatz zu dem was es hätte sein können, was es versprach zu werden.



FAZIT: Schwermütige Christie-Verfilmung mit wenig Christie, hauptsächlich interessant für Zuschauer die das Original und somit die Auflösung nicht kennen.


Montag, 20. November 2017

„I AM THE SAINT OF BLASPHEMY“ – DIE LETZTE VERSUCHUNG CHRISTI (1988)




Von GRANT WATSON

Deutsch von STEFAN C. LIMBRUNNER






Der folgende Artikel des renommierten australischen Filmkritikers und Autors Grant Watson wird hier, mit ausdrücklicher und freundlicher Genehmigung des Original-Autors, erstmals in deutscher Sprache präsentiert. Der Essay von Mr. Grant ist nach meiner Auffassung der beste Aufsatz über diesen Film der heute im Netz zu finden ist. Der Anhang mit den Quellenangaben wurde unverändert übernommen.
Die Übersetzung stammt aus meiner Feder, ebenso wie das Addendum über die Reaktionen auf den Film in Deutschland.


The following article by renowned Ausralian film critic Grant Watson is presented in German translation for the first time with explicit and kind permission of its original author. The essay written by Mr. Watson in March 2017 in my mind is deemed to be the best article about this movie to be found o the net today. The appendix was not changed.
I am personally responsible for the translation, as well as the addendum covering the reactions to the movie in Germany.





1988 wurde Martin Scorseses Bibeldrama „Die letzte Versuchung Christi“ von Universal Pictures unter einem Proteststurm veröffentlicht. Es gab Aufrufe, den Film zu verbieten und jedes Kino in Amerika, das es wagen würde, den Film vorzuführen, zu boykottieren.

Kontroversen um religiöse Filme waren natürlich nichts Neues. Im Jahr 1979 untersagten zahlreiche britische Stadträte Monty Pythons „Das Leben des Brian“ in örtlichen Kinos zu zeigen. Noch endeten die religiösen Kontroversen mit Scorsese. Im Jahr 2004 würde Mel Gibsons "Die Passion Christi" aufgrund von Schlüsselsätzen in nicht untertiteltem Aramäisch Antisemitismus vorgeworfen werden. Ein Jahrzehnt danach wurde Darren Aronofskys „Noah“ wegen seiner abstrakten Behandlung des Buches Genesis kritisiert. Die Grausamkeit des Widerstands gegen „Die letzte Versuchung Christi“ bleibt jedoch unübertroffen. Sogar Ron Howards „The Da Vinci Code – Sakrileg“, der behauptete, dass Jesus nicht am Kreuz gestorben sei und ein Kind mit seiner Nachfolgerin Maria Magdalena gehabt habe, konnte keinen solchen Proteststurm auslösen.

Die Proteste waren natürlich ziemlicher Unsinn. Diejenigen, die sich gegen die Veröffentlichung des Films aussprachen, hatten ihn nicht einmal gesehen, noch hatten sie im Allgemeinen ein Verlangen danach. Darüber hinaus ist der Film selbst ein bemerkenswert frommes Beispiel religiöser Meinungsäußerung. Dieses religiöse Element, verständlicherweise Teil des Grundgewebes des Films, neigt auch dazu, das zu verstecken, was für mich interessanter ist: Es ist ein narrativ großartiger Film. Er ist erfinderisch, durchdacht, mit einem extrem knappen Budget wunderschön produziert und von einigen der besten Schauspielern der USA superb gespielt. Seine visuelle Bildsprache ist tief beeindruckend, und sein ikonischer Peter Gabriel-Score ist einfach erstaunlich. Ich bin kein besonders religiöser Mensch, aber „Die letzte Versuchung Christi“ bleibt mit beträchtlichem Abstand mein Lieblingsfilm von Martin Scorsese. Ein kraftvolles, ansteckend spirituelles Drama und möglicherweise der beste Film seiner Art, der je gedreht wurde.


"Ich wollte schon immer einen Film über Jesus drehen", sagte Scorsese. "Ich weiß nicht mehr, was zuerst kam, das Kino oder die Religion. Meine frühesten Kindheitserinnerungen sind Filme und der Kokon der katholischen Kirche. Ich habe das Gefühl, dass sie in gewisser Hinsicht untrennbar miteinander verbunden waren. "[1]

In Little Italy, New York streng katholisch erzogen, hatte der junge Martin Scorsese schrecklich unter Asthma gelitten. Da er nicht draußen mit den anderen Kindern in seiner Nachbarschaft spielen konnte, entdeckte er stattdessen eine Leidenschaft fürs Kino. Als Teenager, nachdem er mit seiner Familie nach Brooklyn gezogen war, lieh Scorsese 16mm Filmrollen aus, um sie wieder und wieder in seinem eigenen Haus zu sehen. Nachdem er erst erwogen hatte, nach seinem Abitur ins Priesterseminar einzutreten, schrieb er sich schließlich stattdessen für ein Englischstudium am Washington Square College ein und machte sich daran, Filmemacher zu werden.

Scorsese war stark vom italienischen Neorealismus und der französischen Novelle Vague inspiriert. Insbesondere der Neorealismus würde die Form vieler seiner frühen Werke diktieren, ebenso wie die von „Die letzte Versuchung Christi“.

Nachdem er im College mehrere Kurzfilme geschrieben und inszeniert hatte, drehte Scorsese 1967 seinen ersten abendfüllenden Spielfilm: Das schwarz-weiße Drama „Who's That Knocking at my Door.“ Scorsese begann den Film 1965 noch während des Studiums. Ein Mitstudent, ein aufstrebender Schauspieler namens Harvey Keitel, spielte die Hauptrolle. Eine andere Studentin, Thelma Schoonmaker, war Cutterin des Films. Die Arbeitsbeziehung, die während der langen und immer wieder unterbrochenen Produktion des Films entstand, war stark: Keitel trat später in fünf von Scorseses Filmen auf, während Schoonmaker den Schnitt jedes Spielfilms, den Scorsese je inszeniert hat, verantwortete (sie gewann hierfür 3 Oscars).

In den frühen 1970ern freundete sich Scorsese mit einer Gruppe gleichgesinnter unabhängiger Filmemacher an, die das amerikanische Kino im Laufe des Jahrzehnts kollektiv umgestalteten. Die Gruppe, zu der George Lucas, Brian De Palma und Steven Spielberg gehörten, tauschte Ideen aus und unterstützte die Projekte der anderen. Über De Palma lernte Scorsese das Nachwuchstalent Robert De Niro kennen, dessen Auftritte in "Taxi Driver", "Mean Streets" und "Raging Bull" den Schauspieler und den Regisseur bis in die späten 1970er und frühen 1980er Jahre regelrecht zu einem Synonym werden ließen.

Im Jahr 1972 wurde Scorsese von Low-Budget-Filmproduzent Roger Corman angeheuert, um seinen zweiten Spielfilm,“ Boxcar Bertha“ zu inszenieren. Mit einem minimalen Budget produziert, erreichte der fertige Film beachtliche Kritiken. Dies ermöglichte es Scorsese, die Finanzierung künftiger Filmproduktionen zu sichern. Während der Produktion von „ Boxcar Bertha“, gab Hauptdarstellerin Barbara Hershey Scorsese ein Geschenk: Einen Roman mit dem Titel „Die letzte Versuchung“ des griechischen Schriftstellers Nikos Kazantzakis.

Kazantzakis wurde 1883 auf Kreta - damals Teil des Osmanischen Reiches - geboren. Als junger Mann studierte er in Athen Jura und in Paris Philosophie. Sein erstes literarisches Werk war 1906 eine Kurzgeschichte "Serpent und Lilly", aber er erweiterte sein Spektrum bald nicht nur auf Geschichten, sondern Romane und Theaterstücke. Er wuchs nicht nur als engagiertes Mitglied der Griechisch-Orthodoxen Kirche auf, sondern auch als politischer Linker, unter anderem war er kurzzeitig Minister im griechischen Parlament. In einer langen literarischen Karriere würde Kazantzakis vor allem durch zwei Romane besondere Bekanntheit erlangen: „Alexis Sorbas“, veröffentlicht 1946, und „Die letzte Versuchung“, die neun Jahre später erschien.

„Die letzte Versuchung“ erzählt die Evangelien Jesu Christi aus Jesus eigener Perspektive nach und denkt die traditionelle Vorstellung von Jesus als Gott zu der von Jesus-als-Mensch neu. Er stellt einen sehr menschlichen Jesus von Nazareth dar, einen Menschen, der stark versucht ist, seinen Glauben aufzugeben und von Schuldgefühlen und Selbstzweifeln geplagt ist. Durch die Überwindung seiner Zweifel und Versuchungen zeigt Kazantzakis 'Jesus die Fähigkeit zum absolut Guten und zum starken Glauben in jedem Menschen auf: Der Roman humanisiert Christus und macht ihn wohl zu einer nachvollziehbareren und inspirierenderen Gestalt.

Während der Roman beträchtlichen literarischen Beifall erhielt, wurde er von der römisch-katholischen und griechisch-orthodoxen Kirche mit offener Feindschaft aufgenommen. Erstere fügte den Roman ihrem berüchtigten Index Librorum Prohibitorum hinzu - einer definitiven Liste von Werken, die von der Kirche verboten wurden. (Heute nicht mehr gültig) Letztere versuchte erfolglos, den Roman in Griechenland verbieten und Kazantzakis wegen Gotteslästerung verhaften zu lassen, während Teile der Kirche sogar energisch darum baten, ihn exkommunizieren zu lassen. In einem Telegramm an die Kirchenführer schrieb Kazantzakis: "Ihr habt mich verflucht, Heilige Väter, und ich gebe euch meinen Segen: Möge euer Gewissen so klar sein wie das Meine und ihr so sittlich und fromm wie ich." [2] Als er 1957 an Leukämie starb, weigerte sich die Kirche, seinen Leichnam auf einem ihrer Friedhöfe zu beerdigen. Er wurde stattdessen innerhalb der Mauern um die Stadt Heraklion begraben.




Während Martin Scorsese von „Die letzte Versuchung“ begeistert war, brauchte er mehrere Jahre, um den Roman von Anfang bis Ende zu lesen. Scorsese, der nie ein starker Leser war, zog es es auch vor, das Buch langsam zu genießen und nur gelegentlich ein Kapitel zu lesen. Er beendete den Roman schließlich, als er das Set von Paolo und Vittorio Tavianis Film „Il Prato“ besuchte. Sofort wies er seinen Agenten, Harry Ufland, an, Kazantzakis literarischen Nachlassverwalter zu kontaktieren und die Filmrechte für den Roman zu erwerben.

Es dauerte mehrere Monate, bis Ufland tatsächlich Kazantzakis Witwe Helen aufspürte, die eine Tendenz hatte, für längere Zeit durch die Welt zu reisen. Sobald sie aufgespürt worden war, folgte eine lange Reihe von Verhandlungen. Sie führten letztlich zu einem mehrjährigen Deal für die Filmrechte, der schließlich im November 1977 unterzeichnet wurde.

Während der Verhandlungsphase interessierte Scorsese die Filmproduzenten Robert Chartoff und Irvin Winkler erfolgreich für das Projekt. Das Paar hatte vor kurzem ein Karrierehoch als Produzenten des 1976er Boxer-Dramas „Rocky“ erreicht, der gegen alle Erwartungen ein Oscar-prämierter Smash-Hit geworden war.

Interviewausschnitt mit Martin Scorsese aus "Inside The Actors Studio"



Seit er ernsthaft darüber nachgedacht hatte, „Die letzte Versuchung“ zu verfilmen, war Martin für Scorsese immer klar gewesen, dass er seinen Freund Paul Schrader für die Drehbuchdapation anheuern würde. Zuletzt hatte Schrader das Drehbuch zu Scorseses urbanem Drama „Taxi Driver“ geschrieben. "Als ich Marty 1972 zum ersten Mal begegnete", erinnert sich Schrader, "erzählte er mir, dass er zwei Bücher machen wollte: Gangs of New York und Die letzte Versuchung Christi. .. Es fiel mir auf, dass es sich um grandiose Ambitionen für jemanden handelte, dessen wichtigster Verdienst ein Film von Roger Corman war. "[3]

Schrader wurde als Calvinist erzogen, und durfte daher als Kind keine Filme sehen. Erst als er älter wurde, wurde er zur Leinwand gelockt. Sein Drehbuchdebüt gab er 1974 bei Sydney Pollacks Thriller „The Yakuza“.

Obwohl Scorsese begierig darauf war, „Die letzte Versuchung“ zu inszenieren, deren Titel während der Entwicklung auf „Die letzte Versuchung Christi“ erweitert wurde, hatte er bereits andere Projekte im Gange, die zuerst Aufmerksamkeit erforderten. Er hatte kurz zuvor „ New York, New York“ beendet, das schwächere Kritiken als „Taxi Driver“ erhalten hatte. Dann wandte er sich dem Boxerdrama „Raging Bull“ zu, einem Gefallen für Schauspieler Robert De Niro, der das Projekt durch seine anfängliche Entwicklung hinweg betreut hatte. Paul Schrader schrieb auch hier das Drehbuch, woraufhin er ein eigenes Drehbuch schrieb: „Katzenmenschen“, eine lose Adaption des klassischen Val Lewton Kult-Horrorfilms aus den 40iger Jahren. Zwischen dem Schreiben des Drehbuchs und der Regie von „Katzenmenschen“ fand Schrader die Zeit, „Die letzte Versuchung“ zu adaptieren. Sein zweiter und endgültiger Entwurf wurde im März 1982 fertiggestellt.

Nach Fertigstellung von Schraders Arbeit übergab Scorsese eine Kopie an De Niro. Damals arbeitete De Niro an Sergio Leones epischem Drama „Es war einmal in Amerika“. Während er kein persönliches Interesse daran hatte in dem Film zu erscheinen - er fühlte sich für die Rolle Jesu besonders schlecht geeignet -, stimmte De Niro dennoch widerwillig zu, für den Fall, dass seine Mitwirkung den Unterschied zwischen Produktion und Absage ausmachen sollte.


Filmpremiere als Spießrutenlauf - 1988
Mitte 1982 erhielt Irvin Winkler einen Anruf von Jeffrey Katzenberg, dem kürzlich ernannten Präsidenten der weltweiten Produktion bei Paramount Pictures. Katzenberg hatte sich systematisch mit jedem der wichtigsten Filmproduzenten in Hollywood in Verbindung gesetzt, um sich vorzustellen und informell über potentielle Projekte zu sprechen, die diese Produzenten bei Paramount machen könnten.

Zu dieser Zeit steckte Winkler tief in der Produktion der Tom Wolfe-Adaption "Der Stoff aus dem die Helden sind" im Konkurrenzstudio Warner Bros und hatte keine anderen Projekte in der Entwicklung, die er für Paramount passend fand. Am Ende eines Mittagessens, und auf Katzenbergs Drängen, ihm alles zu pitchen, woran er arbeitete und nicht nur Paramount-freundliche Kost, erwähnte Winkler Scorseses „Die letzte Versuchung“. Zu Winklers Überraschung bat Katzenberg nicht nur, um eine Kopie des Drehbuchs, sondern rief einige Tage später zurück, um die Finanzierung und den Veleih des Films durch Paramount offiziell zu besprechen.

Von Anfang an war „Die letzte Versuchung Christi“ ungewöhnlich für Paramount. Im Vorjahr waren die erfolgreichsten Hits des Studios Taylor Hackfords romantisches Drama „Ein Offizier und Gentleman“ , die Science-Fiction-Fortsetzung „Star Trek II: Der Zorn des Khan“ und Walter Hills Actionkomödie „Nur 48 Stunden“ gewesen. Ein provokantes biblisches Drama schien eine schlechte Wahl zu sein, wenn man es solchen kommerziellen Produktionen gegenüberstellte.

Bei einem Treffen mit den Chefs des Studios waren Winkler und Scorsese überrascht, dass sowohl Katzenberg als auch Studiopräsident Michael Eisner das Projekt nicht nur auf kreativer Ebene unterstützten; sie glaubten ehrlich, dass es kommerzielles Potential für den Mainstream hatte. Zu dieser Zeit hatte das Studio versucht, eine Reihe von preisverdächtigen "Prestige" –Filmen zu entwickeln, die sich an ein gehobenes Publikum richteten. Filme die auf „Ethan Frome“ und „Moby Dick“ basieren sollten, waren in Vorbereitung. Eine erfindungsreiche Interpretation der Evangelien durch einen gefeierten Regisseur schien in diesem Zusammenhang ein starker Anwärter zu sein.

Nach einem kurzen Werben trafen sich die Hauptakteure zum Mittagessen, um einen Deal zu besprechen. Der Studiobesitzer Barry Diller fragte Scorsese, warum er die Regie von „Die letzte Versuchung Christi“ anstrebe. "Weil ich Christus besser kennen lernen möchte", war die ehrliche Antwort des Regisseurs. [4] Am Ende des Mittagessens machte Diller ein persönliches Versprechen, den Film zu finanzieren und in den Verleih zu bringen.

Im Januar 1983 reiste Scorsese nach Israel, um zusammen mit Winkler und Chartoff eine erste Location-Suche zu unternehmen. Arnon Milchan, ein israelischer Produzent, der Scorseses „The King of Comedy“ produziert hatte, sorgte für ein enormes Maß an Unterstützung durch die lokale Regierung, einschließlich der Verwendung eines Hubschraubers, um die Gruppe schnell von einem Ort zum anderen zu transportieren.
Die Scouting-Mission erhielt in der Hollywood-Presse unerwartete Aufmerksamkeit, sowohl bei der Variety als auch beim Hollywood Reporter. Beide Veröffentlichungen zitierten Gerüchte, nach denen Robert De Niro Jesus spielen würde. Entweder aus Wunschdenken oder wegen eines Kommunikationsfehlers kündigte Paramount tatsächlich die Mitwirkung von De Niro auf der ShoWest-Exhibitors Konvention 1983 an. Jeffrey Katzenberg rief persönlich Scorsese und De Niro an, um sich für den Fehler zu entschuldigen, aber die Idee weckte Irvin Winklers Interesse soweit, dass er Scorsese drängte, die Rolle De Niro ein letztes Mal anzubieten.

Scorsese tat es. De Niro passte.

Proteste gegen "Die letzte Versuchung Christi"

Im Mai 1983 machte sich Scorsese daran, die Überarbeitung des Drehbuchs zu „Die letzte Versuchung“ anzupacken. Während er mit dem zweiten Entwurf von Schrader zufrieden war, fühlte er, dass noch Arbeit nötig war. "Als er den Roman verdichtete", sagte er, "drang Paul direkt zum Kern der Hauptszenen vor. Er schwang sein Skalpell mit Genauigkeit und Schärfe. Aber bestimmte Punkte wurden nicht aufgelöst. Wir hatten das Problem der Sprache und einige der strukturellen Fragen noch nicht gelöst. "[5]

Scorsese traf sich mit einem anderen Drehbuchautor, Jay Cocks, und zusammen legten sie zwei Wochenendsitzungen in einem Haus außerhalb von Los Angeles ein, um das Drehbuch durchzugehen und Änderungen vorzunehmen. Sie reduzierten einen großen Teil des historischen Kontextes des Films, um sich auf die Beziehung zwischen Jesus und seinem Schüler Judas zu konzentrieren. Sie entfernten auch einige der umstritteneren Szenen von Schrader, darunter eine Rückblende zu einem jungen Jesus, der Maria Magdalena am Hochzeitsaltar im Stich lässt, und eine Version des letzten Abendmahls, in der die Jünger - als sie von Jesus hören, dass das Brot, das sie äßen, sein Fleisch sei - blutiges Fleisch hervor würgen. Gleichzeitig fügten Scorsese und Cocks zahlreiche Szenen aus dem Roman ein, die Schrader gestrichen hatte.

Am Ende der Umschreibungsphase hatten sie das knapp 90-seitige Drehbuch von Schrader auf 111 Seiten erweitert. Scorseses Wahl, das Drehbuch mit Cocks neu zu schreiben, führte zu einem Bruch zwischen ihm und Schrader. Es führte schließlich zu einer Schiedsgerichtsverhandlung der Writers Guild of America darüber, wer von Schrader, Scorsese und Cocks eine Nennung im Vorspann erhalten sollte. Am Ende stellte sich die WGA auf Schraders Seite und gestand ihm die alleinige Nennung zu. "Oh, ja, wir streiten uns", gab Schrader damals zu, "aber wir reden auch darüber, einen weiteren Film zu machen. Wir streiten uns, seit wir uns kennen. Wir sind beide ziemlich sture Leute. "[6] Scorsese und Schrader arbeiteten tatsächlich noch einmal zusammen, an dem 1999er Drama „Bringing Out the Dead“.

"Ich will der Messias sein!"  Willem Dafoe als ein Jesus am Lebensende
Der Produktionsdesigner Boris Leven unternahm Erkundungsreisen nach Israel und Marokko und suchte nach geeigneten Orten, um das Jerusalem des 1. Jahrhunderts zu simulieren. Zur gleichen Zeit begann Scorsese Schauspieler für die Schlüsselrollen vorsprechen zu lassen. Harvey Keitel war der erste Schauspieler der besetzt wurde , in seinem Fall als der Jünger Judas. Barbara Hershey bat Scorsese persönlich um die Rolle der Maria Magdalena; Trotz ihrer Freundschaft unterzog er sie einer rigorosen Reihe von Vorsprechen, um sicherzustellen, dass es keine Vorwürfe von Vetterwirtschaft geben würde.

Für die zentrale Rolle Jesu wollte Scorsese einen Schauspieler besetzen, der dem katholisch idealisierten Bild weitgehend entsprach: Europäisch, weißhäutig, blondes bis braunes Haar und Bart. Er war sich bewusst, dass der tatsächliche Jesus von semitischem oder nahöstlichem Aussehen war, aber angesichts der provokanten Freiheiten, die sich der Film mit dem Leben Jesu nehmen würde, wollte er die Kontroverse nicht noch weiter treiben, indem er einen unkonventionellen Schauspieler in der Rolle besetzte.

Zu den Schauspielern, die für die Rolle vorgesprachen, gehörten Jonathan Pryce, John Malkovich, Eric Roberts und Christopher Walken. Scorsese bevorzugte zunächst Roberts für die Rolle, aber als Roberts sich abrupt aus dem Rennen nahm, entschied er sich stattdessen für Walken. Diese Wahl wurde jedoch von Paramounts Führungskräften abgelehnt. Walken wurde als zu ungewöhnliche Wahl angesehen, und es wurde deutlich gemacht, dass das Projekt nicht weitergehen würde, wenn Walken Scorseses Wahl bliebe. Walkens Agent behauptete später, die ganze Ablehnung seines Mandanten sei als Provokation für Scorsese gedacht gewesen, damit er die Produktion aus Protest hinwerfen und dadurch Paramount von einem zunehmend kontroversen Projekt befreien würde.


Kinobesuch unter Polizeischutz - am Ende des 20. Jahrhunderts.

Eine wachsende Protestbewegung gegen „Die letzte Versuchung Christi“ erlebte im März 1983 mit dem Newsletter einer Medienbeobachtungsgruppe, überschrieben mit dem Titel N.F.D. Informer, ihren Kick-Start. Die Gruppe wurde von Reverend Donald Wildmon geleitet, der angewidert war von dem, was er als Mangel an starken moralischen Werten im amerikanischen Fernsehen ansah, und als Antwort darauf die National Federation of Decency (N.F.D.) gegründet hatte. Die März-Ausgabe des Newsletters vermerkte , dass Paramount dem Film Grünes Licht gegeben hatte und stellte eine Liste von Unternehmen im Besitz von Paramounts Muttergesellschaft Gulf and Western zur Verfügung; eine nicht allzu subtile Drohung mit einer potenziellen Boykottbewegung. Etwa zur gleichen Zeit nahm die in Arizona ansässige „Evangelische Schwesternschaft Marys“ die Ankündigung der Produktion zur Kenntnis und verurteilte sie schnell. 


Kapitalismuskritik a la Jesus
Als Beschwerdebriefe in das Hauptbüro von Paramount Pictures einzutrudeln begannen, wurde erst versucht, personalisierte Antworten zu senden, die jedem Beschwerdeführer versicherten, dass die Filmemacher die größte Sorgfalt walten ließen, um Christus und den christlichen Glauben zu respektieren. Einige Briefe wurden sogar an Scorsese weitergeleitet, damit er persönlich antworten konnte. Im September wurden jedoch einfach zu viele Briefe an Paramount geschickt, als dass das Studio mit mehr als einer allgemeinen Antwort hätte reagieren können. 

Die Situation verschlimmerte sich, als ein satirischer Artikel in der linken Zeitschrift „ Mother Jones“ veröffentlicht wurde, der vorgab, Auszüge aus dem Drehbuch von „Die letzte Versuchung Christi“ zu präsentieren. Diese gefälschten Ausschnitte, die darauf abzielten, den düsteren, urbanen Ton von Scorseses früheren Werken zu kopieren, wurden von den Herausgebern des N.F.D. Informer versehentlich für echt gehalten ,und als tatsächliche Beispiele dafür, wie der Film sein würde, an N.F.D. Mitglieder verteilt.

Die zunehmenden Proteste erregten die Aufmerksamkeit von Salah Hassanein, dem Vizepräsidenten der Kinoketten von United Artists. Er fürchtete potenzielle Unruhen und Gewalt in seinen Kinos und schrieb an Paramount, um das Studio zu informieren, dass „Die letzte Versuchung Christi“ in keinem der der 3.200 Kinos des Unternehmens laufen würde. Dies war für Paramount und den Film ein schwerer Schlag, der seine kommerziellen Aussichten erheblich reduzieren würde.


Im Bewusstsein des Unbehagens von Paramount, aber doch noch relativ sicher, dass der Film weitergehen würde, castete Scorsese erfolgreich seinen Jesus: den 24-jährigen Schauspieler Aidan Quinn. Scorsese hatte eine Vorschau von Quinns neuem Film „Reckless“ gesehen und fand, dass er die richtige Kombination aus Stärke und Verletzlichkeit hatte um Kazantzakis Vision von Jesus Christus überzeugend zu spielen.

Gleichzeitig stieg das geschätzte Produktionsbudget des Films von ursprünglich 12 Millionen Dollar auf bis zu 16 Millionen Dollar. Die Dreharbeiten sollten in Jerusalem stattfinden - per Flugzeug nach Los Angeles besser erreichbar als andere potentielle Standorte - und die Sets waren bereits im Bau. Der Film wurde fast vollständig besetzt. Quinn, Hershey und Keitel waren alle unter Vertrag. Harry Dean Stanton wurde als Apostel Paulus gecastet, und der seit kurzem auch als Schauspieler tätige Popmusiker Sting , sollte den römischen Statthalter Pontius Pilatus spielen. Jason Miller (Father Karras in „Der Exorzist“) war als Johannes der Täufer im Gespräch.

Aufgrund der steigenden Kosten und der wachsenden Proteste bekamen die Führungskräfte von Paramount kalte Füße und lehnten das Projekt spontan ab. Sie teilten Scorsese ihre Entscheidung am Thanksgiving Day 1983 mit. Statt die Ablehnung einfach zu akzeptieren, versprach Scorsese die Produktion zu überarbeiten und mit einem viel kleineren Budget zu realisieren. So niedrig wie 7 Millionen Dollar, wenn es den Film am Leben erhalten würde. Paramount stimmte zu, das Angebot in Betracht zu ziehen, und die Vorproduktion ging rasch vorwärts: Sets und Kostüme wurden fertiggestellt, Drehpläne fix gemacht und die Produktion für Anfang Januar 1984 festgesetzt.

Am 23. Dezember informierte Michael Eisner Scorsese und seine Produzenten persönlich, dass „Die letzte Versuchung Christi“ bei Paramount Pictures nicht gemacht werden würde. Das Projekt ging formal in den "Turnaround": Paramount behielt die Rechte an der Produktion, inklusive Drehbuch, Bühnenbild und Kostüme, würde aber alle Rechte abgeben, sollte ein anderes Studio einspringen und alle bisherigen Produktionskosten bezahlen. Die Absage kam so plötzlich, dass es zu spät war, um Aidan Quinn zu informieren, bevor er zum Dreh flog. Er wurde in der Ankunftshalle des Flughafens von Tel Aviv über den Zusammenbruch des Projekts informiert.

Scorsese und seine Produzenten - Chartoff und Winkler hatten während der Vorproduktion gewechselt und wurden von Produzent und Regisseur Jon Avnet ersetzt - kämpften tapfer darum, ein anderes Studio zu finden, das den Film aufgreifen würde, aber ohne Erfolg. „Die letzte Versuchung Christi“ war, zumindest in seiner Paramount-Form, tot und begraben.




Scorseses Karriere ging weiter. Er drehte 1985 die schwarze Komödie „After Hours“, bevor er sich mit Michael Eisner und Jeffrey Katzenberg in den Walt Disney Studios wieder zusammentat, um „Die Farbe des Geldes“ zu inszenieren, was beweist, dass Scorsese nicht nachtragend war. Trotz dieser beiden Produktionen verlor er nie den Kerngedanken aus den Augen: „Die letzte Versuchung“ auf die Leinwand zu bringen. In einem Interview von 1987 sagte Barbara Hershey: "Marty sagt, er spürt, dass er nur geboren worden ist, um diesen Film zu machen. Ich weiß nur eines - mit dieser Art von Leidenschaft wird er nicht aufhören, bis er es schafft. "[7]

Eine Person, die davon ausging, dass Scorsese aufgegeben hatte, war Paul Schrader, der an den Regisseur schrieb, er wolle die Klausel in seinem Vertrag aktivieren, die ihm erlaubte, den Film zu inszenieren, für den Fall, dass Scorsese es ablehnte. »Ich habe einige Schritte unternommen, um ihn zu bekommen«, sagte Schrader. »Ich habe Marty benachrichtigt. Ich sagte: "Ich höre, dass deine Begeisterung nachlässt, und es gibt Leute in Ägypten und Frankreich, die vielleicht etwas Geld haben. Wenn du je aufgibst, werde ich auch über deinen Kopf hinweg versuchen, diesen Film fertig zu kriegen. "Und er schrieb mir diesen langen wütenden Brief zurück und sagte:" Du wirst das Drehbuch aus meinen Händen zerren müssen, wenn ich sterbe. "[8]


Harry Ufland fuhr fort, „Die letzte Versuchung Christi“ anzupreisen, wo immer möglich. Als klar wurde, dass amerikanische Studios ihn nicht unterstützen würden, suchte er nach Finanzierungsmöglichkeiten in Europa. Roger Cormans alte Firma New World Pictures, die an einen neuen Käufer ging, versuchte, den Film für ein wenig mehr Ansehen zu bekommen, wurde aber durch Paramounts „Turnaround“- Kosten abgeschreckt. Die französische, russische und griechische Regierung hatten die Unterstützung des Films ernsthaft in Erwägung gezogen, bevor er jeweils abgelehnt wurde. Im Fall Frankreichs ging die Ablehnung auf einen starken Protest des katholischen Erzbischofs von Paris, Kardinal Jean-Marie Lustiger, zurück.

Eine positiver Durchbruch folgte, nachdem Scorsese bei der Creative Artists Agency (CAA) unterschrieb, einer neuen Agentur für Schauspieler, Schriftsteller und Regisseure, die von dem mächtigen Industriefunktionär Michael Ovitz geleitet wurde. Es war Ovitz, der zuerst die Idee von "Package“ Filmen entwickelte: Ein Drehbuch finden, einen Regisseur und Stars verpflichten und dann das Projekt als geschnürtes Pakat, als Komplettangebot rund um Hollywood versenden. Es war Ovitz, der Scorsese, Paul Newman und Tom Cruise für „Die Farbe des Geldes“ zusammenpackte und nach der Veröffentlichung des Films fragte er Scorsese, was sein Traumprojekt sei. Das hatte sich nie geändert: Die letzte Versuchung Christi. Ovitz wandte sich sofort an Tom Pollock, den neu ernannten Vorsitzenden der MCA Motion Pictures Group - die Eigentümer des Filmstudios Universal Pictures. Ovitz kam mit einem ziemlich einfachen Deal: Bezahlen Sie für „Die letzte Versuchung Christi“, und erhalten sie Martin Scorsese als einen der Stamm-Regisseure des Studios.

Pollock war bereits mit dem Projekt vertraut, weil er zuvor als Anwalt für Harry Ufland gearbeitet hatte. Glücklicherweise passte der Film auch gut in seine Strategie für die Filmproduktion: Populistische Filme mit großem Budget mit kleineren, bescheideneren Produktionen zu kombinieren, die das Prestige des Studios erhöhen und hoffentlich einige Preise gewinnen würden. Pollock traf Scorsese zusammen mit Studio-Präsident Sid Sheinberg, um eine mögliche Zukunft zwischen dem Regisseur und dem Studio zu diskutieren. Einige zukünftige Produktionen wurden besprochen, einschließlich „Gangs of New York“ und einem Mafia-Drama, dass Scorsese entwickelte: „Wise Guys“ (später umbenannt in „ Goodfellas“), aber es wurden keine festen Vereinbarungen getroffen.

Am Ende erklärte sich Pollock bereit, „Die letzte Versuchung Christi“ zu finanzieren und in den Verleih zu bringen. Eine Situation, in der das Studio nur für den fertigen Film bezahlt, was die Produzenten dazu zwingt, sich zunächst anderweitig zu finanzieren. Die Vereinbarung reduzierte die Risiken von Universal, da, wenn weitere Proteste das Projekt zerstörten, sie den Verlust nicht aus eigener Tasche zahlen müssen würden, und es kam Ufland und Scorsese zugute, da sie jetzt mit der Rückendeckung des Studios potenzielle neue Investoren ansprechen konnten. Scorsese sagte: "Ich hätte nie gedacht, dass ich einen solchen Film für ein Studio wie Universal drehen könnte. Sie repräsentierten eine bestimmte Art des Filmemachens. Aber von dem Moment an, als ich Tom Pollock und Sid Sheinberg traf, fühlte ich eine neue Einstellung, eine neue Offenheit. Ich habe von keinem anderem Studio je eine solche Unterstützung erfahren. "[9]

In einer etwas überraschenden Wendung, war es ausgerechnet eine Kinokette, die dem Film zu Hilfe kam. Die Cineplex Odeon Company versprach dem Fonds 50 Prozent des Produktionsbudgets als Gegenleistung für die kanadischen Vertriebsrechte und die Rechte, den Film zu günstigen Konditionen in allen Cineplex-Theatern in den USA zu zeigen. Der Rest wurde privat beschafft. Scorsese hatte wieder eine Finanzierung und ein unterstützendes Studio, und obwohl die Produktion in einer Low-Budget-Form verbleiben musste, wurde sie jetzt endlich umgesetzt.

Aidan Quinn, der gerade einen beschwerlichen On-Location-Dreh zu einer „Robinson-Crusoe“-Adaption beendet hatte, hatte nicht den Wunsch, sofort eine weitere Produktion in Übersee zu beginnen. Erschöpft von der Crusoe-Erfahrung, lehnte er Scorseses erneutes Angebot ab, Jesus zu spielen.

Scorsese entschloss sich rasch die Rolle mit Willem Dafoe neu zu besetzen. Er hatte gesehen, wie Dafoe den Bösewicht in William Friedkins „Leben und Sterben in L. A.“ gespielt hatte und war enorm beeindruckt. Nachdem er sich die Zeit genommen hatte, ihn in Oliver Stones Film Vietnam – Kriegsfilm "Platoon" zu sehen, war Scorsese so überzeugt, dass er ihm die Rolle Jesu anbot. Abgesehen von Dafoes Talent wurde Scorsese von seinem visuellen Erscheinungsbild angezogen: Mit seinen braunen Haaren und seinen europäischen Gesichtszügen passte er gut zur traditionellen Darstellung Christi, die in Christlichen Kirchen in weiten Teilen der Welt zu sehen ist.

Dafoe, der zu dem Zeitpunkt als er die Rolle erhielt, mit seiner „Wooster-Group“-Theatergruppe auftrat, nahm sich vor, Christus auf die einzige Weise zu spielen, die ihm möglich schien - durch seine Menschlichkeit. "Als Schauspieler, der sich der Rolle direkt stellt", erklärte er, "konnte ich nur in menschlichen Dimensionen mit ihr umgehen. Ich denke, der Film zeigt das Herz und den Geist von Jesus. Es war in jeder Hinsicht ein schwieriger Film. "[10]

Der Druck, die Hauptfigur einer großen Weltreligion zu spielen, schien Dafoe nicht zu stören. '"Christus! Oh mein Gott, er ist so eine wichtige Figur! "- Das ist mir nie in den Sinn gekommen. Ich habe nicht den Christus für alle Zeiten gespielt, ich habe nicht den endgültigen Christus gespielt, ich habe ihn in Martin Scorseses Film nach dem Roman von Nikos Kazantzakis gespielt. Und das befreit dich. Um die Geste zu machen, denkst du nicht darüber nach, was die Geste bedeutet. Du folgst Instinkten und Intuition und flirtest so mit Geistern. "[11]

"In Die letzte Versuchung", betonte Dafoe später, "spiele ich einen Jesus, nicht den Jesus. Wenn ich gedacht hätte, dass ich DEN Jesus spiele, hätte ich nicht gewusst, wo ich anfangen soll. "[12]


Anzeige die das Studio 1988 aufgab, in dem Versuch den Film zu retten.


Trotz des starken Interesses von Jeff Bridges - der sogar so weit ging, persönlich an Scorsese zu schreiben und um die Rolle des Judas zu betteln - war Harvey Keitel immer noch Scorseses einzige Wahl.

"Es hatte eine tiefgreifende Wirkung auf mich", sagte Keitel. „Zuerst das Drehbuch und dann den Roman von Kazantzakis zu lesen, zu einer Zeit, als ich meinen eigenen Ansatz in Frage stellte, rauszufinden, wer ich bin, was ich bin, und meine spirituelle Seite zu finden. Es hat mir gewissermaßen eine Tür geöffnet, um den biblischen Bericht über unsere Geschichte auf eine tiefere Weise in Frage zu stellen. Er hat der Schöpfungsgeschichte Vorstellungskraft verliehen. "[13]

Ein Element, das Keitel besonders ansprach, waren die umgangssprachlichen Dialoge des Films, die in den natürlichen amerikanischen Akzenten der Schauspieler statt in jenem affektiertem britischen Akzent gespielt werden sollten, der in der Regel in historischen Filmen verwendet wurde. "Die Sprache wurde bewusst gewählt", sagte Keitel. "Damit meine ich, die Form der Sprache , zeitgenössische Rede, wurde von Marty gewählt. Die ursprüngliche Sprache war Aramäisch. Wissen sie, das klingt irgendwie ähnlich wie Arabisch, wenn sie das je gelernt oder gehört haben. Martys Entscheidung war es, diese Akzente zu verwenden. Es war eine kreative Entscheidung. Jeder, der diese Entscheidung ablehnt, kann sie gerne ablehnen, aber er darf uns oder den Film nicht mit seiner eigenen Interpretation belasten. Sie können anderer Meinung sein, aber sie dürfen uns nicht aufzwingen, was sie gerne hören würden. Manche Leute kamen nie über die Sprache hineg. Ich war verärgert über das, was einige Leute über die Sprache sagten. "[14]

Für Scorsese war die Verwendung zeitgenössischer amerikanischer Akzente notwendig, um die Charaktere dem Publikum nahe zu bringen. um sie als wirkliche Menschen erscheinen zu lassen, nicht als abstrahierte Gestalten, die nur durch die Schrift erfahren werden. "Der einzige Weg, wie du das machen kannst", sagte Scorsese, "ist es, deine Filme nicht wie die alten biblischen Filme aussehen und klingen zu lassen. In diesen Filmen sprachen die Charaktere mit britischen Akzenten. Der Dialog war in einigen Fällen wunderschön und die Filme sehen wunderschön aus. Sie waren Festspiele. Aber sie hatten nicht wirklich mit unserem Leben zu tun, wo man "seine Sünden zu Hause und auf der Straße und nicht in der Kirche" wiedergutmacht. "[15]

"Jesus lebte in der Welt. Er war nicht in einem Tempel. Er war nicht in der Kirche. Er war in der Welt. Er war auf der Straße. Der Film, den ich machen wollte, handelte von Jesus auf der Eigth Avenue, etwas wie Pasolinis Accattone. "[16]


Die zeitgenössische Sprache der Apostel führte zu einigen aufsehenerregenden Besetzungen: Schauspieler der New Yorker Arbeiterklasse, die wie schwere Arbeiter aussahen, und Fischer. Gemeinsam geben die Apostel dem gesamten Film einen unerwartet erdigen, sachlichen Stil. Sie nehmen die Mythologie und verwandeln sie in etwas, das sich real anfühlt.

Darsteller der Apostel umfassten regelmäßige Scorsese-Darsteller, wie Victor Argo (Taxi Driver, Hexenkessel) als Petrus, Alan Rosenberg (The Wanderers) als Thomas, Leo Burmester (Der Abgrund) als Nathaniel und John Lurie (Paris, Texas) als Jakob. Ein anderer Schauspieler, der angefragt wurde einen der Jünger zu spielen, war Christopher Lloyd. Er lehnte das Angebot ab, eine Entscheidung, von der er später zugab, dass er sie bereute.

Wenig überraschend verschmolzen die Darsteller der Apostel schnell zu einer eigenen Gruppe die nach jedem Drehtag ausgiebig Kontakt hatte.

Mit dem reduzierten Budget war es nicht mehr möglich, „Die letzte Versuchung Christi“ in Israel zu drehen, wie Scorsese ursprünglich geplant hatte. Die Produktion verlagerte sich stattdessen nach Marokko, wo bestehende Gebäude und Ruinen anstelle von vollständig gebauten Sets verwendet werden konnten.

Der ursprüngliche Produktionsdesigner, Boris Leven, war 1986 gestorben. Auf Empfehlung seines Regiekollegen Terry Gilliam engagierte Scorsese John Beard als Ersatz. Beard war als Art Director bei Gilliams Film „Brazil“ (1985) tätig gewesen und hatte vor kurzem als Produktionsdesigner für „Absolute Beginners“ (1986) von Julien Temple gearbeitet. Für Beard bestand die Designaufgabe darin zu herauszufinden, welche bestehenden Gebäude und Ruinen das Jerusalem des 1. Jahrhunderts darstellen konnten.

Das niedrige Budget schränkte auch die Länge des Drehs ein, und es wurde notwendig, den gesamten Film in nur 58 Tagen zu drehen; ein Problem, das durch das lange Drehbuch von Scorsese und Cocks verschärft wurde. Das Tempo des Drehens zu verlangsamen war unmöglich. Wenn das Wetter an einem bestimmten Tag keinen Außendreh zuließ wurden diese Szenen nach drinnen verlegt.

Die Produktion konnte sich nur fünf Stuntmänner leisten. Die Chef-Cutterin Thelma Schoomaker erinnerte sich: "Er hatte fünf Stuntmen aus Italien und sie mussten sowohl die Römer als auch die Juden spielen. Er filmte als zuerst wie die Juden heruntersprangen und ließ sie sich dann in die Römer verwandeln. Es war schrecklich. "[17]

Scorsese hatte nur wenig Zeit jede Szene mit seinen Schauspielern zu besprechen, und nur wenige Takes für jede Aufnahme. "Wenn man mit Marty zusammenarbeitet", erinnert sich Barbara Hershey, "hebt man wirklich ab, wenn er sagt:" Okay, wir haben es, aber jetzt lass uns etwas versuchen. "Wir hatten nie die Zeit, das zu tun. Wir mussten auf den Ersten Take bereit sein. Wenn ich in einer Szene zusammenbrechen müsste, musste ich mich beim Schminken darauf vorbereiten. "[18]


Drehbeginn war am Mittwoch den 7. Oktober 1987. Die erste Hälfte des Films wurde im ländlichen Marokko bei Marrakesch gedreht. Während der zweiten Hälfte des Drehs störte das schlechte Wetter die Produktion und verursachte Verzögerungen, die sich Scorseses Zeitplan nicht leisten konnte. Regieassistent Joe Reidy erinnerte sich daran, dass "wir ein paar Fälle höherer Gewalt hatten, mit denen wir nur schwer fertig wurden. Einer war ein Hochwasser während eines heftigen Regens, als wir im Dorf Umnast, außerhalb von Marrakesch, drehten. Die Straßen waren abgeschnitten, und wir konnten nicht nach Marrakesch zurückkehren. Es gab keine Kommunikation, und wir wussten nicht, wie wir in die Stadt zurückkehren könnten. "[19]

Der angespannte Zeitplan wurde durch Scorseses Wahlkameramann erleichtert: dem deutschen Filmemacher Prof. Michael Ballhaus. Ballhaus, der am Bekanntesten war durch seine langjährige Zusammenarbeit mit dem Regisseur Rainer Werner Fassbinder , begann seine Zusammenarbeit mit Scorsese nach seinem Umzug nach Amerika. “Die letzte Versuchung Christi” war ihr dritter gemeinsamer Film nach „After Hours und „Die Farbe des Geldes“. Ballhaus war nicht nur schnell, er war erfinderisch. Als es unmöglich wurde, einen Kran in den Wüstenort zu importieren, improvisierte Ballhaus einen 14-Fuß-hohen Kameraarm, der annähernd das erreichen konnte, was Scorsese brauchte.

Da der Film an relativ isolierten Orten in Marokko gedreht wurde, war Scorsese nicht in der Lage, sein Filmmaterial vor Ort zu überprüfen, während er drehte. Stattdessen wurde das Material zur Bearbeitung in die USA zurückgeschickt, wo Thelma Schoonmaker es in seinem Auftrag überprüfte und telefonische Rückmeldung gab.

Will sich der Mission unwüdig erweisen: Jesus

„Die letzte Versuchung Christi“ beginnt mit einem Jesus von Nazareth, den man als den Jesus der Heiligen Schrift scheinbar kaum wiedererkennen kann. Er ist ein Tischler, der verzweifelt versucht, den wachsenden Ruf Gottes zu ignorieren. Er wird gequält von stechenden Kopfschmerzen, die von oben auf ihn herabstürzen. Er kämpft aktiv darum, sich der Aufmerksamkeit Gottes als nicht würdig zu erweisen, und glaubt dass, wenn er der schlechteste Jude ist, der er nur sein kann, Gott ihn in Ruhe lassen und jemanden anderen wählen werde, sein Wort in die Welt zu tragen. So nutzt er sein Handwerk als Zimmermann, um Kruzifixe für die Römischen Besatzer zu zimmern. In einer erschütternd prophetischen Einstellung sehen wir, wie er seinen Körper, seine weit gespreizten Armen benutzt, um sicherzustellen, dass er das Holz auf die passende Länge geschnitten hat. Anschließend trägt er das Kreuz auf seinen Schultern zu einer Hinrichtung, wo er dann bei der Tötung eines selbsternannten Propheten hilft.

Dieses Verhalten verärgert seinen Freund Judas, der ein aktives Mitglied des Widerstandes ist und mörderische Anschläge gegen römische Soldaten anführt. "Ich kämpfe", ruft Judas, "du kollaborierst!" Es ist eine provokative Umkehrung der beiden Charaktere. Jesus ist der Verräter an seinem Volk, und Judas - traditionell als Verräter an Jesus dargestellt - ist die heroische Gestalt.

Von Anfang an ist klar, dass Scorseses Umgang mit der Sprache im Film einen positiven Effekt hat. Ohne die Künstlichkeit von vorgetäuschten Akzenten erscheinen sowohl Jesus als auch Judas als wirkliche Menschen mit richtigen menschlichen Hoffnungen, Ängsten und Hoffnungen. Harvey Keitel dominiert das Zusammenspiel in dieser Phase und stattet seine Figur mit einem überraschend edlen Gefühl von Empörung und Wut aus. Im Gegensatz dazu ist Jesus sanftmütig und ängstlich. Er ist völlig ohne Selbstvertrauen.

Jesus beschließt in die Wüste zu ziehen, um den Kopf frei zu bekommen und zu versuchen, die Natur der Qualen zu verstehen, die Gott ihm auferlegt hat. Bevor er geht, wandert er nach Magdala, um Maria Magdalena um Verzeihung zu bitten.


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Der Film behandelt die Hintergrundgeschichte von Jesus und Mary relativ subtil, doch es wird klar, dass sie eigentlich heiraten wollten, aber er sie verlassen hat. Sie ist in der Folge schwer gestrauchelt und ist jetzt eine Hure, die reisende Händler unterhält. Als Jesus mit ihr sprechen will, muss er einen ganzen, qualvollen Tag lang warten, in einer langen Schlange von Fremden, die sie nacheinander für Sex bezahlen. Es ist eine absichtlich extrem unangenehme Sequenz und eine weitere Qual für Jesus in seinem gegenwärtigen Leben.

Jesus ein Bordell betreten zu lassen, war verständlicherweise einer der Teile des Films, der am häufigsten von jenen zitiert wurde, die gegen den Film protestierten. »Magdala war eine wichtige Kreuzung für Karawanen«, erklärte Scorsese, »Händler trafen sich dort. Und wenn man in Magdala war, gehörte es dazu, Maria zu besuchen. Aber das Ziel der Szene war, Jesu Nähe zur Sexualität zu zeigen, die Gelegenheit zur Sünde. Jesus muss irgendwann eine nackte Frau gesehen haben - unvermeidlich. Warum sollten wir das nicht zeigen können? "[20]

Barbara Hershey spielt eine starke, tief empfundene Maria. Sie spornt Jesus an, mit ihr ins Bett zu gehen, weil sie weiß, wie sehr ihn die Vorstellung stört. Sie will eindeutig, dass er leidet. Als er das Kreuz zur Hinrichtung trug, spuckte sie ihn auf der Straße an. Sie liebt ihn offensichtlich immer noch. Trotz ihres Grolls gibt sie ihm ihren Segen, als er in die Wüste geht.

Im Film ist Maria von Magdala stark tätowiert; eine visuelle Erscheinung, die durch ein Titelbild von National Geographic inspiriert wurde. Aufgrund des minimalen Budgets des Films trug Hershey das Make-up für die Tätowierung selbst auf und schminkte es alle paar Tage vor dem Dreh des Tages neu.


Der Geist Gottes drängt weiter in Jesus, während er wandert. Das wird geschickt visualisiert, mit einer mobilen Kamera, die von oben herabstürzt, als wäre sie ein Vogel. Eine subtile Provokation: Scorsese benutzt für diese Momente eine Ich-Perspektive, als wäre der Zuschauer Gott.

In einem Wüstenkloster trifft Jesus einen älteren Priester. "Ich weiß, wer du bist", sagt der Priester sanft und besteht darauf, dass Jesus für die Nacht dort ruht. Als Jesus morgens aufwacht, entdeckt er, dass dieser Priester bereits verstorben war, bevor er ankam - und an diesem Tag begraben wird. Der Priester wird von Roberts Blossom gespielt, einem versierten Theaterschauspieler, wahrscheinlich am Bekanntesten für die Rolle des Old Man Marley, in Chris Columbus „Kevin allein zu Haus“ (1990). Er hat eine kleine, aber wunderschön gespielte Rolle und sie ist eines von mehreren merkwürdigen kleinen Highlights im Film. Der zurückgenommene und intime Stil hilft diesen Höhepunkten: Scorsese verlässt sich auf die Auftritte seiner Schauspieler, um die Emotionen und Botschaften des Films auszudrücken.

Im Gespräch mit einem der Mönche, kann Jesus seine Gefühle klären. Er hat verzweifelte Angst vor seiner eigenen Zukunft und vor dem, worum er glaubt, dass Gott ihn bittet. Das Gespräch markiert den ersten großen Wendepunkt der Jesus-Figur im Film. Er beschließt, einfach zu gehen, wohin die Stimme Gottes ihn führt, und zu sagen, was ihm in den Sinn kommt. Willem Dafoe spielt die allmählichen Veränderungen in Jesu Persönlichkeit und Stimmung wunderbar. Wie der Film insgesamt, ist seine Darstellung bewusst schlicht und ungekünstelt, so dass sie stark mit dem enormen kulturellen Ballast kontrastiert, der mit dieser Rolle verbunden ist. Im letzten Jahrhundert gab es zahlreiche Darstellungen von Jesus im Film; meiner Meinung nach ist Dafoes bei Weitem die Beste.


In der folgenden Nacht wird Jesus von Judas überfallen, dem von den Pharisäern befohlen wurde, ihn wegen der Kollaboration mit den Römern zu töten. Jesus widersetzt sich nicht und, von seinen Worten getroffen, beschließt Judas, ihn nicht zu töten, sondern ihm zu folgen - vorerst. Es ist ein Wendepunkt für Judas wie für Jesus: Der Mann des Krieges folgt jetzt einem Mann des Friedens.

Zurück in Magdala verhindert Jesus die Steinigung von Maria und stellt sich machtvoll zwischen sie und ihre Angreifer. Es ist jetzt ein Selbstvertrauen in ihm, das vor der Wüste nicht existierte. Ein leicht übernatürliches Element umgibt ihn nun. Als er einen der Anführer der Gruppe, einen älteren Mann namens Zebedäus, herausfordert, kennt er sofort die Geheimnisse in Zebedäus Leben und benutzt sie, um ihn einzuschüchtern und zu erschrecken. Zebedäus wird von Irvin Kershner gespielt, besser als Regisseur denn als Schauspieler bekannt - insbesondere durch seine 1980er Star -Was -Fortsetzung „Das Imperium schlägt zurück“

Nachdem er die Hinrichtung Marias gestoppt hat, versammelt Jesus eine kleine Menschenmenge unter alten Ruinen, um ihnen zu predigen: die berühmte Bergpredigt. Dies ist einer jener Momente, in denen das kleine Budget des Films zu seinen Gunsten wirkt. Dies ist keine pompöse Botschaft, die Hunderten von Schaulustigen gepredigt wird. Stattdessen ist es ein vorsichtiger Versuch des Religionsunterrichts durch Parabel, der an einige Dutzend halb interessierte Zweifler gerichtet ist. Bezeichnenderweise ist Jesus noch nicht besonders gut darin: dies ist sein erster Versuch zu predigen, und er ist verständlicherweise nicht gut darin.

Für die Hälfte der Zuhörer hat die Verkündigung Jesu gegenteilige Wirkung. Er versucht, von den Armen zu sprechen, die die Erde erben werden, was eine Gruppe dazu veranlasst, davonzulaufen und die Reichen zu ermorden. Einige bleiben jedoch und entscheiden sich, ihm zu folgen: Die ersten seiner Apostel. »Die Apostel«, sagte Scorsese, »waren größtenteils harte Kerle, die mit ihren Händen arbeiteten. Petrus, der Fischer, war wie ein grober Typ von den Docks; er hatte einen Brooklyn-Akzent. Vic Argo, der Petrus spielte, ging die ganze Zeit mit einer Zigarre im Mund am das Set herum. Und als es Zeit war zu drehen, sagte er zu mir: "Ich muss die Zigarre weglassen, oder?" [21]


Judas kämpft mit dem Pazifismus, den Jesus predigt. Der Film zeigt im Verlauf eine wunderbare Beziehung: Beide Männer nehmen die Rollen an, von denen sie glauben, dass sie sie übernehmen sollen, aber beide zweifeln auch weiterhin und hinterfragen diese Rollen. Keiner von Beiden fühlt sich in dieser Phase ganz wohl. Es ist eine unverwechselbare Entscheidung - zum Teil entlehnt aus dem Roman von Kazantzakis -, nicht Jesus selbst oder Jesu Beziehung zu Gott, sondern die Freundschaft von Jesus und Judas zum emotionalen Kern des Films zu machen. Es gibt einen schönen Moment, nach einem ihrer nächtlichen Gespräche, wo die beiden Männer zusammen einschlafen. Es gibt während der ganzen Konversation keinerlei sexuellen Unterton, aber es ist ein auffallend liebevoller Moment. Sie schlafen zusammen und liegen Schulter an Schulter gegen einen Baum gelehnt.



In der Nacht isst Jesus von einem Apfel. Er wirft ein paar Samen zu Boden, wo ein Apfelbaum magisch erscheint. Diese Momente des magischen Realismus nehmen mit dem Film zu. Sie sind faszinierend, weil sie für uns als Zuschauer des 21. Jahrhunderts übernatürliche Ereignisse sind, aber von den Charakteren des Films als Teil der natürlichen Welt betrachtet werden. Sie gelten als wunderbar, aber nicht unerklärlich.

"Das ist eine wunderbare Szene für mich", sagte Scorsese, "als Jesus und Judas in einem Kornspeicher sind und Jesus sich zu ihm wendet und sagt:" Jesaja kam letzte Nacht zu mir. "" Was hat er gesagt? ", Fragt Judas. Was an sich schon komisch ist, dass sie in einer Welt leben, in der Jesaja nachts tatsächlich zu ihnen kommen kann. Oder Jakob könnte mit einem Engel kämpfen. "[22]

Ein weiterer schöner übernatürlicher Moment kommt, wenn Jesus Johannes den Täufer trifft und sich taufen lässt. Sie treffen sich am Fluss, wo eine lärmende Menge von Johannes Anhängern um ihn herum tanzt und singt. In dem Moment, in dem Johannes schließlich Jesus als den Sohn Gottes erkennt, verschwinden die Geräusche dieser Anhänger und beide Männer können einander und das Rauschen des Flusses hören.


Herz Jesu - Ikonographie mal wörtlich
Nachdem er sich mit Johannes getroffen hat, begibt sich Jesus allein in die Wüste, um seine Sendung zu verstehen. Er lässt seine Apostel zurück. In der Wüste wird er dreimal vom Teufel konfrontiert: Erst als Schlange mit der Stimme Maria Magdalenas, dann als Löwe mit der Stimme von Judas und schließlich als leuchtender Flammenstrahl. Nachdem Jesus allen drei Versuchungen widerstanden hat, begegnet er schließlich dem Geist von Johannes dem Täufer, der ihn auffordert, eine Axt zu nehmen und einen Baum zu fällen. Jesus tut dies: Er erkennt, dass Liebe und Mitgefühl nicht genug sind und dass er die alte Welt erst einreißen muss, um eine neue zu errichten.

Die nicht-wörtlichen Interpretationen von Satan wirken enorm zum Vorteil des Films und funktionieren gut auf symbolischer Ebene: Maria als Versuchung des Sex, Judas als Versuchung der Wut und schließlich Satan selbst als helle Feuersäule. Vor allem geben sie dem Film einen Schurken, wie in der traditionellen Erzählung, gegen den Jesus ankämpfen kann.

Die Stimme Satans wurde von Leo Marks eingesprochen einem Kryptographen aus dem Zweiten Weltkrieg, der später das Drehbuch zu Michael Powells 1960er Thriller „Peeping Tom – Augen der Angst“ geschrieben hatte. Scorsese, ein begeisterter Bewunderer dieses Films, lernte Marks privat kennen und lud ihn ein, die Rolle zu übernehmen.

Jesus wird auf dem Weg aus der Wüste von zwei zusammenlebenden Frauen erneut versucht: Eine andere Maria und ihre Schwester Martha. Sie ermutigen ihn, seine Mission als Prediger aufzugeben und sich mit einer von ihnen niederzulassen, um Kinder zu bekommen. Es ist eine andere Versuchung als die von Satan präsentierten: Es ist die Versuchung eines gewöhnlichen Lebens. Mary und Martha wurden von Randy Danson beziehungsweise Peggy Gormley gespielt.


Während Jesus wochenlang in der Wüste meditiert, verlieren seine Apostel die Geduld. Ein weiteres Zeichen für den starken und erfinderischen Umgang des Films mit seinen Charakteren ist die Szene in der Judas darauf besteht, dass sie weiterhin auf Jesu Rückkehr warten. Im Gegensatz dazu wird Petrus als relativ willensschwach dargestellt, stimmt einem Apostel einen Moment lang inbrünstig zu und stimmt dann inbrünstig mit einem anderen überein, wenn das Gespräch sich dreht. Es ist vielleicht ein verständlicher Fehler des Films, dass wir, von Judas und Petrus abgesehen, keinen starken Einblick in die Charaktere der Apostel bekommen. Sie verhalten sich fast ausschließlich als anonyme Gruppe, nicht als Individuen. Dies lässt den Film auf die Kernbeziehung zwischen Jesus und Judas fokussieren, aber gleichzeitig spürt man die verpasste Gelegenheit.

Jesus kehrt zurück. Er öffnet seine Robe und holt sein eigenes Herz hervor. »Tatsächlich«, sagte Scorsese, » schrieb Paul Schrader diese Szene, die nicht im Kazantzakis-Buch vorkommt, ein strenger Calvinist, als Insiderscherz für mich als Katholik. Er wollte auch zeigen, dass das Übernatürliche und das Natürliche auf derselben Ebene existieren. "[23]

Jesus geht aufs Land, um die Besessenen von Geistern zu befreien, und fordert die Gäste bei einer Hochzeit in Kanaa heraus, indem er Maria Magdalena die Teilnahme gestattet. Die Kanaa-Szenen stellen Jesus auf die traditionellste Art des gesamten Films vor: die langen Haare und den Bart, freundliches Gesicht, wie er warmherzig die Menschen um ihn herum lehrt und inspiriert.

Im Gegensatz dazu wird die Erweckung von Maria und Marthas Bruder Lazarus von den Toten in tief verstörender Weise gezeigt. Als er versucht Lazarus aus dem Grab zu ziehen, wird er fast selbst hineingezogen. Der wiederauferstandene Lazarus sieht nicht sofort wiederbelebt und gesund aus. Seine Haut scheint verfallen und brüchig. Selbst Tage später, als er von Saulus ermordet wird, um Jesu Wunder geheim zu halten, sieht er wie verflucht und irgendwie kaum präsent aus.

Meiner Meinung nach passen diese Szenen, mit ihrer dunkleren, tristeren Stimmung besser zum Gesamtklang von Scorseses Film, als die verschönerten ikonischen Sequenzen, wie die Hochzeit in Kanaa. Szenen, die dem Renaissanceideal von Jesus und der Passion zu nahe kommen, fühlen sich weniger zugänglich und unmittelbar, an als die sich abhebenden Versionen.


Die Szenen des Films, die in Jerusalem spielen, wurden größtenteils in Meknes im Norden Marokkos gedreht. Jesus beginnt sofort, die religiösen Autoritäten herauszufordern, was dazu führt, dass er ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wird. Willem Dafoe leistet Bemerkenswertes, wenn er einen Jesus spielt, der voller Wut und Zorn ist. Er macht ein starkes Gewaltpotential in diesen Szenen spürbar, das Jesus den Menschen über Jesus, den Gott, hinaushebt.

Letztlich kommt es jedoch nie zu einer gewaltsamen Auferstehung: Im entscheidenden Moment versagt Jesus seinen Anhängern den Befehl, die Tempelpriester und Wachen anzugreifen. Eine weitere wichtige Veränderung für die Figur: Er hat Gottes Anweisungen falsch ausgelegt, und Gewalt ist nicht das Werkzeug, die alte Welt zu zerstören, wie er dachte. Es gibt einige wundervolle Bilder in diesen Szenen, wobei das Innere des Tempels in mehreren Schlüsseleinstellungen einem Kreuz ähnelt. Diese Bildsprache entpuppt sich teilweise als unbeabsichtigt: Scorsese und Ballhaus haben die Bilder erst bemerkt, als die Kameras einmal platziert waren.

Während er sich vor den Tempelwächtern versteckt, gibt Jesus gegenüber Judas zu, dass Gott ihm sein Schicksal enthüllt hat : Er soll am Kreuz sterben, und Judas soll ihn verraten. "Von meinen Freunden", sagt er, "bist du der Stärkste."

"Deshalb fand ich Kazantzakis 'Buch so interessant", sagte Scorsese, "weil Judas fast der Held ist. Das ganze Konzept war, dass der Verräter, Judas, der Schlüsselfigur ist, denn wenn es ein Opfer geben soll, und wenn es diese außergewöhnliche Erlösung geben soll, dann ist jeder um Jesus herum Teil eines Plans. Niemand darf beschuldigt werden, niemand wird verflucht, es muss alles so passieren. Und übrigens, Judas, du wirst der Prügelknabe sein. "[24]

Es ist eine äußerst umstrittene Umdeutung von Judas Rolle in der Geschichte, da die christliche Theologie ihn überwiegend zum Verräter Jesu stempelt. „Die letzte Versuchung“ stellt ihn als einen Mitverschwörer neu dar, einen, der seinen eigenen Instinkten und der Liebe für seinen besten Freund trotzen muss, um einen Verrat vorzutäuschen und sicherzustellen, dass er stirbt. Wie ich zu Beginn dieses Aufsatzes angemerkt habe, bin ich nicht besonders religiös. Ich glaube nicht, dass ich die theologischen Implikationen von Jesus und Judas 'Freundschaft und Rolle in „Die letzte Versuchung“ hinreichend kommentieren kann. Als Zuschauer eines dramatischen Films finde ich sie kraftvoll und effektiv. Keitels und Dafoes Spiel machen dies zu einer bedeutsamen und schmerzhaften Interaktion zwischen ihnen.

Judas zieht den Verrat durch, Jesus wird von römischen Soldaten gefangen genommen und von den jüdischen Pharisäern zum Tode verurteilt. Bevor er offiziell verurteilt wird, wird er zum römischen Statthalter Pontius Pilatus gebracht.

Als es darum ging, wer die Rolle des Pilatus spielen sollte, war Sting - Scorseses ursprüngliche Wahl - auf Tournee und nicht verfügbar. Scorsese bot die Rolle David Bowie an, der auch für die Rolle in der Produktion von 1983 in Betracht gezogen worden war, aber damals aus ähnlichen Gründen nicht verfügbar war. Bowie akzeptierte das Angebot nach einem kurzen Treffen. "Ich war ein wenig verblüfft, als ich Bowie traf", gab Scorsese zu, "er war so ein ruhiger und konzentrierter und nachdenklicher Mann, und er war wirklich bescheiden." [25]

Jesu Begegnung mit Pilatus zu drehen dauerte drei Tage. Es ist eine bemerkenswerte Szene, dominiert von Bowies unerwartet zurückhaltender Leistung. Er - und das Drehbuch - stellen Pilatus als eine ablehnende Vaterfigur dar, die keinen Unterschied zwischen Jesus und jedem anderen selbsternannten Propheten und Messias sieht, der von den erzürnten Pharisäern zu ihm geschleppt wird. Es ist ein Geniestreich, die Szene von Pilatus so sachlich zu spielen. Ein geringerer Schauspieler hätte versucht, mehr aus der Rolle zu machen, als verlangt war; Stattdessen präsentiert Bowie den Statthalter einfach als gelangweilten Bürokraten, der es leid ist, ständig Exekutionen anordnen zu müssen. Seine Banalität macht ihn so faszinierend.

Als Pilatus Jesus zur Kreuzigung auf dem schädelbedeckten Hügel von Golgatha verurteilt, überwiegt das Gefühl der Enttäuschung mehr als alles andere. Über diese Schädel sagt er: "Ihr solltet einmal hinaufgehen und sie zählen, ihr könntet etwas lernen.“

 "Vermutlich nicht", fügt er leise hinzu, bevor er die Szene leise verlässt.




Jesus wird gegeißelt, man setzt ihm eine „Krone“ aus Dornenranken auf sein Haupt. In der Retrospektive scheinen diese Momente nicht mehr so entsetzlich, wie sie früher gewirkt haben müssen, bevor Mel Gibsons „Die Passion Christi“, die physische Gewalt in der Passionsgeschichte in so extreme Dimensionen trieb, dass Alles weniger brutale jetzt etwas geschönt erscheint. Davon abgesehen, ist es zutiefst konfrontativ, als Jesus plötzlich direkt in das Auge der Kamera des Zuschauers blickt, frisch gepeitscht, die Dornenkrone in sein Fleisch gestoßen. Denken Sie daran, dass der Film den subjektiven Blickwinkel als Sicht auf Gottes auf Jesus bereits etabliert hat. Jetzt starrt er geradezu anklagend auf das Publikum- als- Gott.

Wir erleben einen weiteren beeindruckenden Moment, als ein gequälter und blutender Jesus sein Kreuz nach Golgatha trägt. Die Jerusalemer Gassen sind zu eng für die Aufgabe, und er muss den Querbalken immer wieder kippen, um sich hindurchzwängen zu können. Ein Moment wird in extremer Zeitlupe festgehalten, wobei die Figurenkomposition der Schauspieler und das Bild der Kamera so wunderschön gerahmt werden, dass es sich wie ein Renaissancegemälde anfühlt.


Die dramatische Kreuzigungsszene wurde in einem halsbrecherischen Tempo gedreht. In nur drei Tagen wurden 60 Kameraeinstellungen bewältigt. Scorsese beabsichtigte, ein Kreuz mit einem Sedile einzusetzen, einem kleinen Sims, auf dem das gekreuzigte Opfer seine Füße stellen konnte. Eine Erfindung der Römer, um das Leiden jedes Opfers zu verlängern, indem sie ihnen ermöglichte, sich vorübergehend von dem enormen Druck zu erholen, den die Kreuzigung auf ihre Lungen ausübte. Sedile oder nicht, Willem Dafoe fand es unerträglich schmerzhaft mehr als ein paar Minuten am Stück am Kreuz zu bleiben: Allein weil er ans Kreuz gebunden war, durchlitt er freiwillig Einiges von der Qual der echten Opfer des Römischen Reiches. Im Laufe der Dreharbeiten erlitt er drei gebrochene Zehen, verlor zwei Fußnägel und brach sich mehrere Rippen.

Auf visueller Ebene ist es eine wunderschön komponierte Szene. Das Kreuz wird errichtet, Jesus daran genagelt; wir sehen es aus dem Blickwinkel des Kreuzes. Als es hochgezogen wird, schwingt der Panoramablick vom Himmel oben auf den Hügel darunter. Eine markante Einstellung ist aus einem 90-Grad-Winkel gefilmt, so dass es wirkt als ob Jesus liegt. Als er sich nach vorne beugt, scheint er sich stattdessen nach oben zu strecken.




Auf dem Höhepunkt der Todesqual Jesu erscheint ihm ein Engel in der Gestalt eines Mädchens. Sie lobt ihn für seinen Glauben und sagt ihm, dass Gott ihn nicht sterben lassen will. Es sei alles eine Prüfung seines Glaubens gewesen, und er nun frei, ein normales Leben zu führen. Jesus käst das Kreuz hinter sich, auf übernatürliche Weise ungesehen von denen, die seine Hinrichtung beobachten und ihn verspotten. Er verschwindet in die Vergessenheit, hinein in ein Eheleben mit Maria Magdalena und als sie stirbt, geht er eine polygame Ehe mit den Frauen Maria und Martha ein. Er hat viele Kinder. Zunächst scheint es absolut klar, dass die Szenen eine Halluzination darstellen müssen, aber wenn sie sich dehnen und Jesus immer älter wird, fällt die Möglichkeit auf, dass er all das vielleicht überhaupt nicht halluziniert.

Ein gealterter Jesus trifft Saulus von Tarsus, der jetzt als Paulus auf der Straße predigt. Er stellt Paulus Berichte über das Geschehen in Frage und besteht darauf, dass er der wahre Jesus ist und dass er nicht am Kreuz gestorben ist. Ein zynischer Paulus nimmt Jesus beseite und erklärt, dass die Geschichte den wahren Jesus nicht mehr brauche. Die Leute würden glauben, was ihnen erzählt werde, weil die Botschaft wichtiger sei als der Mann, der sie inspiriert habe. "Ich bin froh, dass ich dich getroffen habe", sagt Paulus, "denn jetzt kann ich dich vergessen."

Paulus wird von Harry Dean Stanton gespielt. Trotz einiger früher Auftritte im Film - er und seine Männer zum Beispiel ermorden Lazarus - ist dies seine einzige Schlüsselszene. Er ist spielt sie außerordentlich, und die Ideen, die in diesen wenigen Minuten ausgedrückt werden, sind enorm mächtig und herausfordernd. Es scheint, als ob Jesus der Mann, um den der Film so sorgfältig aufgebaut wurde, irrelevant wird, sobald seine Kreuzigung stattgefunden hat.

Am Ende seines Lebens, als Jerusalem während eines römischen Massakers bis auf die Grundmauern niederbrennt, wird Jesus ein letztes Mal von Judas konfrontiert, der sich gegen ihn stellt, weil er im kritischsten Moment schwach gewesen war. Judas hat ihn freiwillig verraten, und jetzt hat Jesus den ganzen Sinn seines Lebens endgültig verraten. Im letzten Augenblick erlag er der größten aller Versuchungen: Einem gewöhnlichen, weltlichen Leben.

Ein sterbender Jesus kriecht auf Händen und Knien den ganzen Weg zurück nach Golgatha und fleht Gott an, seinen Platz am Kreuz wieder einnehmen zu dürfen. Innerhalb eines Augenblicks werden seine Bitten beantwortet, und er findet sich wieder, wo er vorher war: Am Kreuz. Die erweiterte Sequenz der letzten Versuchung ist eine gestalterische Meisterleistung, da sie die Menschlichkeit Jesu auf lange und machtvolle Weise zum Ausdruck bringt. Alle möglichen Zukünfte und Wünsche Jesu, die durch seine Kreuzigung verweigert werden, werden für das Publikum ausgespielt. Wenn er am Ende des Films zum Kreuz zurückkehrt, haben wir ein viel größeres und intimeres Verständnis dafür, was Jesus der Mensch geopfert hat, um Jesus, der Gott, zu werden. Es ist kein Zufall, dass der Film an diesem Punkt endet und nicht mit der Auferstehung drei Tage später. Der Film konzentriert sich auf den Menschen, und das Leben des Menschen endet hier. "Es ist vollbracht", ruft Jesus, als er am Kreuz stirbt. Das Bild brennt zu einem flackernden hellen Licht, bevor es zum Abspann wechselt.

Das finale Thema "It's accomplished" von Peter Gabriel


 

"Es ist sehr schwer zu übersetzen ohne die Macht und die Bedeutung zu verlieren", räumte Scorsese ein. `Es ist beendet.´ `Es ist abgeschlossen.´ `Es ist vorbei.´ kann man nicht benutzen – klingt zu sehr nach Roy Orbison. Was war die Fassung, die wir in der katholischen Schule gelernt haben? `Es ist vollzogen.´ Das Buch von Kazantzakis verwendete `Es ist vollbracht´, weil Jesus eine Aufgabe erledigt hatte, ein Ziel erreicht hatte. "[26]

Der seltsame Lichtblitz kam ganz zufällig zustande: Das Filmmagazin dass das Material der Kreuzigung enthielt, sprang kurzzeitig auf, Licht fiel auf den Film und verursachte die Überbelichtung. Es schien ein so starkes und angemessenes Bild zu sein, dass Scorsese es im Endschnitt des Films behielt.

Nach Abschluss der Dreharbeiten kehrte Scorsese in die USA zurück, um mit der Postproduktion zu beginnen. Der Dreh, der für fast unmögliche 58 Tage angesetzt gewesen war, hatte schließlich nur unglaubliche 62 Tage gedauert.


"Es ist vollbracht!" - Und wir verstehen plötzlich, warum er lächelt....

Die Filmmusik wurde von Pop-Musiker Peter Gabriel komponiert, der ein großes Interesse an traditioneller Musik aus der ganzen Welt entwickelt hatte. 1980 war er Mitbegründer des internationalen Musikfestivals WOMAD und führte ab 1989 mit seinem neuen Plattenlabel Real World auch den Vertrieb von nahöstlichen, afrikanischen und asiatischen Musikern weltweit an. Gabriels intensive Faszination für das, was allgemein als "Weltmusik" bezeichnet wird, machte ihn zu einer starken und innovativen Wahl für „Die letzte Versuchung Christi“.

Scorsese hatte sich ursprünglich bereits an Gabriel als Filmkomponist gewandt, als die 1983er Version des Films in der Vorproduktion war, und sechs Jahre später war Gabriel noch immer daran interessiert am Film mitzuwirken. Er rekrutierte eine breite Palette von Musikern, um zum Soundtrack von „Die letzte Versuchung“ beizutragen. Das grandiose Titelthema des Films basiert auf einer traditionellen armenischen Melodie mit dem Titel "Der Wind, der nachlässt", in dem Vatche Housepian und Antranik Askarian auf dem Duduk zu hören sind. Die Musik zur Szene des letzten Abendmahls präsentierte die senegalesische Sängerin Baaba Maal, die einen muslimischen Gebetsruf darbot. Andere Melodien und Interpreten stammten aus Ägypten, Pakistan, Indien, der Türkei, der Elfenbeinküste und Kurdistan. 

Das Passionsthema aus Peter Gabriels Score, mit Bildern aus dem Film



Peter Gabriels Partitur hat eine tiefgreifende Wirkung auf den Film. Ohne einen traditionellen Hollywood-Soundtrack fällt der Film sofort erfolgreich aus einer langen Tradition von überaus würdigen und ernsthaften Bibelschinken heraus. Sie betont die ganz andere Welt, in der Jesus und seine Apostel leben. Jesu Wunder scheinen plötzlich in einer fremden Welt zu existieren, in der solche übernatürlichen Ereignisse nicht nur möglich, sondern fast erwartet erscheinen.

Martin Scorsese akzeptierte alle von Gabriels musikalischen Kompositionen – außer einer. "Wir haben ein Stück mit einem Knabenchor gemacht", erklärte Gabriel. "Wir haben es für die Szene benutzt, in der der Engel / Teufel Jesus vom Kreuz nimmt. Es war die einzige traditionelle religiöse Musik im gesamten Film. Ich mochte es - ich liebte es sogar - und ich war enttäuscht, dass Marty es nicht benutzen wollte. Es wäre das einzige Mal gewesen, dass wir traditionelle Kirchenmusik verwendet hätten. Die Musik des Teufels wäre, wenn Sie so wollen, religiös gewesen. "[27] 

Der Score zu „Die letzte Versuchung Christi“ wurde zu einem Original- Album umgewandelt, das Gabriel „Passion“ nannte. Ein zweites Album, „Passion Sources“, enthielt die traditionellen Melodien und Künstler, die Gabriels eigenes Werk inspiriert hatte.


Als der Film sich in der Postproduktion befand, begann das Marketingteam von Universal Pictures endlich, das Problem zu lösen, wie genau er promotet und beworben werden sollte. In einem Versuch, pro-aktiv zu sein, wurde die Entscheidung getroffen, den Film zuerst an die christlichen Gruppen heranzutragen, die gegen die ursprüngliche Paramount-Produktion protestiert hatten. Ein Produzent namens Tim Penland, selbst ein wiedergeborener Christ, wurde angeheuert, um den Film durch die verschiedenen Gemeindegruppen und Pfarreien zu begleiten, die einen glaubensbejahenden religiösen Film unterstützen würden. Ein Preview-Screening wurde vorläufig für Juni 1988 arrangiert, basierend auf der Annahme, dass Scorsese bis zu diesem Zeitpunkt eine fertige Schnittfassung des Films haben würde.

Traurigerweise für Universal reagierten einige wichtige religiöse Gruppen schneller als das Studio. Die Briefkampagnen und Boykottdrohungen wurden wieder entfacht, nur diesmal schienen sie noch aggressiver und schroffer zu sein als zuvor. Um die Sache noch schlimmer zu machen, vermischten mehrere Gruppen die Nachrichten zu „ Die letzte Versuchung Christi“ mit einem schon lange aufgegebenen Arthouse-Film mit dem Titel „The Many Faces of Jesus“, der vorsah, dass Jesus sowohl mit Maria Magdalena als auch mit dem Apostel Johannes Sex haben würde. Dieser Film, der vom dänischen Filmemacher Jens Jorgen Thorson hätte inszeniert werden sollen, wurde erstmals Ende der 1970er Jahre ins Gespräch gebracht. Sobald die Vermengung stattgefunden hatte, breitete sie sich wie ein Waldfeuer in evangelikalen Gemeinden aus. Es dauerte nicht lange, und die Proteste drehten sich nicht nur um einen Film, der Kazantzakis 'Roman adaptierte; Sie protestierten gegen das, was man für eine homosexuelle Parodie der Evangelien hielt.


Es kam vermehrt zu antisemitischen Protesten, weil
Lew Wasserman, damaliger Universal-Chef zufällig
Jude ist.
Derselbe Reverend Donald Wildmon, der gegen die Paramount-Produktion protestiert hatte und einer der Evangelisten war, die von Universal Pictures direkt angesprochen worden waren, den Film selbst in Augenschein zu nehmen, führte die ursprüngliche Opposition dagegen an. Er verurteilte den Film ohne ihn überhaupt gesehen zu haben im Newsletter der American Families Association (AFA), der eine Auflage von 330.000 Exemplaren aufwies. Zu seinen Protesten gesellte sich bald eine Kette ähnlicher konservativer christlicher Organisationen und Protestgruppen. Von dort aus nahmen Radio- und Fernsehevangelisten den Taktstock in die Hand, was in einem Fall dazu führte, dass die Telefonzentrale von Universal durch gleichzeitige Anrufe blockiert wurde. Auf einer Pressekonferenz von konservativen Führern beschrieb Reverend Lloyd Ogilvie „Die letzte Versuchung Christi“ als "den schwerwiegendsten Missbrauch von Filmhandwerk in der Geschichte des Filmemachens." Evangelist Bill Bright bot Universal Pictures 10 Millionen Dollar an, um das Negativ des Film aufkaufen und zerstören zu können.

"Ich hatte eine Kontroverse erwartet", erinnert sich Scorsese später. »Aber ich hatte erwartet, dass es eine intelligente Kontroverse ist. Ich hatte eine Diskussion und einen Dialog erwartet. "[28]

Im Juli bestätigte General Cinema - die viertgrößte Theaterkette der USA -, dass sie „Die letzte Versuchung Christi“ in keines ihrer 1.300 Kinos bringen würde. Unabhängige Kinos folgten dem Beispiel in Baltimore, Portland und Südkalifornien.


Willem Dafoe sagte: "Ich dachte: `In dieser Welt gibt es Slasher-Streifen und Pornofilme - warum sollten sich die Leute gerade über diesen Film aufregen? "Natürlich war das naiv. Der Film wurde politisch als Sammelbewegung benutzt, um einer Agenda zum Durchbruch zu verhelfen, die mit dem Film nichts zu tun hatte. "[30]

"Ich denke, es war tolles Material", sagte Harry Dean Stanton. "Ich denke, dieser Film wird noch viele Jahre existieren, trotz aller Proteste aus der ganzen christlichen Welt, weil man Christus nicht als einen Menschen sehen wollte." [31]

Am 2. August zog der italienische Regisseur Franco Zeffirelli aus Protest gegen die Aufnahme von „Die letzte Versuchung Christi“ in das Festivalprogramm seinen Film „Der junge Toscanini“ von den Filmfestspielen von Venedig zurück. Er beschrieb Scorseses Film als "wirklich schrecklich, „völlig verwirrt" und fügte hinzu: "Was ich für unerträglich halte, ist die Provokation die dieser Films für die katholische und christliche Welt darstellt." [32] Kurz darauf versuchte ein Anwalt aus Mailand bei den venezianischen Gerichten den Film nach italienischen Blasphemiegesetzen verbieten zu lassen; der Versuch scheiterte an einer Formalität. Ein ähnlicher Versuch wurde in Griechenland eingereicht und abgewiesen.

Martin Scorseses einziger Kommentar zu Zeffirellis Ausbruch war , der Hinweis, dass der italienische Regisseur unmöglich den Film gesehen haben konnte, den er dergestalt kommentierte: Sogar der Regisseur des Festivals hatte persönlich nach New York reisen müssen, um ihn zu sehen.

Als das Festival im September eröffnet wurde, hatte Zeffirelli still seinen eigenen Film wieder auf den Spielplan setzten lassen. Er wurde von den Kritikern völlig zerrissen und schnell vergessen. In der Zwischenzeit hatte die lokale Presse Zeffirelli wegen einer angeblichen Bemerkung seinerseits angegriffen, nach der „Die letzte Versuchung Christi“ ein Produkt des "jüdischen kulturellen Abschaums von Los Angeles" sei. [33] Zeffirelli bestritt energisch, jemals einen solchen Kommentar abgegeben zu haben, und schwor, nie wieder zum Filmfestival von Venedig zurückzukehren.


Als sich einige der Briefe an Universal von Protest zu Drohungen wandelten, entwickelte sich die Veröffentlichung von „Die letzte Versuchung Christi“ zu einem ernsten Problem. Der Film sollte ursprünglich im Oktober veröffentlicht werden, nach einer Vorpremiere im September auf dem New York Film Festival. Der wachsende Proteststurm und die Boykottdrohungen führten dazu, dass Universal Pictures die Veröffentlichung des Films um einen Monat vorverlegte. Am 4. August bestätigte das Studio, dass der Film nur acht Tage später in neun amerikanischen Städten anlaufen würde. Der Film selbst sollte die Antwort auf die sich ausbreitende Kontroverse sein. Die Aussage des Studios lautete: "Wenige Filme in jüngster Zeit haben eine so hitzige Debatte ausgelöst, besonders wenn so wenige Leute den Film tatsächlich gesehen haben. Gerüchte haben sich vermehrt. Übertreibungen, Missverständnisse und aus dem Zusammenhang gerissene Szenen haben das Feuer angeheizt. Das Beste, was zur Zeit für „Die letzte Versuchung Christi“ getan werden kann, ist, ihn den amerikanischen Zuschauern zugänglich zu machen, so dass sie ihre eigenen Schlüsse auf der Grundlage von Tatsachen und nicht von Irrtümern ziehen können. "[34]

Am 11. August, dem Tag vor der Veröffentlichung des Films, versammelten sich 7.500 Menschen außerhalb der Universal Studios, um gegen den Film zu protestieren. Die Mehrheit der Demonstranten stammte von der American Family Association. Da der einzige verfügbare Parkplatz in der Gegend bei der Universal Studio Tour genau gegenüber lag, wurde geschätzt, dass Universal Pictures etwa 4.500 US-Dollar an Parkgebühren an der Protestaktion verdiente.

Am selben Tag bezeichnete die römisch-katholische Kirche den Film als "moralisch verwerflich", obwohl das gleiche Label auch für andere Hollywood-Veröffentlichungen der damaligen Zeit verwendet wurde, darunter „Dirty Harry: Das Todesspiel“, „Stirb Langsam“, „Ein Fisch namens Wanda“ und „Bull Durham.“




„Die letzte Versuchung Christi“ startete am 12. August 1988 in neun amerikanischen Städten eröffnet. Religiöse Gruppen protestierten in den meisten Kinos, die den Film zeigten, wenn auch in wesentlich geringerem Umfang als am Vortag. Ein paar Tage vor dem Kinostart des Films hatte John Quinn, der römisch-katholische Erzbischof von San Francisco, möglicherweise empörten Gemeindemitgliedern dringend geraten, sich den Film einfach nicht anzusehen.

Die Proteste erfuhren immer noch Widerstand durch die Hollywood-Gemeinde. Die Directors Guild of America veröffentlichte eine offene Stellungnahme, in der sie Scorseses künstlerische Vision verteidigte; Diese Aussage wurde von zahlreichen Filmemachern unterschrieben, darunter Michael Mann, Penny Marshall, Warren Beatty und Peter Bogdanovich. "Das Christentum hat 2000 Jahre überlebt", sagte Direktor Sydney Pollack. "Es wird Martin Scorseses  6,5 Millionen Dollar- Film überleben." [35]

Trotz der andauernden Proteste blieb die Besetzung von „Die letzte Versuchung Christi“ frei von Belästigung oder Kritik. "Sie machen die Schauspieler nicht verantwortlich", behauptete Willem Dafoe später. "Sie denken, Schauspieler sind Huren, und sie halten sie nicht für verantwortlich." [36]

Während der Film lief reagierte Scorsese sehr verschlossen auf die Frage, ob gegen ihn persönlich gewalttätige Drohungen vorlägen oder nicht. In der Zeitschrift „Film Comment“ sagte er einfach dem Interviewer Richard Corliss: "Lass uns einfach sagen, dass viele Leute um mich herum sind. Die Privatsphäre ist weg, und alle sind sehr vorsichtig. "[37]

Während der Film allgemein von Kritikern gut aufgenommen wurde, erregte er nicht die Aufmerksamkeit des Publikums. Evangelikale Gruppen blieben in Massen zurück, und das breite Publikum interessierte sich einfach nicht genug für eine Bibeladaption um ins Kino zu gehen. Seine Veröffentlichung erreichte auf dem Höhepunkt landesweit 133 Kinos und spielte weniger als 8,4 Millionen Dollar ein. Aufgrund kluger finanzieller Arrangements - die Hälfte des Budgets wurde schließlich von Cineplex Odeon bezahlt - ging Universal Pictures mit einem hauchdünnen Gewinn von rund 700.000 Dollar aus der Produktion hervor.

Die Original - TV- Kritik des Films von Siskel & Ebert



Unvorstellbares Bild: Jesus verlässt die Kreuzigung.
Die erste internationale Premiere von „Die letzte Versuchung“ fand im Vereinigten Königreich statt. Bevor er für den britischen Verleih zugelassen wurde, hatte die National Viewers and Listener's Association - eine konservative Lobbygruppe, die von Mary Whitehouse gegründet und geleitet wurde - eine letztlich erfolglose Kampagne organisiert, um den Film unter britischen Blasphemiegesetzen verbieten zu lassen.

Um sicherzustellen, dass die Eignung des Films zur Veröffentlichung mit aller Sorgfalt geprüft wurde, lud das British Board of Film Classification eine Delegation von 28 Kirchenvertretern zu einem Vorführung ein und bat um ihr Feedback. Der Film wurde schließlich im Vereinigten Königreich ungeschnitten veröffentlicht, mit dem Rating „18“ - was bedeutete, dass niemand unter 18 Jahren ihn sehen konnte. Nach britischem Recht war es immer noch möglich, dass die Kommunalverwaltungen die BBFC davon unabhängig überstimmten und örtlichen Kinos die Vorführung bestimmter Titel untersagten. 30 verschiedene Stadträte verlangten eine Vorab-Vorführung von „Die letzte Versuchung Christi“, aber nur drei von ihnen verboten ihn letztlich in ihren Städten.

Die Londoner Verkehrsbehörde sorgte für eine milde Kontroverse, indem sie verbot Werbeplakate für den Film in der Londoner U-Bahn zu zeigten, obwohl sich überhaupt niemand mit der Behörde in Verbindung gesetzt hatte, um sich zu beschweren. Gleichzeitig wurden mehrere glaubwürdige Bombendrohungen gegen den lokalen Verleiher United International Pictures (UIP) ausgesprochen, wodurch die Sicherheit in ihren Londoner Büros beträchtlich erhöht werden musste, einschließlich der Installation von explosionsgeschützten Fenstern. Da sich London immer noch mit der sehr realen Bedrohung durch Bombenanschläge der IRA befasste, war niemand bereit, irgendwelche Risiken einzugehen.

In Frankreich wurde der Widerstand gegen die Veröffentlichung des Films gewalttätig. Die Premiere wurde begleitet von heftigen Angriffen auf Kinogängern und dem Werfen von Tränengas und Stinkbomben in Kinos in Paris, Lyon, Nizza und Grenoble. In einem ungeheuerlichen Fall wurde absichtlich ein ganzes Kino [Das Pariser Kino St. Michel, Anm. des Übersetzers] in Brand gesteckt, was dazu führte, dass 13 Zuschauer ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten.

Ein Vertreter der UIP erklärte, dass "die Gegner des Films größtenteils gewonnen haben. Sie haben den Erfolg des Films massakriert und sie haben die Öffentlichkeit erschreckt. "[38]

Der Erzbischof von Paris [Kardinal Lustiger, Abn. Des Übersetzers], der die französische Regierung erfolgreich daran gehindert hatte, den Film zu finanzieren, verurteilte die Gewalt. "Sie benehmen sich nicht als Christen", warnte er, "sondern als Feinde Christi. Aus christlicher Sicht verteidigt man Christus nicht mit Waffen. Christus selbst hat es verboten. "[39]




Im Lauf der Zeit und in der Abwesenheit von Protesten wurde „Die letzte Versuchung Christi „ von vielen neu bewertet und sein Ansehen nahm allmählich zu. Heute wird er oft als einer der besten Filme Martin Scorseses bezeichnet. Es gibt einfach keinen Film über Jesus, der ihm auch nur annähernd gleicht. Er schnitzt die Göttlichkeit weg und lässt schlicht den Menschen zurück. "Die menschliche Seite", sagte Schrader, "wird sonst immer knapp abgehandelt, weil es unangenehm ist, mit ihr umzugehen. Dieser Film mag auf der Seite der Menschlichkeit Jesu irren, aber er tut sehr wenig, um den Jahrhunderten des Irrens entgegenzuwirken, die die Kirche auf der anderen Seite begangen hat. "[40]

Die Zweifel und Ängste der Jesus-Version des Films stellen die traditionellen Vorstellungen von Christus in Frage, und indem er einen gewöhnlichen Menschen zeigt, der bis an seine Grenzen getrieben und aufs Allerextremste verführt wird, aber sein Leben dennoch freiwillig für alle Menschen nach ihm opfert, hat Martin Scorsese wohl einen der ursprünglichsten spirituellen und christlichen Spielfilme geschaffen, die jemals gedreht wurden. Sogar ohne einen Hauch religiösen Glaubens kann der Betrachter ihn immer noch als eine kraftvolle, provozierende und enorm beeinflussende Erfahrung empfinden. Er bleibt einer meiner absoluten Lieblingsfilme.


Der Original Essay von GRANT WATSON  ist hier zu finden: 
https://fictionmachine.com/2017/03/31/i-am-the-saint-of-blasphemy-the-last-temptation-of-christ-1988/



Die Kontroverse um "Die letzte Versuchung Christi" ist auch
Thema dieser Episode von MOVIES THAT SHOOK THE WORLD





[ ADDENDUM DES ÜBERSETZERS :

DIE REAKTIONEN IN DEUTSCHLAND 



Noch vor dem europäischen Start des Films auf den Filmfestspielen in Venedig am September 1988 formierten sich auch in Deutschland bereits im Vorfeld die Proteste. 

Die Evangelische Marienschwesterschaft Darmstadt beginnt bereits im August 1988 Warnungen vor diesem Film zu verschicken, spricht von einer „hereinbrechenden Flut der Gotteslästerung". Im Anhang wird den Gläubigen eine Stichpunktzusammenfassung, offensichtlich aus dem Amerikanischen übersetzt, an die Hand gegeben. „Jesus nackt am Kreuz. Schamhaare sind zu sehen, aber nicht die Geschlechtsteile." heißt es da beispielsweise. Verfasserin ist Evelyn Dukovic, die Vize-Präsidentin der Organisation „Morality in Media, Inc.", New York. 


Am 09.08.1988 beruft der Orden der Marienschwesterschaft eine Pressekonferenz zum Film ein. In einer öffentlichen Stellungnahme begründet Mutter Oberin Basilea Schlink die Ablehnung von „Die letzte Versuchung Christi:

1. Jesus werde als "Lüstling" dargestellt.
2. Er werde als Schwächling voll Furcht und Sünde dargestellt.
3. Der Film, so Schlink wörtlich, sei eine "der raffiniertesten Verführungen und Blasphemien, welche die Welt je gesehen hat, eine Verflechtung von Obszönitäten und missbrauchten Bibelzitaten, wobei Schmählichstes, Gemeinstes über Jesus ausgesagt wird."

Die Stellungnahme endet mit dem warnenden Hinweis auf die Strafe Gottes, unterlegt mit dem Zitat: "Irret euch nicht, GOTT läßt sich nicht spotten" (Gal 6,7).

Eine wahre Flut von Protestschreiben, von denen der überwiegende Teil die vorformulierten Argumente der evangelischen Marienschwestern kopiert, veranlasst die Deutsche Bischofskonferenz zu einer öffentlichen Stellungnahme, noch im Herbst 1988.


Der Film ist noch nicht in den deutschen Kinos, eine Synchronfassung liegt noch nicht vor. 

Die Bischöfe bedauern, dass "ein solcher Film überhaupt dem Publikum zugemutet wird". Weiter wird geklagt: „In völliger Willkür verfälscht und verzerrt der Film die biblische Gestalt Jesu. Er beleidigt die religiösen Gefühle der Gläubigen. […] Wer in dieser Weise die Überzeugungen anderer verletzt, verhält sich intolerant und kann sich dafür nicht auf die Freiheit der Kunst berufen." [41]


Bei der FSK (Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft) gingen über 1200, bei der FBW über 300 Protestbriefe ein, versehen mit sehr langen Unterschriftenlisten, die zum Verbot von „Die letzte Versuchung Christi“ aufrufen. 98 Prozent aller dieser Briefe trafen noch vor dem Kinostart ein. Der Direktor der Filmbewertungsstelle, Steffen Wolf, wies diese Art der Kritik an einem persönlich nicht gesehenen Film scharf zurück.

Die Filmbewertungsstelle verlieh „Die letzte Versuchung Christi“ das Prädikat „besonders wertvoll“ und gab ihn ab 16 Jahren frei. [42]

Die meisten Kritiken waren dennoch negativ, was auch an der Berichterstattung in den deutschen Printmedien lag, in der ,wie im Artikel „Sturm im Wasserglas“ (14.11.1988) im SPIEGEL, im Artikel „Kruzifix vorm Kino“ in DER ZEIT (18.11. 1988) sowie in der ZEIT-Kontroverse geführt von den Literaturkritikern (!) Walter Jens und Ulrich Greiner, aus antiamerikanischen Ressentiments die Kritik auf die angeblich mangelhafte künstlerische Qualität des Films umgelegt wurde.

Zu letzterem Artikel findet man hier im Blog eine ausführliche Auseinandersetzung, siehe hier: https://uncahierducinema.blogspot.de/2017/01/die-letzte-versuchung-christi-1988-ein_18.html      ]






QUELLEN:


[1] Michael Henry Wilson, Scorsese on Scorsese, Cahiers du Cinema, Paris, 2005.
[2] John Sanidopoulos, “The myth of the excommunication of Nikos Kazantzakis”, Mystagogy Resource Center, 31 January 2014.
[3] Alex Williams, “Are we ever going to make this picture?”, The Guardian, 3 January 2003.
[4] Thomas R. Lindlof, Hollywood Under Siege: Martin Scorsese, the Religion Right, and the Culture Wars, University Press of Kentucky, Lexington, 2008.
[5] Michael Henry Wilson, Scorsese on Scorsese, Cahiers du Cinema, Paris, 2005.
[6] Caryn James, “Paul Schrader talks of Last Temptation and his new film”, New York Times, 1 September 1988.
[7] Myra Forsberg, “Barbara Hershey: in demand”, New York Times, 29 March 1987.
[8] Caryn James, “Paul Schrader talks of Last Temptation and his new film”, New York Times, 1 September 1988.
[9] Richard Corliss, “…and blood”, Film Comment, Sep-Oct 1988.
[10] Mary Pat Kelly, Martin Scorsese: A Journey, Thunder’s Mouth Press, New York, 1991.
[11] Hermoine Holby, “Willem Dafoe interview for A Most Wanted Man: ‘I’m not mad and I’m not bad’”, The Daily Telegraph, 8 September 2014.
[12] Diana Drumm, “Interview: Willem Dafoe”, Slant, 9 October 2014.
[13] David Morgan, “Interview with actor Harvey Keitel”, Wide Angle/Closeup, January 1992. (http://www.wideanglecloseup.com/keitel.html)
[14] Ethan Silverman, “Harvey Keitel”, BOMB: Artists in Conversation, Fall 1990. (http://bombmagazine.org/article/1365/harvey-keitel)
[15] Richard Shickel, Conversations with Scorsese: Updated and Expanded. Alfred A. Knopf, New York, 2013.
[16] Richard Shickel, Conversations with Scorsese: Updated and Expanded. Alfred A. Knopf, New York, 2013.
[17] Kristopher Tapley, “Thelma Schoomaker recalls the heated controversy and moving testament of The Last Temptation of Christ”, Hitfix, 25 December 2013. (http://www.hitfix.com/in-contention/thelma-schoonmaker-recalls-the-heated-controversy-and-moving-testament-of-the-last-temptation-of-christ#8Qvd829EMUfVWoV5.99)
[18] Mary Pat Kelly, Martin Scorsese: A Journey, Thunder’s Mouth Press, New York, 1991.
[19] Mary Pat Kelly, Martin Scorsese: A Journey, Thunder’s Mouth Press, New York, 1991.
[20] Richard Corliss, “…and blood”, Film Comment, Sep-Oct 1988.
[21] Richard Corliss, “…and blood”, Film Comment, Sep-Oct 1988.
[22] Richard Shickel, Conversations with Scorsese: Updated and Expanded. Alfred A. Knopf, New York, 2013.
[23] Richard Corliss, “…and blood”, Film Comment, Sep-Oct 1988.
[24] Richard Shickel, Conversations with Scorsese: Updated and Expanded. Alfred A. Knopf, New York, 2013.
[25] Devan Coggan, “Martin Scorsese pays tribute to ‘extraordinary artist’ David Bowie”, Entertainment Weekly, 11 January 2016.
[26] Richard Corliss, “…and blood”, Film Comment, Sep-Oct 1988.
[27] Mary Pat Kelly, Martin Scorsese: A Journey, Thunder’s Mouth Press, New York, 1991.
[28] Richard Shickel, Conversations with Scorsese: Updated and Expanded. Alfred A. Knopf, New York, 2013.
[29] Aljean Harmetz, “Ministers vow boycott over Scorsese film on Jesus”, New York Times, 13 July 1988.
[30] Steve Rose, “Willem Dafoe: ‘You do your best work when you’re scared’”, The Guardian, 5 July 2012. (http://www.theguardian.com/film/2012/jul/04/willem-defoe-hunter-interview)
[31] Alex Simon, “Harry Dean Stanton: American Character”, Venice Magazine, August 1997.
[32] Quoted in “Zeffirelli protests Temptation of Christ”, Reuters, 3 August 1988.
[33] Clyde Haberman, “Scorsese’s Last Temptation creates furor at Venice festival”, New York Times, 8 September 1988.
[34] Aljean Harmetz, “Scorsese Temptation gets early release, New York Times, 5 August 1988.
[35] Aljean Harmetz, “The Last Temptation of Christ opens to protests but good sales”, New York Times, 13 August 1988.
[36] Steven Hyden, “Willem Dafoe” AV Club, 25 September 2007.
[37] Richard Corliss, “…and blood”, Film Comment, Sep-Oct 1988.
[38] Steven Greenhouse, “Police suspect arson in fire at Paris theater”, New York Times, 25 October 1988.
[39] Steven Greenhouse, “Police suspect arson in fire at Paris theater”, New York Times, 25 October 1988.
[40] Caryn James, “Paul Schrader talks of Last Temptation and his new film”, New York Times, 1 September 1988.




QUELLEN ADDENDUM :

[41] Peter Hasenberg: „Von Abwehrgefechten zu Dialogansätzen: Die Auseinandersetzungen um Skandalfilme in der katholischen Filmarbeit“ in Communicatio Socialis 28 (1995), Nr. 1/2: 8–46
[42] Wikipedia-Eintrag „Die letzte Versuchung Christi (1988)“
[43] Thomas O.H. Kaiser „Jesus Christ Medienstar – vom Einsatz audiovisueller Medien im evangelischen Religionsunterricht“ BoD Norderstedt, 2015