Der Titel dieses Blogs spielt natürlich auf das berühmte Magazin "Cahiers Du Cinema" (Notizen zum Kino) an, dessen Filmkritiker Francois Truffaut und Claude Chabrol später Regisseure und Wegbereiter eines neuen französischen Kinos wurden.
Dennoch ist dies kein arthouse Blog. Es ist ein Blog über die Liebe zum Film. Gute Filme. Und sehr schlechte. Egal woher sie stammen. Egal wie sie zu klassifizieren sind.

Dienstag, 17. Oktober 2017

"MORD UNTER STUDENTEN - DER FALL AMANDA KNOX (2016)" - GESCHICHTE EINER PROGRAMMBESCHWERDE



"Redefreiheit bedeutet, dass jeder sagen kann, was er will. Was man nicht kann, ist lügen und erwarten nicht zur Verantwortung gezogen zu werden. Nicht alle Meinungen sind gleich. Und einige Dinge haben sich nun einmal zugetragen, so wie wir sagen, dass sie sich zugetragen haben. Die Sklaverei hat stattgefunden. Der schwarze Tod hat stattgefunden. Die Erde ist rund und die Eiskappen schmelzen und Elvis ist nicht am Leben.“
PROF. DEBORAH LIPSTADT


 „Und wenn die zwölftgrößte Gesellschaft der Welt diese großartigste, verdammte Propaganda-Kraft der ganzen verdammten gottlosen Welt kontrolliert, wer weiß, welche Scheiße euch auf diesem Sender als die Wahrheit verkauft wird“
HOWARD BEALE in „NETWORK (1976)“, Drehbuch PADDY CHAYEFSKY



Dieser Essay behandelt die Dokumentation „Mord unter Studenten – der Fall Amanda Knox“ von Andrea Vogt und zeichnet den Weg der von mir gegen diese Dokumentation geführten Programmbeschwerde für die Öffentlichkeit nach.
Ich kam mit diesem Fall bereits seit 2007 als Nachrichten-Zuschauer in Kontakt und verfolgte ihn von da an. Später bearbeitete ich ihn künstlerisch für das Bühnenstück „Das Urteil von Perugia“ (mittlerweile als Ebook auf Amazon Kindle erschienen) , der ersten und bislang einzigen Theateradaption des wahren Falls. Ich investierte drei Jahre extrem intensiver Hintergrundrecherche, las die weit über 10 000 Seiten umfassenden Gerichtsprotokolle aller vier Verfahren, las die Ermittlungsakten, studierte alle Original-Tatortvideos, las jede nationale und internationale Buchpublikation zum Thema. Meine in diesem Essay erhobenen Vorwürfe basieren auf dieser enorm umfangreichen Recherche und der sich daraus ergebenden Expertise zum Thema.




Das Haus in dem der Mord geschah (Hausnummer Via della Pergola 7) am
Hang der Viale San Antonio
Beginnen wir mit dem Offensichtlichen.
Amanda Knox ist nicht die Mörderin von Meredith Kercher
Raffaele Sollecito ist nicht der Mörder von Meredith Kercher.
Daran kann, eine Dekade, nach dem schrecklichen Mord keinerlei Zweifel mehr bestehen.

Warum man das mit solcher Sicherheit sagen kann, wo es doch vier Verfahren mit verschiedenen Ausgängen gab (Schuldig, nicht schuldig, schuldig, nicht schuldig)?
Ganz einfach weil die objektiv belegbaren, wissenschaftlich gesicherten Fakten, wie sie uns heute vorliegen keinen anderen Schluss zulassen, solange wir den grundlegenden Prinzipien logischen Denkens Geltung einräumen.

Meredith Kercher starb in der Nacht vom 1. auf den 2. November in ihrem Zimmer in einem Apartment in der Via della Pergola 7, Perugia, Italien. Dieses Zimmer war bei Eintreffen der Polizei noch verschlossen. In diesem Zimmer fanden sich keinerlei Spuren von Amanda Knox oder Raffaele Sollecito: Weder Fingerabdrücke, Fußabdrücke, Schuhabdrücke, Blutspuren, Kleidungsfasern, Körperfett, Speichel, Sperma, keinerlei Spuren irgendwelcher Art im Blut des Opfers und nicht eine einzige singuläre DNA Spur im ganzen Raum. Nichts, absolut nichts. Nun wurde Kercher mit einem Messer niedergestochen in einer brutalen Attacke, in einem Raum kaum groß genug um ein Bügelbrett auszustellen. Das ganze Zimmer war voller Blut. Eine solche Tötung, die engen Körperkontakt voraussetzt durchzuführen ohne auch nur eine einzige Spur zu hinterlassen gilt kriminalistisch und wissenschaftlich als absolut unmöglich. Es gäbe absolut keinerlei Möglichkeit solche Spuren zu vermeiden.

Das Mordzimmer, nach dem Entfernen der Leiche. Unvorstellbar, dass
hier zwei von angeblich drei Tätern keinerlei Spuren hinterlassen haben sollen.
Das Prinzip von Locard postuliert dass es immer einen Spurübertrag zwischen Täter und Opfer geben muss, auf diesem Prinzip basiert die komplette Forensische Wissenschaft. Wenn also Spuren unvermeidlich sind, verlangt ihre komplette Absenz eine Erklärung.

Kann man einen Tatort von seinen Spuren nicht reinigen?
Theoretisch: Ja.
In diesem Fall: Nein

Wenn man einen Tatort, beispielsweise mit Bleiche reinigt, kann man zwar die Spuren der Tat entfernen, doch charakteristische und nicht vermeidbare Spuren der Reinigung selbst (vor allem Wischspuren die unter Luminoleinwirkung blau aufleuchten würden), weisen immer darauf hin, dass hier gesäubert wurde. Man wird auch immer chemische Rückstände des Reinigungsmittels auffinden. Es sei denn, es setzte sich aus chemischen Elementen zusammen die im Periodensystem der Elemente nicht vorkommen, die also nicht von dieser Erde stammen. Damit wäre man dann endgültig auf der wissenschaftlichen Basis eines Superman-Comics.
An diesem Tatort war weder das Eine noch das Andere der Fall. Dass dieser spezielle Tatort einer Reinigung unterzogen wurde um Spuren zu entfernen, ist daher komplett unmöglich. Diese Option muss ausgeschlossen werden.
Wir haben also Spuren die absolut nicht vermeidbar sind, die in diesem Fall unmöglich entfernt werden konnten und die dennoch nicht vorhanden sind. Wie kann das sein?

Es bleibt nur eine einzige Alternative, nur eine logische Erklärung die überhaupt möglich ist: Die Spuren sind niemals hinterlassen worden. Das wiederum ist ausschließlich nur dann möglich wenn Mrs. Knox und Signor Sollecito während der Begehung des Mordes nie in diesem Zimmer waren.

Das trifft sich mit der Spurenlage am Leichnam. Denn auch am und im Körper des Opfers, das während es erstochen wurde, ja unweigerlich von seinem Mörder, oder wie die Staatsanwaltschaft insistiert seinen „Mördern“, angefasst worden sein muss, findet sich nicht eine einzige Spur von Knox oder Sollecito: Weder Fingerabdrücke, Blutspuren, Kleidungsfasern, Körperfett, Speichel, noch Sperma und nicht auch nur eine einzige DNA Spur.
Kann man eine Leiche von seinen Spuren nicht reinigen?
Theoretisch: Ja, bis zu einem Punkt.
In diesem Fall: Nein.
Denn wenn man eine Leiche so vollständig von seinen Spuren säubern wollte, müsste man den kompletten Leichnam waschen. Anhand der vorliegenden Autopsieergebnisse, den Ergebnissen der Spurensicherung und selbst nach Angaben der Staatsanwaltschaft von Perugia, ist absolut unstrittig dass die Leiche von Meredith Kercher niemals gewaschen worden ist. Wir haben also auch hier Spuren die sich nicht vermeiden lassen, die nicht entfernt worden sein können, und die dennoch nicht existieren.
Der einzig mögliche logische Schluss, der bleibt: Amanda Knox und Raffaele Sollecito haben weder das Opfer während des Mordes, noch dessen späteren Leichnam angefasst.
Knox und Sollecito hätten Meredith Kercher demnach ermorden müssen ohne dabei persönlich anwesend zu sein und ohne ihr Opfer je zu berühren. Sie wären demnach die ersten Straftäter der gesamten Kriminalhistorie denen es je gelungen wäre das Prinzip von Locard in voller Gänze auszuhebeln.
Wie soll das gehen?
Gar nicht.
Fälschlich als Tawaffe präsentiert: Das berüchtigte Doppel-DNA-Messer
Welches andere Belastungsmaterial bleibt? Es gibt die angebliche Tatwaffe, von der heute absolut lückenlos nachgewiesen ist, dass es sich um ein beliebiges Messer aus der Besteckschublade von Raffaele Sollecito handelte, das bei der Tat niemals zum Einsatz gekommen sein kann. Dieses sogenannte Doppel-DNA-Messer passt nicht nur nicht in die Wunden des Opfers, es passt nicht nur nicht zum blutigen Abdruck des tatsächlichen Mordmessers auf Kerchers Bett, es konnte – in der späteren Überprüfung durch die unabhängigen Gutachter Vecchiotti und Conti – nicht nur keinerlei Blut des Opfers an diesem Messer gefunden werden , dafür aber Partikel von Roggenbrot, was es unmöglich macht, dass dieses Messer (und das Blut) vor dem Auffinden abgewaschen worden sein kann, sondern man konnte auch die angebliche DNA Spur von Meredith Kercher an der Messerspitze nicht verifizieren. Es ist das einzige physikalische Beweisstück das Knox mit der Tat in Verbindung bringen würde – wenn es denn authentisch wäre, was es, wie aus diesen Erläuterungen hervorgeht, mit wissenschaftlicher Sicherheit nicht ist.

Das Messer unsachgemäß in unsteriler Box, falsch eingetütet.
Spurensicherung a la Polizei von Perugia
Dann bleibt nur noch der Büstenhalterverschluss des Opfers, das einzige physikalische Beweisstück gegen Raffaele Sollecito. Dieser Verschluss soll an den Häkchen Sollecitos DNA aufgewiesen haben. Allerdings unternahm man diese angebliche Identifikation nicht mit dem zuverlässigen Real Time PCR Verfahren, das üblicherweise benutzt wird. Mit diesem Verfahren war dieselbe Spur als nicht-auslesbare Verunreinigung aussortiert worden, das Gerät zeigte eine Fehlermeldung.
Die unabhängigen Gutachter wiesen daraufhin, dass die entsprechenden Untersuchungen mit einer unbekannten, wissenschaftlich nicht gesicherten Methode durchgeführt wurden, dass die Zuordnung grob fehlerhaft war und ihre Authentizität absolut ungesichert ist. Ebenso wiesen sie darauf hin, dass diese angebliche DNA Spur extrem leicht durch die katastrophal vorgehenden Spurensicherer selbst, die so dilettantisch durch die Wohnung trampelten in der der Mord sich ereignete, dass sie Fremdspuren kreuz und quer verteilten, manchmal auch selbst erzeugten, auf das Beweisstück gelangt sein konnte. Die unabhängigen Gutachter waren nicht bereit auch nur zuzugestehen, dass Raffaele Sollecito diesen Verschluss jemals selbst angefasst hat. (Er hätte ihn ja auch schwer während eines Mordes abschneiden und anfassen können, während dem er, der Spurenlage nach gar nicht anwesend war.)
Die schmutzigen Handschuhe der Spurensicherer, hier in einer Vergrößerung
durch Frank Sfarzo. Die entsprechende Stelle wurde von Vogt in ihrer Doku-
mentation aus dem Tatortvideo herausgeschnitten,
Aber waren da nicht auch noch andere Spuren, Blutspuren von Knox und Sollecito im Rest der Wohnung?

Nein.

Von den Spuren, die im Rest der Wohnung von Amanda Knox aufgefunden wurden, einer Wohnung die Knox ja mit Meredith Kercher und zwei Italienerinnen teilte, wurde tatsächlich nicht eine einzige in Blut gefunden. Weder in Opferblut, noch in Knox' Blut. Es wurde – wie man den Unterlagen eindeutig entnehmen kann - nicht auch nur eine Spur gefunden, bei der irgendein auch noch so geringer Bezug zum Kercher-Mord nachweisbar war. Die Spuren wurden auch lediglich in Räumen und an Stellen gefunden wo sie in jedem Fall – auch ganz ohne ein Verbrechen - aufgefunden hätten werden müssen und auch zu erwarten waren, wie etwa dem gemeinsam benützten Bad.
Diese Spuren bezeugten lediglich den einen Umstand, dass Knox dieses Apartment bewohnt hatte.
Nicht mehr, nicht weniger.

Dass die Gutachterin der Polizei, Dr. Patrizia Stefanoni, diesbezüglich mehrfach vor Gericht, auch unter Eid, wissentlich falsche Angaben machte, und diese Spuren teils vorsätzlich, im extremen Widerspruch zu den Fundamenten der Forensischen Wissenschaft, als verdächtig fehlinterpretierte, sogar regelrecht umetikettierte, um die Anklage zu stützen, ist in den Prozeßprotokollen schwarz auf weiß dokumentiert und für jedermann und jederfrau online jederzeit nachlesbar.
 
Rudy Guede. War mit Kercher allein als sie ermordet wurde.
Die Sache ist sogar noch wesentlich eindeutiger.
Denn der wahre Mörder ist überführt, und der Polizei bereits seit 2007 bekannt. Und seine Spuren, alle tatrelevant, viele im Blut des Opfers, Manche in dessen Vagina, finden sich buchstäblich überall am Tatort: Der Serieneinbrecher Rudy Guede.
De facto finden sich in dem verschlossenen Tatzimmer nur Spuren zweier Personen, keinerlei Dritter, auch keiner unbekannter Dritter: Die des Mordopfers Meredith Kercher und die Spuren von Rudy Herrmann Guede.
Er war mit Meredith Kercher allein in dem Raum in dem sie starb und zu dem Zeitpunkt als sie starb.

Ein Mann den weder Amanda Knox noch Raffaele Sollecito kannte. Man fand bei beiden weder Guedes Adresse, noch Telefonnummer, noch Handynummer, noch Emailadresse, noch sonstige Kontaktdaten aus dem Netz – ebenso wenig umgekehrt bei ihm.
Mehr noch, im Haus in der Via della Pergola 7, lag zeitgleich mit dem Mord auch ein Einbruch vor, der exakt dem Modus Operandi entsprach, den Rudy Guede bereits bei drei anderen Einbrüchen an den Tag gelegt hatte. Auch hier verknüpfen ihn seine Spuren mit diesem Einbruch, der durch das Zimmerfenster von Filomena Romanelli erfolgte.

Man muss sich daher bewusst machen, was für ein außerordentliches Maß an Phantasie die Ermittler aufbringen mussten, um die Verschwörungstheorie zu entwickeln, nach der Knox und ihr damaliger Boyfriend Raffaele, die sich seinerzeit erst neun Tage lang kannten, zusammen mit einem Serieneinbrecher, den keiner von beiden kannte, auf magische, man möchte fast sagen übernatürliche Weise, aus unbekanntem Motiv zu dritt Meredith Kercher ermordet haben sollen. Nach der Tat gelang es ihnen durch der Wissenschaft gänzlich unbekannte Superkräfte ihre eigene unsichtbare DNA von der gleichfalls unsichtbaren DNA Rudy Guedes zu trennen und absolut 100% zu entfernen, und den Rest der Spuren mit einem nicht-irdischen Reinigungsmittel zu verwischen – allerdings, technisch gesehen, ohne dabei zu wischen.

Diese Theorie, sagen wir es deutlich, ist absoluter Unsinn.

Die Frage ist nur: Warum wurde sie jemals überhaupt geglaubt?
Warum glauben viele, offenbar denkeingeschränkte Personen, sie sogar noch heute?
Das ist der Moment an dem die Presse und die Medien ins Spiel kommen.

Nach der Verhaftung von Amanda Knox, Raffaele Sollecito und des ebenfalls völlig unschuldigen Gastwirts Patrik Dya Lumumba, überschlugen sich die Reaktionen der Presse sehr schnell, namentlich die der Tabloids, der Yellow Press. Knox und Sollecito waren die ersten 14 Tage unter Arrest in Isolationshaft, die Staatsanwaltschaft berief sich hierbei auf ein Anti- Terrorgesetz, sie waren ohne jeden Kontakt zur Außenwelt und ihnen wurde zu dieser Zeit auch noch jede Konsultation mit ihren Anwälten verweigert. Sie waren wehrlos.
Ausgehend von den Behauptungen des anklagenden Chefanklägers Giuliano Mignini, der erstaunlich viele erstaunlich gut besuchte Pressekonferenzen gab, Behauptungen, die er teils wörtlich von der Website der mit ihm befreundeten verschwörungstheoretisch angehauchten Hellseherin Gabriela Carlizzi übernahm, berichteten Pressevertreter anfangs unter enorm reißerischen Schlagzeilen von einer Sexorgie mit dem Hintergrund eines Satanskultes (Unter anderem wegen diesem Blödsinn musste Knox sich später in Migninis Schlußplädoyer allen Ernstes als Teufelin, als „Luciferina“ beschimpfen lassen).
Die Ingredienzien für auflagenstarke Aufmacher waren alle da, oder schienen jedenfalls da zu sein, wenn man den Verlautbarungen der Ermittler und Staatsanwaltschaftsvertreter Glauben schenkte: Drei Nationalitäten – ein britisches Opfer, eine amerikanische Mörderin, ein italienischer Mörder, ein Farbiger (erst Lumumba, später der tatsächliche Killer Rudy Guede) Mörder, Verschwörung, Sex, Teufelskult, Orgien, Studentinnen abroad – was will das Boulevardjournalisten-Herz mehr? Die Zutaten waren unwiderstehlich.
Erfand den Spitznamen "Foxy KNoxy" - Nick Pisa
Anfangs waren es hauptsächlich drei Journalisten die das Feuer am Brennen hielten, durch eine wahre Flut von Falschmeldungen eine seriöse Berichterstattung fast unmöglich machten. Alle drei berichteten in englischer Sprache, alle drei bauten ihre jeweilige Karriere auf diesem Fall, und spezieller der Hexenjagd auf Knox auf. Es waren die Tabloid Journalisten Nick Pisa, Barbie Latza Nadeau und Andrea Vogt. Pisa war es, der sich von Knox gehacktem Myspace Profil ihre Daten besorgte, und ihr – ausgehend von einem Spitznamen den sie erhielt. als sie mit 14 in der Schulmannschaft kickte – einen neuen Namen gab: „Foxy Knoxy“ der dann, falsch ins Italienische übersetzt zu „Volpe Cattiva“ (verschlagene Füchsin) wurde. Es war die Berichterstattung namentlich dieser drei federführenden Journalisten, die viele der Mythen des Falles erschuf, und den Fall gerade in der uninformierten deutschen Öffentlichkeit vergiftete:

Barbie Latza Nadaeu
Von Fingerabdrücken Amandas auf der „Tatwaffe“ war die Rede (die Abdrücke gab es nie, auch die Staatsanwaltschaft weiß nichts von ihrer Existenz), von Haaren von Knox in der geballten Faust des Opfers (frei erfunden), von Merkmalen einer Teufelsmesse (komplett erfunden). Es waren Nadeau und Vogt, die die News von den angeblich eindeutigen Blutmischspuren, von Amandas angeblichen Fußspuren in Kerchers Blut in die Welt hinausposaunten, und später, als dies widerlegt wurde, nicht widerriefen. Vogt hält bis heute an diesem offenkundigen Nonsens, der nicht einmal den Ermittlungsakten entspricht, fest. Diese drei Personen waren maßgeblich persönlich dafür verantwortlich, dass die Falschberichterstattung zu diesem Fall die Tatsachen für Viele bis heute nahezu komplett überlagert, sie waren verantwortlich dafür, dass es während des ersten Verfahrens 2009 eine Vorverurteilung durch die Presse gab, die in der Rechtsgeschichte nahezu ohne Beispiel ist. Diese Vorverurteilung beeinflusste das Vorgehen des Gerichts Massei im ersten Prozess erheblich.

Ein Hinterfragen, einen gesunden Skeptizismus, ein Nachrecherchieren oder Überprüfen von Informationen fand praktisch überhaupt nicht statt. Im Gegenteil wurde der Fall auf falscher Grundlage als eindeutig dargestellt – sicherlich die Übertreibung des Jahrzehnts.

Die italienischen Nachrichtenagenturen blieben davon nicht ausgenommen. Ihre vorgefertigten Zusammenfassungen für die internationale, auch deutsche, Presse waren grob lückenhaft, oberflächlich und entbehrten jeder substanziellen Nachprüfung.
In Deutschland übernahm man völlig ungeprüft, was vorgefertigt wurde, und interessierte sich nicht für das, was ausgeblendet wurde. So tauchte beispielsweise der Name des tatsächlichen Mörders Rudy Guede in der deutschen „Berichterstattung“ jahrelang gar nicht auf, ohne dass jemand Anstoß nahm, obwohl er bereits 2007 als Mittäter verhaftet und ihm Rahmen seines separaten, beschleunigten Verfahrens zum Hauptzeugen gegen Knox und Sollecito geworden war. (Von 30 Jahren Haft wegen des Kercher-Mordes, wurde ihm, vermutlich im Rahmen eines Deals, später die Hälfte erlassen).

Es kam aber auch zu einer noch direkteren Instrumentalisierung der Presse, in einer Art und Weise, die mit journalistischem Berufsethos nicht einmal mehr entfernt irgendetwas zu tun hat und auch Straftatbestände umfasste.
Besonders zwei Vorfälle ragen hier heraus, die kurz erwähnt werden sollen.
So erschien, während der ein Jahr andauernden Untersuchungshaft, einer der Amtsärzte des Gefängnisses in Knox' Zelle im Gefängnis von Capanne. Er eröffnete ihr, wahrheitswidrig, man habe die von ihr routinemäßig genommenen Blutproben untersucht, und sie sei HIV positiv. Es sei erforderlich, so hieß es, dass sie eine Liste aller ihrer Sexualpartner erstelle. Knox tat dies, noch unter Schock stehend, sie listete jede Person auf mit der sie, damals knapp 20 Jahre alt, seit ihrem 16. Lebensjahr intim geworden war.
Die Liste, sie enthielt bescheidene 7 Namen, wurde mitgenommen.
Keine 2 Wochen später prangte sie auf den Titelbildern von Schmierblättern auf der ganzen Welt und auch überall in Italien – mit einem absichtlichen Fehler. Jetzt war es plötzlich eine Liste aller Personen, mit denen Knox in Italien Sex gehabt hatte. Sieben Liebhaber in 6 Wochen – eine beachtliche Quote, die sie unvermeidlich zur charakterlich verworfenen Schlampe stempelte.


Dass nur zwei Namen auf der Liste überhaupt Italienisch klangen, fiel gar niemandem auf. Fragen stellte schon lange Niemand mehr.

Noch schlimmer waren die Vorfälle im Bezug auf Knox' Gefängnistagebuch.

Knox wurde angehalten im Gefängnis ihre Gedanken aufzuschreiben und ihre Erlebnisse zu notieren, und da sie schriftstellerisch begabt war und immer gerne schrieb (sie arbeitet heute selbst als Journalistin) kam sie dem leider nach. Aufgrund einer offiziellen Anordnung wurde ihr dieses Tagebuch nach den ersten Wochen abgenommen. Wiederum erschienen wesentliche Auszüge in der internationalen Presse, wiederum mit einem entscheidenden, perversen Twist. An einigen Stellen des Textes an denen Knox versuchte sich zu erklären, weshalb Raffaele ihr Alibi plötzlich nicht mehr stützte (was so gar nicht der Fall war, was Knox zum Zeitpunkt der Abfassung aber nicht wissen konnte), nahm man redaktionelle Änderungen vor. Nicht nur übersetzte man den Text grob sinnentstellend und ziemlich falsch aus dem Englischen, man veränderte auch die Reihenfolge der Sätze und mehrerer Absätze und montierte so einen praktisch neuen Text. Jetzt sah es so aus, als verdächtigte Knox Sollecito der Tat. Im Original, Candace Dempsey führt in ihrem Buch „Murder In Italy“ den lückenlosen Nachweis, war das genaue Gegenteil der Fall.
Gegen derartige Formen von Berichterstattung, bei der die involvierten Organe hetzen statt zu berichten, sich mit Tunnelblick auf eine bestimmte Sichtweise einschießen, Informationen, an deren Wahrheitsgehalt sie eigentlich die gravierendsten Zweifel haben müssten, ungeprüft multiplizieren statt zu recherchieren, bei der Kritik nicht mehr stattfindet und bei der niemand mehr infrage stellt, hat die Wahrheit überhaupt keine Chance.

Es war nicht Chefankläger Giuliano Mignini der eine zweite imaginäre Amanda erschuf, ein fiktionales öffentliches Image, eine eiskalte, schwer gestörte, hochmanipulative sexbesessene Teufelsanbeterin mit psychopathischen Zügen, die ihren Freund als willenloses Instrument benutzt und messerschwingend durch die Gegend läuft – es war die Presse, es waren die Medien. Es waren federführend Nick Pisa, Barbie Latza Nadeau und Andrea Vogt.
Und es war diese zweite, fiktionale Amanda, die, wegen eines Mordes den sie unmöglich begangen haben konnte, zu mehr als zwei Jahrzehnten Haft verurteilt wurde, und nicht die scheue, höfliche, leicht hippiemäßige Einserstudentin aus Seattle.


In einem Filmdrehbuch wäre dies die Stelle, an die der Autor die Anweisung setzt:


REDAKTION / INNEN  -   TAG

LANGSAMER ZOOM auf ANDREA VOGT.

Andrea Vogt
Andrea Vogt verdient unsere besondere Aufmerksamkeit, denn sie ist es, die die zur Debatte stehende Dokumentation „Mord unter Studenten – der Fall Amanda Knox“ als Autorin und Regisseurin zu verantworten hat.

Vogt ist eine freischaffende US Journalistin, die, wie Amanda Knox, aus Seattle stammt, aber nur selten in den USA arbeitet. Sie berichtet über Europäische und Italienische Angelegenheiten, und zwar mehrheitlich für britische Zeitungen wie den Guardian oder den Daily Mirror.
Die außerordentliche Problematik von Vogts journalistischer Involvierung in diesen Fall besteht nicht nur darin, dass ihre eigene Karriere auf diesem Fall basiert, auf ihrer Berichterstattung nach der Amanda Knox und Raffaele Sollecito die Mörder von Meredith Kercher sind, sie besteht auch nicht nur darin dass Vogt zu dem ursprünglich zuständigen Staatsanwalt Giuliano Mignini ein äußerst freundschaftliches Verhältnis pflegt, ebenso wie zu dessen Nachfolgerin Manuela Comodi, sondern vor allen Dingen darin dass sie bereits sehr früh, im Grunde bereits 2007, einen sehr eindeutigen Standpunkt eingenommen hat, von dem sie auch dann nicht abließ als die Fakten ihn nicht mehr stützten. Im Gegensatz zu anderen Journalisten wie etwa Nick Pisa, korrigierte sie ihre Berichterstattung zu keinem Zeitpunkt maßgeblich und tradiiert bis heute Falschinformationen in erheblichem Ausmaß in den Printmedien und via den verschiedenen Schnittfassungen ihrer Dokumentation.

Ich maße mir hierbei keineswegs ein Urteil über die Arbeit von Andrea Vogt generell und in allen Facetten an. Dass sie jedoch, was diesen konkreten Fall betrifft, niemals einen objektiven Standpunkt innehatte, mittlerweile selbst als „Pro-Schuld-Aktivistin“ also als Guilter zu bezeichnen ist, und in ihrer Berichterstattung zum Thema alle ethisch bindenden Grenzen des journalistischen Handwerks brutal überschritten hat, an vielen Stellen mehrfach und wiederholt, ist belegbar. Im Besonderen hervorzuheben ist ihre dokumentierte, langjährige Verstrickung in den Guilter-Aktivismus im Netz. Bereits ab 2008 begann sie die beiden Amanda-Knox-Hass-Websites Perugia Murder File (die sich mittlerweile gesplittet hat) und True Justice For Meredith Kercher offen zu promoten, bezog sich auf diese Quellen etwa auch bei ihren Blogbeiträgen auf „seattle.pi“ Sie ließ sich sogar für einen TV-News-Schnipsel ablichten, wie sie gerade durch diese Webseiten scrollt um zu „recherchieren“. Das Problem hierbei ist nicht nur, dass diese privat betriebenen Seiten (mit der Gründerin von PMF, Peggy Gonang soll Vogt sogar persönlich befreundet gewesen sein)  keinerlei journalistischem oder kriminalistischem Standard genügen, sondern dass Vogts Printartikel mit die Hauptquellen sind, auf die die Kommentatoren dort sich beziehen.

In diesem Zusammenhang zeigt sich auch ein ziemlich empörendes Beispiel für Vogts absolut skandalösen Umgang mit Quellen.
Vogt präsentierte in einem ihrer Artikel die scheinbar neutrale Molekularbiologin Laura Wray, die die wissenschaftlich unhaltbaren Behauptungen der Gutachterin der Polizia Szientifica mit ihren Aussagen stützte. Dabei verschleierte Vogt, dass Wray keine fertig ausgebildete Biologin war (sie hatte nur ein Bachelors Degree im Bereich Wissenschaft), keinerlei Ausbildung in Forensischer Wissenschaft und/oder DNA Analyse hatte, und zudem keineswegs neutral war. Wray hatte bereits seit 2008 unter dem Pseudonym „Nicki“ auf der Knox Hass-Website „Perugia Murder File“ gepostet und kommentiert, und zwar völlig überzeugt von Knox Schuld, und hatte dabei auch mit Vogt selbst gechattet. All das wurde in der Berichterstattung Vogts komplett unterschlagen. Später zitierte Vogt auch in anderen Artikeln Personen wie Randy Jackson (Moderator auf PMF) und Mrs. Kris Arnason, die ebenfalls als „Pro Schuld Aktivistin“ im Netz aufgefallen war. In keinem der beiden Fälle legte Vogt die massive Verstrickung dieser vorgeblich `neutralen Beobachter´ in Guilter-Kreise offen.

Hier schon zeigt sich eine Tendenz zur Quellenfälschung und Quellenverschleierung die sich nur sehr schwer überbieten lässt. Andrea Vogt gelang es dennoch.

Dr. Patrizia Stefanoni. Ihr Gutachten hielt, laut Expertenbericht "keinerlei
objektiver wissenschaftlicher Überprüfung stand"


2011 wurde bekannt, dass die Polizei von Perugia die Gespräche die Amanda Knox während der Untersuchungshaft mit ihrer Familie geführt hatte, illegal abgehört und mitgeschnitten hatte, um so Belastungsmaterial zu gewinnen. Die Bänder – sie wurden nie vor Gericht verwendet, da sie offenkundig nichts Brauchbares enthielten - gelangten an die Öffentlichkeit. Auf einem der Bänder sagt Knox,die Nacht des Mordes betreffend, deutlich hörbar „I was there“ (Ich war dort). Aus dem Kontext des Gesprächs davor und danach, leitet sich völlig unzweifelhaft ab, dass „there“ das damalige Apartment von Raffaele Sollecito (Corso Garibaldi 110) bezeichnet, und nicht etwa den Tatort, Via della Pergola 7. Vom Tatort ist auf dem fraglichen Band überhaupt nicht die Rede. Andrea Vogt hingegen, die die Bänder als eine der Ersten hören konnte, veröffentlichte noch 2011 einen bedauerlicherweise vielbeachteten Zeitungsartikel in dem sie das Zitat „I was there“ als Auszug benutzte, den Kontext entfernte, ihn verschwieg und wahrheitswidrig behauptete Knox habe damit ihre Anwesenheit am Tatort gestanden.

Da das fragliche Zitat aus dem Mittelteil der entsprechenden Aufzeichnung stammte, und es keinen Weg gibt in der Aufnahme zu diesem Zitat zu gelangen ohne den eindeutig anderslautenden Kontext zu hören, muss ein Versehen hier ausgeschlossen werden. Vogt muss gewusst haben, dass ihre Behauptung grob falsch ist.
Das nennt man Faktenfälschung.
Prof. Dr. Stefano Conti, Dr. Carla Vecchiotti. Sie überprüften als unabhängige
Experten die DNA Ergebnisse der Polizei - und kamen zu verheerenden Schlüssen
Man kann sich also lebhaft vorstellen, was zu erwarten ist, wenn jene Andrea Vogt sich dem „Fall Amanda Knox“ in einer TV-Dokumentation annimmt.
Schon der Titel selbst lässt Böses ahnen:
Zum einen die fast schon übliche Fixierung auf Mrs. Knox statt Fokussierung auf den Mordfall Meredith Kercher, zweitens ist der Untertitel „Mord unter Studenten“ irreführend; er kann sich nämlich nur auf drei bestimmte Personen beziehen: Amanda Knox, Meredith Kercher und Raffaele Sollecito die alle drei Studenten waren als die Tat geschah. Die Mitbewohnerinnen Laura Mezetti und Filomena Romanelli waren beide Rechtsanwaltsgehilfinnen, keine Studentinnen, der Mörder, Rudy Guede, war ein kleinkrimineller Herumtreiber und Gelegenheitseinbrecher, kein Student.
Er ist im Titel schon mitausgespart, der bereits subtil auf den Mythos des „Mordes zu dritt“ vorausweist, der von der Spurenlage nie gestützt wurde.
Problematischer noch ist, selbst in der hier diskutierten Schnittfassung, dass diese „Dokumentation“ den Zuschauer praktisch mit Falschinformationen überschwemmt und der Fall dadurch in einer von der Autorin so gewählten Verzerrung dargestellt wird. Auffällig und hervorzuheben ist, dass Andrea Vogt in dieser „Doku“ fast permanent die Warte des objektiven Beobachters verlässt und über Auswahl, Schnitt, Falschinformationen und auch bewusste dramaturgische Entscheidungen, ihre eigene persönliche Auffassung aktiv argumentiert, und nicht bereit ist sich dabei durch die objektiven Fakten des Falles irritieren zu lassen. Dabei bedient sie sich zum Teil verfremdender und verfälschender Mittel die in einer journalistisch einwandfreien Arbeit nicht nur nicht das Geringste verloren haben, sondern auch ethisch unentschuldbar sind.

Bereits in dem Augenblick da Vogt, die Behauptung Raffaele Sollecito habe die Carabinieri erst nachträglich angerufen, da er und Knox im Garten des Mordhauses von der Postpolizei (die Meredith Kerchers Handys aufgefunden hatte) überrascht worden seien,  über die OFF-Stimme in Tatsachenrang erhebt, trifft sie wissentlich die Entscheidung den Boden der Tatsachen zu verlassen.
Es gibt für ein nachträglich erfolgtes Telefonat bis heute keinerlei Beleg irgendeiner Art, die Zeitangaben der Polizei und die Aufnahmen einer öffentlichen Überwachungskamera widersprechen einem solchen Vorgang.
Selbst wenn Vogt selbst zutiefst davon überzeugt sein sollte, dass dieser Anruf erst nachträglich, als eine Art Alibi erfolgte, würde die journalistische Berufsethik zwingend verlangen, dass sie diese Information wenigstens als umstritten darstellt. Wenn sie aber, wie hier erfolgt, völlig Unbelegtes als belegt präsentiert, dann berichtet sie nicht mehr über Fakten und ihre Deutung derselben, sondern sie maßt sich selbst die Entscheidung darüber an WAS die Fakten sind und enthebt sich praktischerweise auch gleich noch der journalistischen Belegpflicht.
Blau - die Fußabdrücke von Knox, sie enthielten weder Blut noch DNA des
Opfers. Rot - Schuhbadrücke von R.Guede in Kerchers Blut.
Ich kann und werde an dieser Stelle nicht auf alles eingehen, was diese Pseudokumentation betrifft, es ist auch nicht nötig, denn ich gebe weiter unten, in meinem Briefwechsel mit dem Sender eine vollständige Einzelbegründung. Einige extreme Beispiele jedoch sollen an dieser Stelle herausgegriffen werden, um ganz klar zu belegen, dass dieser Film niemals aus einem objektiven Blickwinkel erzählt, sondern stets ein zweckgebundenes Narrativ bedient, das die Verfasserin selbst ausgesucht hat und dem sie die Fakten willentlich unterordnet.
Das Musterbeispiel hierfür sind die angeblich in Blut hinterlassenen Abdrücke von Amanda Knox bloßen Füßen im Flur der Wohnung in der der Mord geschah. In der Dokumentation lässt Vogt die stellvertretende Anklägerin, Manuela Comodi seelenruhig erläutern, das diese Fußbadrücke in einer Mischung aus Wasser und Kerchers Blut hinterlassen seien – sehr schwer belastend, und in allerhöchstem Maße verdächtig – so es den stimmte. Vogt macht nirgends kenntlich dass Comodis Statement nachweislich nicht den Tatsachen entspricht. Vogt trifft an dieser Stelle des Films folgende bewusste Entscheidungen:
  1. Sie entscheidet sich, nicht zu erwähnen, dass die Substanz in der diese Fußabdrücke hinterlassen wurden von der Polizei-Gutachterin Dr. Stefanoni untersucht wurde, und dass der fragliche Tetramethylbenzidintest (TMB Test) das absolut unzweifelhafte Ergebnis erbrachte, dass diese Substanz weder Blut war, noch enthielt, noch aus dem Körper von Meredith Kercher stammte. Ein negativer TMB Test gilt als 100% eindeutig.
  2. Sie entscheidet sich. zu unterschlagen, dass Dr. Stefanoni das entsprechende Testergebnis verheimlichte, bis ihre Unterlagen darüber später zufällig in die Hände der Verteidigung gelangten.
  3. Sie entscheidet sich, Comodi - ohne dies später aufzuklären – wahrheitswidrig behaupten zu lassen, in diesen Fußabdrücken sei DNA Kerchers gefunden worden, und ebenfalls grob wahrheitswidrig schließen zu lassen, dies bedeute dass Knox mit nackten Füßen durch Kerchers Blut gelaufen sein müsse. Das ist das direkte Gegenteil dessen, was diese Spuren überhaupt aussagen können.
  4. Sie entscheidet sich wissentlich, Comodi verschweigen bzw. „verdrängen“ zu lassen, dass eine Tatort-Reinigung in diesem Fall gar nicht möglich war.
Ein Fall von mangelnder Distanz: Andrea Vogt


Es wäre legitim solche Falschbehauptungen der Staatsanwaltschaft in Interviewausschnitten in der Dokumentation zuzulassen, wenn man diese Aussagen dann überprüft, in einen Kontext setzt, und gegebenenfalls Mängel oder extreme Widersprüche aufzeigt und/oder richtigstellt. Andrea Vogt entscheidet sich, ganz absichtlich, nichts davon zu tun. Dadurch gibt sie diesen Informationen Faktenrang, stellt sich damit direkt, deren Standpunkt einnehmend, an Comodis Seite, ganz als so, als wären deren Äußerungen verifizierbar wahr und von ihr überprüft worden. Weder das Eine noch das Andere ist der Fall. Eine Distanzierung der Reporterin Vogt zu den Inhalten, die sie zu berichten vorgibt, ist zu keinem Zeitpunkt jemals feststellbar.

Sie positioniert sich ganz klar auf der Seite der Staatsanwaltschaft von Perugia, selbst dann wenn sie dazu die Testergebnisse deren eigener Gutachterin verheimlichen und als unglaubwürdig einstufen muss.
Noch wesentlich deutlicher, wenn nicht unübersehbar, wird dies als die Verfasserin uns, etwa zur Hälfte des Films, Dr. David Balding als forensischen Wissenschaftler, präziser als Spezialisten für DNA – Analyse vorstellt. Tatsächlich handelt es sich um den Inhaber eines Lehrstuhls für Statistik mit dem Schwerpunkt Genetik. Dabei handelt es sich, mit Verlaub um ein komplett anderes Fachgebiet und sogar einen völlig anderen Studiengang als forensische DNA Analyse. Balding verfügt weder über die Berufserfahrung noch die Fachkenntnisse noch das handwerkliche Instrumentarium um DNA -Spuren an Tatorten oder die Wahrscheinlichkeit derer Übertragung qualifiziert zu beurteilen. Sein Sachgebiet ist mit solchen Fragen üblicherweise überhaupt nicht befasst. Balding hier eine Beurteilung abgeben zu lassen ob der Bürstenhalteverschluss des Opfers kontaminiert war oder nicht, ist nachgerade abenteuerlich. Das ist ungefähr so, als ob man einen Meinungsforscher ohne Jurastudium gutachterlich prüfen lässt ob ein Gesetzentwurf grundgesetzkonform ist oder nicht. Auch hier steht wieder nicht nur eine direkte Entscheidung der Autorin Vogt im Hintergrund, sondern deren gleich mehrere. Sie entscheidet sich
  1. das Gutachten der unabhängigen Gutachter Conti und Vecchiotti – die weder im Auftrag der Verteidigung noch der Staatsanwaltschaft tätig waren – soweit es den Büstenhalter-Verschluss betrifft zu ignorieren. Obschon die Ergebnisse unabhängiger Sachverständiger für eine objektive Berichterstattung eigentlich von ganz besonderem Wert sein müssten.
  2. keinen der am Prozess tatsächlich beteiligten wissenschaftlichen Gutachter wie Dr. Stefanoni, Dr. Vecchiotti, Dr. Barni, Dr. Berti, Sara Gino oder Greg Hampikian zu befragen, sondern stattdessen Dr. Balding dessen Ergebnisse im Prozess gar keine Verwendung fanden.
  3. Balding zu verwenden, obschon er nicht im fraglichen Fachgebiet tätig ist und sein – nicht verwendetes – Gutachten nebst Aufgabenstellung seitens der Staatsanwaltschaft in Auftrag gegeben worden und somit keinesfalls unabhängig war.
  4. den Zuschauer nicht darauf aufmerksam zu machen, dass Balding eine – durchaus überzeugende – Widerlegung einer These bringt die, die Niemand je aufgestellt hat. Balding widerlegt ja die Behauptung, dass die DNA anderer Personen die auf den Verschluss gelangt sei, der Raffaele Sollecitos gleichen könnte. Die unabhängigen Sachverständigen aber formulierten etwas ganz Anderes.
  5. dem Zuschauer die tatsächliche Argumentation der unabhängigen Sachverständigen vorzuenthalten, damit der Schwindel nicht auffällt. Diese hatten darauf verwiesen, dass Raffaele Sollecitos eigene DNA, aufgrund des Umstands dass die Spurensicherer die Maßgaben gegen unvermeidliche Kontamination ausnahmslos nicht einhielten und ihre Handschuhe und Überziehschuhe nie wechselten, sehr leicht durch sekundären Transfer von den Spurensicherern selbst auf den Verschluss übertragen worden sein kann
  6. zu verheimlichen, dass bei dem Testdurchlauf während dem die DNA Sollecitos gefunden worden sein soll, das Analysegerät den Computerausdrucken zufolge die Fehlermeldung „too low“ (d.h. zu geringe Spur zum Auslesen, kein echter Treffer) zeigte, und die untersuchte DNA- Menge sich nach besagtem Testlauf auf magische Weise verfünffacht hatte – ein untrüglicher Beweis für Kontamination durch fremdes Material.
Warum also wählt Vogt Balding aus, der speziell für diese „Dokumentation“ interviewt wurde, über ein Gebiet auszusagen in dem er keinerlei Expertise hat, um letztlich die Ergebnisse der unabhängigen Sachverständigen zu widerlegen?
Und warum muss sie dazu so viele Aspekte verschweigen?
Und: Warum hat Vogt eigentlich überhaupt Interesse an einer Widerlegung?

Wenn dieses Vorgehen keinen eindeutigen Nachweis für eine verfälschende Einmischung seitens der hier ganz und gar nicht als unbeteiligte Journalistin vorgehenden Vogt darstellt, fragt man sich: Was dann?
Dr. Greg Hampikian

Oh, und natürlich erwähnt Vogt auch nicht die von der Verteidigung vorgebrachten Ergebnisse des international höchst renommierten forensischen DNA Experten Greg Hampikian, der im Experiment nachwies, wie leicht, unter den Bedingungen die die Spurensicherer an diesem Tatort verursachten, ein sekundärer Transfer möglich ist.
Hampikian ließ Probanden im Rahmen einer Universitätsstudie in zwei getrennten Räumen einerseits die weggeworfenen Cola-Dosen der Uni-Studenten, und im anderen Raum einige neu gekaufte und zuvor noch originalverpackte Messer als Beweismittel sicherstellen, so wie es die Polizei zu tun pflegt. Er wies die Probanden dabei an, ihre Überzieh-Handschuhe nur nach jedem zweiten Beweisstück zu wechseln (damit übrigens immer noch häufiger als die Spurensicherer in der Via della Pergola; diese hatten ihre Handschuhe gar nicht gewechselt). Anschließend wurden die Messer im Labor auf den DNA Spuren untersucht.
Dabei tauchte die DNA einer völlig unbeteiligten Studentin die mit dem Experiment nichts zu tun hatte, die lediglich eine leere Cola-Dose weggeworfen hatte, ohne deren Wissen oder Zutun auf einem der Messer auf, das sie niemals berührt oder auch nur gesehen hatte.
Sekundärer Transfer.
Das Ergebnis wurde bei Wiederholungen mehrfach bestätigt.

Dass David Balding von diesen Versuchen nichts weiß kann man ihm schwerlich vorwerfen. Es handelt sich schlicht und ergreifend um ein Fachgebiet mit dem er nichts zu tun hat.

Keine Frage, die Dokumentation, soweit der Ausdruck hier überhaupt Verwendung finden kann, „Mord unter Studenten – der Fall Amanda Knox“ ist keineswegs ein unabhängiges, neutrales oder auch nur hinlänglich objektives Stück Journalismus, sondern es ist ein ebenso eindeutiges wie einseitiges Propagandastück;
sein Zweck ist nicht den Zuschauer über den Mordfall Meredith Kercher oder dessen juristische Aufarbeitung zu informieren, sondern es dient als Plattform für Agitation der Autorin, die sich im Sinne der obsoleten Schuldthese ausschließlich auf die Seite der Staatsanwaltschaft von Perugia schlägt (die die Klage gegen Amanda Knox und Raffaele Sollecito im März 2015 letztgültig verloren hat, weil, so das Gericht Marasca „sie die Tat nicht begangen haben“) und mehr noch, sich sogar noch rotzfrech gegen dieselbe Staatsanwaltschaft stellt, dort wo deren Erkenntnisse diese beiden Personen entlasten.
Mit anderen Worten: Vogt vertritt die Schuldthese sogar noch über den Argumentationshorizont der Behörden hinaus, offensichtlich unbehelligt durch eigene Recherchen oder der Auseinandersetzung mit etablierten wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Man darf fragen:
Kann es sich dabei nicht auch einfach um schlechte Berichterstattung handeln?
Muss dieses Vorgehen wirklich zwingend als Absicht gewertet werden?
Es muss.
Dieser Film ist 45 Minuten lang und enthält nicht weniger als 55 zum Teil extreme Faktenfehler, d.h. in Vogts Erzählung wird öfter als einmal pro Minute gelogen – ein etwas hoher Schnitt möchte man sagen.
Ferner: Wenn diese Mängel ausschließlich auf schlechte Arbeit und Schlamperei zurückzuführen wären, wäre rein statistisch zu erwarten, dass Vogt sich wenigstens ein, zwei Mal zugunsten von Knox und Sollecito „irrt“. Auch nur einen solchen Fehler, der Zufälligkeit belegen würde, wird man vergeblich suchen.
Andrea Vogt „irrt“ sich in 100% der Fälle zu Ungunsten von Mrs. Knox und Signor Sollecito. Nach den Grundprinzipien der Wahrscheinlichkeit kann so etwas nicht zufällig geschehen.

Die Existenzberechtigung dieses Films, mit dem Mrs. Vogt versucht trotz der jüngsten gerichtlichen Entwicklungen, ihre Sicht der Dinge, ihre Karriere-Grundlage und somit letztlich ihre eigene Reputation zu retten und zu zementieren, besteht ausschließlich darin ein von der Autorin voreingestelltes Narrativ zu bedienen:
Die vergleichsweise absolute Eindeutigkeit der Unschuld der beiden Beschuldigten mit Macht zu relativieren, die Mär im Hirn des Betrachters zu implementieren, es sei alles zweideutig, man könne die Dinge „so oder so sehen“ und dann geschickt Verdacht zu säen wo kein objektiver Raum mehr dafür ist.
Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.
Es ist dasselbe Narrativ das fast alle Guilter seit Anfang 2015 bedienen, im Netz, in Buchpublikationen und in schlampiger TV-Berichterstattung. Dieses Narrativ hilft jenen, die sich jahrelang von der Schuldthese ausgehend in diesen Fall investiert haben und nun unmöglich mehr zurück können, „la bella figura“, das Gesicht, zu wahren und den einen, einzigen Satz zu vermeiden, der so lange schon so überfällig ist:

Wir hatten Unrecht, es tut uns leid.

Ich war erstmals im Jahr 2016 gegen diesen Beitrag vorgegangen, indem ich die zuständige Redaktion von ZDFinfo angeschrieben hatte. Eine Antwort oder inhaltliche Rückmeldung bekam ich nie. Da der Film nahezu acht Monate lang nicht mehr ausgestrahlt wurde, nahm ich an, dessen fragwürdige Natur sei mittlerweile, möglicherweise durch meine Offenlegung, aufgefallen. Das mag Hybris gewesen sein.
Im Jahr 2017 tauchte er erneut im Programm auf.

Ich entschloss mich den Weg der formellen Programmbeschwerde zu gehen.
Dazu sehen die Statuten des ZDF folgendes Prozedere vor:
Man reicht eine Beschwerde, gerne auch per Email, an den zuständigen ZDF Fernsehrat ein, wobei die Verstöße gegen spezifische Programmrichtlinien kenntlich gemacht werden müssen. Der macht zunächst mal noch nichts, sondern leitet die Beschwerde an den Intendanten des ZDF weiter, der auf diese, binnen eines Monats dem Beschwerdeführer eine Antwort per Post zukommen lässt. Ist der Beschwerdeführer damit nicht zufrieden und hält seine Beschwerde aufrecht (was ein eigenes Schreiben verlangt), erfolgt die Weiterleitung an den, von der Vorsitzenden des Fernsehrates bestimmten, Beschwerdeausschuss.
Dieser kommt zu einer Empfehlung – der Beschwerdeführer erfährt nichts – und leitet die Sache dann automatisch an die nächste Plenumssitzung des Fernsehrates weiter, dort wird abschließend entschieden, wovon der Beschwerdeführer irgendwann später informiert wird.
Möglichkeiten eines Einspruchs oder einer Anfechtung werden nicht gewährt.

Ich stellte, für den Fall, dass es mir gelänge, eine Behandlung in einem Fachgremium zu erreichen, eine komplette Aufschlüsselung der Verstöße in der Dokumentation zusammen, mit Time Code, Begründung und Angabe meiner Quellen.
Das Dokument nahm über 28 Seiten in Anspruch, was allein schon Verschiedenes über den Wahrheitsgehalt des Berichtes aussagt. Diese Einzelbegründung war als eine Art Lackmustest aufgebaut. Jeder Punkt war doppelt und dreifach abgesichert und journalistisch absolut wasserdicht. Würde jemals eine Überprüfung meiner Vorhalte im Sinne eines Faktenchecks durchgeführt werden, würden meine Angaben sich unweigerlich verifizieren lassen.
Ich stellte somit vornherein sicher, dass eine inhaltliche Überprüfung nur zugunsten meiner Beschwerde ausgehen konnte

Ich reichte meine Beschwerde, im ersten Schritt nur mit einem Anschreiben um die Empfänger nicht gleich mit Informationen niederzuwalzen, am 21. Mai 2017 ein. Hier der Wortlaut meiner Beschwerde:

Ich wurde über die Weiterleitung der Beschwerde an den Intendanten des ZDF Dr. Thomas Bellut in Kenntnis gesetzt, und wies meinerseits darauf hin, dass eine ausführliche Einzelbegründung vorliege, die ich gerne nachreichen könne.
Ich wurde beruhigt, man benötige keine weitere Begründung.
Schon die erste Frist für die Antwort der Intendanz wurde überschritten, erst am 30.6. 2017 ging das entsprechende Schreiben postalisch bei mir ein. Hier der Wortlaut:

und
Zu den Inhalten werde ich fairerweise hier nicht zusätzlich Stellung nehmen, ich denke diese Ausführungen sprechen für sich. Festgehalten seien nur zwei Punkte.
Zum einen: Es gab keineswegs „bereits im Jahr 2016 einen ausführlichen schriftlichen Austausch mit der Redaktion“. Ich schrieb die Redaktion – wie erwähnt - einmal an, und erhielt darauf nie eine Antwort. Ein Austausch ist bitte, mit Verlaub, etwas anderes; ein „Austausch“ setzt voraus dass man auch tatsächlich Informationen miteinander austauscht. Mit hier hat niemand irgendetwas getauscht.
Zum Anderen:
Mir schien die Befassung des Intendanten von vornherein als unnötiger Zwischenschritt. Es ist völlig klar, dass der Intendant eines großen Fernsehsenders nicht die Zeit zur Verfügung hat, noch der geeignete Ansprechpartner sein kann, um sich höchstpersönlich mit Beschwerden auseinanderzusetzen.

Dennoch musste ich den Zwischenschritt gehen, da der Beschwerdeweg nun einmal seitens des Senders selbst so angelegt ist.

Noch am 30. Mai 2017 bat ich mit folgendem Antwortschreiben meinerseits um die Behandlung der Beschwerde durch den ZDF Fernsehrat :
Ebenso fügte ich diesmal meine Detailaufschlüsselung des Filmbeitrags bei. (Ich übersandte später separat noch die Korrektur eines Sachverhaltes, der sich nachträglich als falsch herausstellte. Diese Verbesserung ist in dieser Version bereits eingefügt) Siehe hier:
Zusätzlich fügte ich, wie im Antwortschreiben erläutert, auch noch diese Grafik an:



Die Behandlung der Beschwerde durch den Fernsehrat wurde gewährt. Am 3. Juli 2017, schrieb mir die Vorsitzende, Frau Marlehn Thieme, diese Email:


Sehr geehrter Herr Limbrunner,

auf Ihr Schreiben vom 30. Juni 2017 habe ich gemäß § 21 Absatz 3 der ZDF-Satzung (Beschwerdeordnung) entschieden, Ihre Beschwerde zur Sendung "Mord unter Studenten – Der Fall Amanda Knox" vom 13. Mai 2017 dem zuständigen Programmausschuss Chefredaktion als Beschwerdeausschuss zur Sitzung am 08. September 2017 vorzulegen. 

Nach Behandlung der Beschwerde durch den Beschwerdeausschuss und einer entsprechenden Beschlussempfehlung an den Fernsehrat wird dieser in seiner Sitzung am 29. September 2017 über Ihre Programmbeschwerde beraten.

Über das Beratungsergebnis werden Sie im Nachgang zur Sitzung informiert.
Mit freundlichen Grüßen
Marlehn Thieme


Dann folgte eine lange Zeit des Wartens.
Der 8. September 2017 verstrich. Ich erfuhr nichts.
Ich nutzte die Zeit, um mich mit der Zusammensetzung des Programmausschusses Chefredaktion und des Fernsehrates selbst zu befassen. Beide Gremien setzen sich aus Vertretern aus den verschiedensten Bereichen der Gesellschaft zusammen – mit Ausnahme der Bereiche Presse und Medien.
Der Programmausschuss Chefredaktion etwa ist bestückt mit Funktionären aus der Bundespolitik, Wohlfahrt, Sport, Kultursenat, Bauernverband, Industrie- und Handelskammer, evangelischen Kirche, Sport-Toto, Gewerkschaften und Immigrantenverbände. Alles wichtige Organisationen zweifellos, die auch unbedingt entsprechend repräsentiert sein sollten.
Aber: Wo waren die Redakteure?
Die Journalisten?
Wer würde die zur inhaltlichen Überprüfung der Beschwerde notwendige Recherche durchführen?
War hier Personal zugeteilt, das entsprechend zuarbeiten würde? Wenn ja, wer waren diese Personen?
Fragen über Fragen.

Aus der vergleichenden Lektüre der Protokolle früherer Sitzungen des Fernsehrates leitete sich außerdem ab, dass es eine Tendenz des Fernsehrates gab, sich hinsichtlich formeller Programmbeschwerden zu deutlich über 90% stets den Ausführungen (und der Begründung) des Intendanten anzuschließen.
Meine Zuversicht schwand empfindlich.
Der 29. September 2017 verstrich. Abgesehen von dem auch publizierten Umstand, dass die fragliche Beschwerde auf der Tagesordnung stand, zusammen mit vier anderen aufrecht erhaltenen Programmbeschwerden, erfuhr ich auch hier (noch) nichts.
Einige Tage später, publizierte Frau Thieme über den neu eingerichteten Twitter Account des Fernsehrates folgenden Tweet:



Diese Äußerung ließ bei mir wieder einen Funken Hoffnung keimen. Drei formelle Beschwerden wurden abgewiesen? Nun, die zum Download stehende Tagesordnung umfasste jedoch vier. Was wenn meine die Vierte war? Eine Überprüfung war noch nicht möglich, denn der dem Tweet beigefügte Link erwies sich als tot.

Am 10.10.2017, elf Tage nach der abschließenden Sitzung, und fast 5 Monate nachdem ich meine Beschwerde eingereicht hatte, schickte mir Frau Thieme nachfolgende endgültige Antwort – via Email:
https://1drv.ms/b/s!AshQg7fntblJm0cTnAk7UHTIERRs


Die Formulierung „Beide „Seiten“ werden in der von der BBC angekauften Dokumentation beleuchtet. Der Fernsehrat geht davon aus, dass vor dem Ankauf eine Bewertung stattfand“ sagt eigentlich alles aus, was man wissen muss. Wenn ein Beschwerdeausschuss von Sachverhalten einfach ausgeht, statt sie zu überprüfen, ist von vornherein Hopfen und Malz verloren.
Wenn es ausreicht dass eine Filmemacherin wie Andrea Vogt beide Seiten irgendwie „beleuchtet“, sei es auch ungleichgewichtig, sei es auch in den Fakten überprüfbar falsch und in striktem Gegensatz zu messbaren wissenschaftlichen Ergebnissen, dann legt man einen journalistischen Nullmaßstab an, bei dem man über Inhalte gar nicht mehr sprechen muss.

Sprechen wir trotzdem kurz darüber, denn der gravierende Argumentationsfehler in Frau Thiemes Argumentation ist für diesen Fall typisch – und vielsagend. Die Auffassung dass es ausreicht zwei Seiten einer Medaille zu beleuchten setzt voraus, dass es überhaupt zwei Seiten gibt für die objektiv Fakten ins Feld geführt werden können. Und, dass diese Beleuchtung ausbalanciert ist - nicht manipuliert. Hier haben wir aber einen Fall, wo die von Vogt argumentierte Hypothese sich auf Tatsachenbehauptungen stützt die keine sind, und die selbst oberflächlichster Überprüfung nicht standhält. Wenn aber ein Journalist eine Version der Ereignisse die von den Tatsachen gestützt wird mit einer zweiten DIE von den Tatsachen NIRGENDS gestützt wird als annähernd gleichwertig in die Waagschale wirft, beleuchtet er, durch eine bewusste redaktionelle Entscheidung, nicht mehr zwei Seiten sondern er relativiert die Tatsachen und letztlich die Wahrheit.

Umso mehr, wenn, wie in diesem Fall auch noch der Ausschlag der Waage manipuliert wird, indem man die beiden Versionen die man präsentiert entsprechend präpariert. Hier, durch die extremen Auslassungen von Entlastungsmaterial auf der einen, und die Nutzung fiktiven, bereits wissenschaftlich widerlegten „Belastungsmaterials“ auf der anderen Seite, das in einer neutralen, wahrheitsgemäßen Berichterstattung überhaupt nicht mehr hätte präsentiert werden dürfen. Jedenfalls nicht ohne den geringsten Hinweis auf die spätere Widerlegung. So wiegt das Belastungsmaterial im Sinne der „Vielleicht-doch-Täter“ in Vogts Darstellung schwerer, aber nicht weil die Fakten es verlangen, sondern weil die Autorin die Inhalte zugunsten dieses erwünschten Ausgangs entsprechend frisiert hat.

Anhand folgender Tabellarischer Auflistung – die sich auf die wesentlichsten Punkte beschränkt - wird unzweifelhaft deutlich, dass hier eine selektive Gewichtung durch Andrea Vogt vorgenommen worden ist, die das Ergebnis in dramatischer Weise beeinflusst.

Blau steht hierbei für „In der Dokumentation enthalten“,
Orange für „Nicht in der Dokumentation enthalten“ ,
das Kürzel VA steht für „Vorhanden in abgeschwächter Form“


Deutlicher geht’s nicht.
Dass dem ZDF Fernsehrat absolut nichts von dieser drastisch manipulierten Gewichtung aufgefallen sein will, obwohl ich dem fraglichen Gremium die Recherche durch meine ausführliche Einzelbegründung erheblich erleichtert hatte, legt den begründeten Verdacht nahe, dass man sich der Arbeitsleistung einer inhaltlichen, journalistischen Überprüfung vollständig entzogen hat.
Ich reagierte, einen Tag später, mit Übersendung folgender abschließender Stellungnahme meinerseits, und erlaubte mir in diesem Zusammenhang, einige deutliche Worte der Kritik.

Diese Stellungnahme soll an dieser Stelle zugleich das abschließende Résumé dieses Aufsatzes darstellen:



ABSCHLIEßENDE STELLUNGNAHME



Sehr geehrte Frau Thieme,

Erst einmal herzlichen Dank für ihre Email.

Mit großem Bedauern nehme ich die Entscheidung des ZDF Fernsehrates zur Kenntnis, die in der Sache eine gravierende Fehlentscheidung ist. Eine Fehlentscheidung auf Kosten Unschuldiger, die nun weiterhin über die offiziellen Kanäle des ZDF in erheblichem Umfang „falsches Zeugnis“ gegen sich ablegen lassen müssen. Journalistisch, nebenbei bemerkt, ein Offenbarungseid. Da der Beschwerdeweg hiermit abgeschlossen ist, seien mir nur noch einige abschließende Worte gestattet.

Ich werde hier nicht weiter ins Detail gehen, da es nicht mehr angezeigt ist, Sie zu überzeugen. Diesen Versuch habe ich fast ein halbes Jahr und über 30 Seiten lang unternommen, Quellen und Hintergrundinformationen auf dem Silbertablett serviert – allein es war nutzlos, weil die inhaltliche Auseinandersetzung wohl nie gesucht wurde. Ich verkenne dabei nicht, dass weder der zuständige Beschwerdeausschuss mit der etwas irreführenden Bezeichnung „Chefredaktion“, noch der Fernsehrat als Gesamtplenum mit einem einzigen Journalisten (oder einer Journalistin) , respektive Redakteur (oder Redakteurin) bestückt war.

Was die Frage aufwirft wie hier ein tatsächlicher Faktencheck überhaupt hätte durchgeführt werden sollen.
Dennoch gab es keinen zulässigen Weg daran vorbei.

Lassen sie mich ein einzelnes, singuläres Beispiel aus der Dokumentation herausgreifen um klarzulegen was hier alles verabsäumt wurde – und mit welcher Konsequenz. Bei Minute 23:23:00, etwa wird die Behauptung aufgestellt, man habe vermischtes Blut von Amanda Knox und Meredith Kercher in zwei Abflüssen im hinteren Bad der Wohnung gefunden.

Hätten Sie hier – angeregt durch meinen Hinweis - nachgeprüft, etwa in dem Sie sich das Kreuzverhör von Dr. Stefanoni durchgelesen hätten, wäre Ihnen aufgefallen, dass diese für die Staatsanwaltschaft aussagende Gutachterin der Polizia Szientifica vor Gericht niemals abschließend behauptet hat, es handele sich hierbei um vermischtes Blut. Aufgefunden wurde lediglich DNA von Knox vermischt mit Kerchers Blut, wobei das Auffinden von Knox‘ DNA, auch ohne jede Tatbeteiligung, in einem gemeinschaftlich genutzten Bad völlig normal ist.

Blutmischspuren – von Knox‘ und Kerchers Blut - hingegen hätten einen eindeutigen belastenden Tatbezug erbracht, das ist ein absolut gravierender Unterschied. Ferner hätten Sie dieser Aussage (und dem dazugehörigen mittlerweile komplett widerlegten Gutachten) entnehmen können, dass Stefanoni hier nicht einmal das zugelassene Beweisverfahren zur Feststellung von Blut genutzt hat, obschon es ihr zur Verfügung stand. Ein Nachweis unterblieb.

Dr. Patrizia Stefanoni äußerte stattdessen lediglich die Vermutung, dass die fragliche DNA von Knox aufgrund ihrer Dichte von Blut herrühren müsse. Hätten Sie nun ein beliebiges Manual für Forensische Wissenschaft aufgeschlagen (online zugänglich) hätten Sie feststellen können, dass es sich hierbei nicht nur um kein anerkanntes sondern um überhaupt kein Testverfahren zum Nachweis von Blut handelt.
Hätten Sie daraufhin, beispielsweise, das von mir empfohlene Sachbuch von Dr. Peter Gill, dem Vater der forensischen DNA Analyse, aufgeschlagen, hätten Sie nachlesen können dass es wissenschaftlich absolut unmöglich ist anhand der Dichte der DNA in einer Probe auf die Körperflüssigkeit zu schließen aus der sie stammt.
Ein Zusammenhang existiert hier gar nicht.

Der Gegencheck in der Fachliteratur hätte weiter erbracht, dass es sich bei Gills Ausführungen hierzu um einen nachgewiesenen internationalen Konsens der forensischen Wissenschaft handelt, der nirgends bestritten wird.
Daraus hätten Sie ableiten können und müssen, dass die Behauptung es handele sich hier um Blutmischspuren nicht die geringste Substanz hat und es keinerlei Beweise dafür gibt und geben kann das Knox‘ DNA in den Abflüssen aus Blut stammt.

Ferner hätten sie sich die Frage stellen müssen, warum Dr. Stefanoni diese Zusammenhänge (wie viele Andere) vor Gericht falsch dargestellt hat.

Wenn nun Andrea Vogt, unter völliger Unterschlagung all dieser Hintergründe, die Behauptung, dass diese Blutmischspuren real existierten, autoritativ in einen Tatsachenrang erhebt, sich somit gegen den Konsens einer kompletten Wissenschaft und deren Forschung auf die Seite einer einzelnen Person (Stefanoni) stellt, die vor Gericht in diesem Fall mindestens dreimal unter Eid falsch ausgesagt hat, und tut sie, Vogt, dies ferner ohne jeden Hinweis oder Begründung , tut sie es, ohne die Diskrepanz zwischen dem gerichtlich Vorgebrachten und der von ihr gelieferten Information auch nur irgendwie kenntlich zu machen oder zu thematisieren, dann macht sie sich als verlängerter Arm mit der Intention der Gutachterin Stefanoni gemein, Nicht- Belastendes durch Falschdarstellung belastend wirken zu lassen, dann nimmt sie eine SEHR eindeutige Positionierung vor, für die sie eine Rechtfertigung zu geben hat.

Diese Anforderung hat die Öffentlichkeit, hat der Sender, hat die zuständige Redaktion und hat (mindestens in der Theorie) hinsichtlich der geltenden Programmrichtlinien auch ein ZDF Fernsehrat an die Autorin zu stellen.

Sie haben es nicht getan, ebenso wenig wie bei den 54 anderen Verstößen.
Warum nicht?

Die von Ihnen getroffene Entscheidung ist in der Sache falsch und gemessen am Umfang der durch die Verfasserin des Beitrags geleisteten Falschinformation und Manipulation, nachgerade lächerlich.

Es ist anhand der erschütternd schlichten Begründung – die ja letztlich der vorherigen Antwort des Intendanten, die ihrerseits nicht auf nennenswerter Überprüfung basierte, teils fast wörtlich entspricht – nicht erkennbar, ob überhaupt eine nennenswerte Auseinandersetzung mit den von mir dokumentierten Verstößen stattgefunden hat oder auch nur in Angriff genommen worden ist.
Es ist nicht erkennbar ob eine journalistisch-redaktionelle Überprüfung der von mir detailliert aufgeschlüsselten Beanstandungen, die zum Teil extremer Natur waren und sind, überhaupt jemals stattgefunden hat; ob die Verifizierung meiner Angaben anhand der von mir angegeben Quellen unternommen wurde, und wenn ja, warum die Bestätigung meiner Angaben, die das Ergebnis einer solchen Verifizierung erbracht hätte, dennoch vollumfänglich ignoriert wurde.

Die von Ihnen vorgetragene Gesamtbeurteilung ist mit der verbrieften Faktenlage dieses Falles, dem international publizierten Recherchestand, sowie den Grundprinzipien logischen Denkens völlig unvereinbar. Sie ist nur dann überhaupt sachlich erklärbar, wenn die Arbeitsleistung die für einen Faktencheck, auf dem ich, Sie erinnern sich, insistiert hatte, gar nicht erst erbracht, und die Beschwerde lediglich nach oberflächlicher Besprechung zur Ablehnung durchgewunken wurde.

Dass Sie Verstöße nicht feststellen können, nach denen Sie nicht suchen, ist kein zureichender Beleg dafür, dass sie nicht vorhanden sind.


Auch die bestbegründete Beschwerde hat, namentlich bei einem Fall zu dem ein zugegebenermaßen umfangreiches Hintergrundwissen notwendig ist, keine Chance auf Anerkennung, wenn eine entsprechende vollinhaltliche Auseinandersetzung unterbleibt.
Ohne eine redaktionell-journalistische Überprüfung meiner Vorhalte, ist ein Verwerfen meiner Beschwerde zwar rechtlich möglich, aber nicht legitimiert. Ich weise Ihre Einstufung der Beschwerde als „unbegründet“ daher als ihrerseits unbegründet und nicht legitimiert in vollem Umfang zurück

Ebenso muss ich Ihre Einschätzung zurückweisen, nach der ich lediglich in polarisierender Weise meine Auffassung argumentiert hätte. Ich habe, sicher leidenschaftlich und mit gebotener Schärfe, den objektiven Sachstand referiert, wie er sich heute, eine Dekade nach den Ereignissen darstellt. Dass offenbar nicht einmal das erkannt wurde, belegt eindringlich, wie außerordentlich ungenügend die Auseinandersetzung des Fernsehrates mit dieser Beschwerde war, und wie gegenstandslos sein Befund daher ist.

Ich erkenne jedoch an, dass der Beschwerdeweg hiermit abgeschlossen ist, und keine weitere Möglichkeit besteht dem Fehlverhalten des Senders in dieser Frage entgegen zu wirken. Die Verantwortung für etwaige rechtliche Konsequenzen die sich daraus ergeben könnten, trägt der Fernsehrat des ZDF.

Objektiv betrachtet hätte diese Beschwerde, da alle Verstöße belegbar waren, eine Erfolgsaussicht von 100% haben müssen, zumal hier auch das deutsche Strafrecht berührt war und ist.
Dass sie dennoch vom zuständigen Gremium als „unbegründet“ eingestuft wurde, sollte Ihnen eigentlich massiv zu denken geben.
Ein Vorfall wie dieser sollte vielleicht ein Umdenken innerhalb des Senders auslösen inwieweit der offizielle Beschwerdeweg, wie er jetzt angelegt ist, überhaupt zur Bearbeitung von redaktionell zu prüfenden Beschwerden geeignet ist, und wie man sachlich begründete Beschwerden von verschwörungstheoretischem Unsinn (namentlich aus der rechten Ecke) mit dem Sie sicherlich auch bombardiert werden, so separieren kann, dass diese sinnvoll und mit ausreichender Sorgfalt geprüft werden können.

Wenn solch eine Überlegung greift, und zu Veränderungen in ihrem Hause führt, wäre der enorme Aufwand, den jedenfalls ich hier unternommen habe, trotz Ihrer Fehlentscheidung nicht gänzlich umsonst gewesen.


Hochachtungsvoll


Stefan C. Limbrunner


Freitag, 13. Oktober 2017

STEPHEN KINGS "ES (2017)" - WILLKOMMEN IN DERRY !






„Der Schrecken der weitere achtundzwanzig Jahre kein Ende nehmen sollte – wenn er überhaupt je ein Ende nahm - , begann, soviel ich weiß und sagen kann, mit einem Boot aus Zeitungspapier, das einen vom Regen überfluteten Rinnstein entlangtrieb“ mit diesem legendären Eröffnungssatz beginnt einer der bedeutendsten unheimlichen Romane des 20. Jahrhunderts….


Der Roman der uns das Fürchten lehrte...
1958: In der fiktiven Kleinstadt Derry , Maine, finden sieben etwa 11 - jährige Kinder, alles Außenseiter, zusammen: Der stotternde Bill Denbrough, der schwarze Mike Hanlon, der übergewichtige Ben Hanscom, Beverly Marsh die von ihrem Vater geprügelt wird, Stan Uris, der Jude ist, Brillenschlange Richie Tozier und der Asthmatiker Eddie Kaspbrak . Sie nennen sich selbst „Der Club der Verlierer“. Sie schließen sich zusammen, da sie von den anderen Kindern nicht akzeptiert werden. Und, sie sind die einzigen die erkennen, dass die Serie seltsamer Kindermorde in der Stadt auf das Konto eines monströsen, uralten, übernatürlichen Wesens geht, das die Urängste der Menschen kennt, und seine Gestalt verändern kann. Diese Wesenheit lauert seit der Morgendämmerung der Menschheit.

Seine bösartigste Inkarnation: Der Clown Pennywise. Gemeinsam und mit der Kraft der Fantasie beschließen sie das Wesen zu vernichten........

Doch 27 Jahre später beginnen die Morde erneut, und der alte Pakt ruft die nun vom Leben gezeichneten Erwachsenen zurück in die Stadt ihrer Kindheit.....


Vom Feuilleton lange Jahre unterschätzt: Schriftsteller Stephen King
Der 1986 erschienene Roman wurde mittlerweile selbst von Frank Schirrmacher in der FAZ als "einer der großen amerikanischen Romane der letzten 50 Jahre" bezeichnet. Stephen Kings hypnotisches Meisterwerk ist Horrorroman und epische Liebeserklärung an die Kindheit zugleich und spielt auf zwei Zeitebenen, in den brütendheißen Sommerferien von 1958, und im Sommer 1985.

Praktisch alles an dem Buch ist brillant: der enorme erzählerische Atem, das Couleur der Zeit, die virtuose Detailliertheit mit der King die 50er Jahre fast körperlich spürbar wiederauferstehen lasst und die Essenz der 80iger einfängt, noch bevor sie vorüber waren; die hohe, fast vibrierende atmosphärische Dichte, die grandiosen Figurenzeichnungen, die ungeheure Hochspannung, die vielen unvergesslichen (oft unvergesslich gruseligen) Momente, die überall aufblitzende poetische Kraft des großen Erzählers, der seine unbändige Imaginationskraft nur durch höchstes schriftstellerisches Handwerk überhaupt in Zaum halten kann.

Der Erwachsenen - Cast von 1990. Als "Krusty der Clown": Tim Curry.
Definitiv ein ganz großer Wurf, definitiv ein sehr bewegendes Werk mit Sogwirkung. Der Sommer, da man es das erste Mal gelesen hat, bleibt unvergesslich. Ich glaube, ich hatte am Ende Tränen in den Augen. „Es“ definierte die Unterhaltungsliteratur der 80iger Jahre völlig neu und gewann 1987 den British Fantasy Award und den Bram Stoker Award, war nominiert für den Locus Award und den World Fantasy Award.

1990 folgte unter der Regie von Tommy Lee Wallace eine sehr gelungene TV-Verfilmung des Romans „Es“ als Zweiteiler mit Tim Curry als Pennywise, sowie Richard Thomas, John Ritter, Annette O’Toole, Olivia Hussey, Jonathan Brandis & Seth Green und vielen Anderen.

„Beachtliche (Fernseh-)Verfilmung eines Horror-Romans von Stephen King, die geschickt eine bedrohliche Atmosphäre aufbaut und auf unnötige blutige Effekte verzichtet“
urteilte das Fachmagazin filmdienst seinerzeit.

Der jugendliche Cast von 2017: (von Links nach Rechts: Chosen Jacobs, Finn
Wolffhard, Sophia Lillis, Jaeden Lieberher, Jack Dylan Grazer, Wyatt
Oleff und Jeremy Ray Taylor
Wie nun schlägt sich die von Andy Muschietti verantwortete Neuverfilmung von 2017 – 27 Jahre nach der ersten Verfilmung? Eine Zeitspanne, nebenbei, die kein Zufall ist, denn, wer den Roman kennt, weiß es, alle 27 Jahre erwacht „Es“ aus seinem Winterschlaf zu schrecklicher Existenz. Nun, zunächst einmal sollten wir einen Blick zurückwerfen denn die Kinoneuverfilmung durchlief einen längeren und komplexen Produktionsprozess.

Ursprünglich sollte, so wurde um 2009 herum verkündet, David Kajganich den Stoff als Regisseur und Drehbuchautor in Personalunion für Warner Brothers realisieren. Zu dieser Zeit war noch von einem einzelnen Spielfilm die Rede, aber Kajganich brachte bereits die Idee ein, die Zeitlinie des Romans zu verschieben. Statt 1958 (Kindheit) und 1985 (Jetztzeit) sollte er nun 1985 und 2012 spielen. Kajganichs Idealbesetzung für Pennywise den Clown wäre Buster Keaton gewesen, der jedoch, da entsprechend abgelebt, nicht mehr zur Verfügung stand. Kajganich arbeitete bis 2010 an dem Stoff.

Am 7. Juni 2012 verkündete der „Hollywood Reporter“, dass Cary Fukunaga (bekannt für „Sin Nombre“ und die erste Staffel von „True Detective“) Regie führen und das Drehbuch schreiben würde, nachdem Warner Brothers den Film zu New Line Cinema geschoben hatte. Co-Autor sollte Chase Palmer sein. Diese Skriptfassung fand Stephen Kings ausdrückliches approval. Seine Rückmeldung war „Go with God, please! This is the version the studio should make.” Fukunaga war es auch, der die Idee ins Spiel brachte ZWEI Spielfilme zu drehen, wovon der erste die Kindheitsebene und der zweite, später zu Veröffentlichende, deren Erwachsenenalter thematisieren sollte. Eine für das Projekt wie sich zeigen sollte wegweisende Entscheidung.

Stadtplan des fiktiven Derry, Maine aus Kings Roman.
„Ich bin gerade dabei das erste Skript umzuschreiben. Wir arbeiten noch nicht am zweiten Teil. Das erste Skript ist über die Kids. Es ist mehr wie „Die Goonies (1985)“ treffen einen Horrorfilm. Wir bleiben definitiv dem Geist von Stephen King treu, aber der Horror muss modernisiert werden um ihn relevant zu machen. Das ist mein Job, jetzt, in diesem Abschnitt. Ich arbeite daran dass der Horror mehr über Spannung als über die Visualisierung von Monstern funktioniert. Ich finde das einfach nicht unheimlich. Das was da sein könnte, die Geräusche, wie es mit Gegenständen interagiert, das ist gruseliger als tatsächliche Monster“ beschrieb Fukunaga den Arbeitsprozess.

Im Februar 2015 wurde Will Poulter offiziell als Pennywise annunciert. Sein Vorsprechen hatte Cary Fukunaga offenbar regelrecht umgehauen.

Doch bereits im Mai 2015 stieg Cary Fukunaga offiziell aus dem Projekt aus, da die Differenzen mit New Line Cinema unüberbrückbar waren. Änderungen waren verlangt worden, die die Regie nicht verantworten konnte, und das Budget war so drastisch zusammengestrichen worden, dass Fukunaga den Film, der auf den Drehbuchseiten stand, nie mehr hätte umsetzen können.

„Das Remake von `ES´ mag tot sein – oder untot – aber uns bleibt immer noch Tim Curry. Er fliegt immer noch…in der Kanalisation von Derry“ so Stephen King damals.

Das war kurz bevor Andres Muschietti das Projekt übernahm.

Hier ein interessantes Interview mit ihm:



Bill Skarsgard: Halb und halb
Seine Schwester Barbara kam als Produzentin mit an Bord, der Rest des Teams blieb. Nur: Da „Es“ nun nochmal neu adaptiert werden musste (von Andy Muschietti & Gary Dauberman auf der Basis des Fukunaga-Palmer Skripts) und nicht im vorhergesehen Zeitkorridor gedreht werden konnte, war es Will Poulter wegen Drehplankonflikten nicht mehr möglich, weiter zur Verfügung zu stehen. Jetzt wurde das komplette Projekt noch einmal neu geschnürt, und die Rolle des Pennywise ging endgültig an Bill Skarsgard, Sohn des bekannten schwedischen Schauspielers Stellan Skarsgard („Breaking The Waves“, „Nymphomaniac“) und Bruder des neuen Jeans-Tarzan Alexander Skarsgard.

Die Dreharbeiten begannen am 27. Juni 2016 in Riverdale bei Toronto und endeten am 21. September 2016.

Hier ein paar Ausschnitte (Spoilerfrei) vom Dreh:



Die Weltpremiere fand am 5. September 2017 in Los Angeles statt. Am 28. September 2017 startete der Film in Deutschland.

Werfen wir einen Blick auf das Ergebnis.


Enid Blytons Fünf Freunde? Nein! Der "Club der Verlierer"
Andy Muschiettis Neuverfilmung ist stark, und sehr weitgehend gelungen. Ein Film, der seine literarische Vorlage mit hohem Respekt behandelt, auch wenn er deren poetische Kraft nie wirklich erreicht, der sehr viel richtig und wenig falsch macht. Erst einmal: Die Mischung aus bewegender Coming-Of-Age Story und mitreißendem Horrorschocker, die ja auch die literarische Vorlage auszeichnet, geht voll auf. Die Balance stimmt, die verschiedenen Tonalitäten werden mit maximaler Stilsicherheit mühelos erreicht und erfüllt. Da wandelt sich ein alberner Moment in einen berührenden und kippt dann in namenlosen Schrecken.

Entspannt sich eine Romanze? Aber auch die Richtige?
Wesentlich dabei ist, dass die Story um den Club der Verlierer stets „character driven“ bleibt, also von den Figuren und deren Entwicklung ausgeht und sich für diese verschiedenen Charaktere, die King in so umwerfender Vielschichtigkeit gezeichnet hat, Zeit nimmt. 130 Minuten dauert der Film, und er nimmt sich Ruhe und Zeit um die sieben Kinder des Clubs der Verlierer nacheiander zusammenzuführen. Jede dieser Figuren hat ihren starken Solo-Moment, ihren Bogen und – am Ende – ihre Koda. Der Umgang mit diesen Figuren ist außerordentlich liebevoll, und ihre Nöte, Sorgen und Ängste sind werkgetreu und sensibel in die 80er Jahre transportiert.

Sogar der Schul –Bully Henry Bowers (der im zweiten Teil auch als Erwachsener noch eine Rolle spielen wird) ist mit Grauschattierungen gezeichnet.

Zu oft Rambo gesehen: Henry Bowers (Toll: Nicholas Hamilton)

"Ich kauf mir einen roten Luftballon...."
Interessant sind die Erwachsenfiguren. Noch nie ist – außerhalb eines Charlie Brown Cartoons – die Erlebniswelt der Kinder so abgeschottet von der Welt der Erwachsenen gezeigt worden. Alle erwachsenen Figuren in diesem Film sind Randerscheinungen, meist Negative. Der sadistische Polizist der den Sohn quält, die hysterische Mutter die ihren Sohn zum manischen Hypochonder erzieht, der Vater einer Tochter, der sie missbrauchen will, usw. Nur der Ladenbesitzer in der Hauptstraße, Mr. Keene, wird als lediglich etwas grotesker Herr gezeigt. Davon abgesehen sind die Erwachsenen in diesem Film auffällig absent. Fast, als wäre Derry, Maine, die Stadt der Kinder.

Dann – das Tempo stimmt. Obwohl der Film sich Zeit für seine Protagonisten nimmt, bleibt er stets dicht und packend, über zwei Stunden lang keinerlei Leerlauf, und an manchen Stellen wird er sogar außerordentlich rasant. Er ist ein dichtes, perfekt geschnürtes Paket aus dem nichts überquillt. Alles wirkt wie aus einem Guss, in einem Rutsch, eine einzige große hochemotionale Achterbahnfahrt mit durchgetretenem Gaspedal.

Die schrecklichen Folgen der Wasserverschmutzung...
Die Schocksequenzen sind im Grunde sehr überzeugend, man hat die fleischgewordenen Ängste der Kinder die sie in monströser Form verfolgen, glänzend in die 80iger Jahre übertragen. Der Unterschied ist hier entscheidend. Wenn die Kindheitserzählung in den 50iger Jahren spielt, dann sind die Kids mit den klassischen Horrorfilmen, den Matineen der 40iger und 50iger aufgewachsen, mit den damals ultracoolen und erschreckenden Monstern von Universal, der Mumie, Dracula, dem Wolfsmann. Für Kids der Spätfünfziger waren sie die Inkarnation ihrer Ängste, hausten sie in den dunklen Kammern ihrer Seelen.

Nicht so für Kinder in den 80iger Jahren.

Man musste also die Ängste, die Alpträume, die sich in den Inkarnationen von „Es“ auf übernatürliche Weise manifestieren neu interpretieren, für die Generation der 80iger übersetzen. Das gelang auf brillante, hochintelligente Weise ohne den Roman dabei zu verraten. Spannungsaufbau und Gruselfaktor sind dabei durchaus hoch, die Lösungen für die Schocks sind erstaunlich kreativ und oft überraschend.

Das ultimative Grauen: Urlaubsdias.
Nur zwei Aspekte fallen negativ auf. Erstens wird zu oft und zu viel mit klassischen Jump Scares gearbeitet, was auf die Dauer nervt und sich auch immer mehr abnutzt. Besonders die Tonspur ist hier von Ohren marternder Aufdringlichkeit.  Aber offensichtlich braucht es mittlerweile derlei Zugeständnisse an ein Publikum, das eine Aufmerksamkeitsspanne von unter 2 Minuten hat , durch Metzelfilme sagenhaft abgestumpft ist und sein I-phone, diese technokratische Hydra, mit ins Kino nimmt. Dagegen muss man eben mit Spektakel ankämpfen. Dennoch bleibt es bedauerlich, weil man sehr genau spürt, dass Muschietti Spannung und Grauen auch auf andere, intelligentere, hochstehendere Weise zu erzeugen versteht.

Trotz dieses Mankos ist der Ideenreichtum gerade in der Visualisierung des Schreckens ungewöhnlich hoch. Man trifft fast nie auf eine bildliche Umsetzung die man tatsächlich so erwartet. Zweite Einschränkung: Es wird insgesamt zu sehr auf Pennywise verengt und fokussiert, er stellt aber ja nur eine der vielen Inkarnationen von „Es“ dar, wenn auch eine besonders furchterregende. Hier, in dieser Adaption wird er praktisch beinahe zum Hauptmonster und das könnte problematisch werden für den geplanten zweiten Teil. Die Urform der Kreatur haben wir in diesem ersten Film nämlich noch überhaupt nicht zu Gesicht bekommen.

They're floating down here....
Außerordentlich gut sind die schauspielerischen Leistungen, namentlich der Kinderdarsteller, die den Film ohne Anstrengung und souverän alleine tragen. Man weiß gar nicht wen man zuerst loben soll, der Club der Verlierer ist einfach zu erstklassig besetzt und zu glaubwürdig gespielt, daher seien sie ohne spezielle Reihenfolge hier genannt: Jaeden Lieberher als Stotterer Bill Denbrough, Jeremy Ray Taylor als fettleibiger Ben Hanscom, Sophia Lillis ideal als Beverly Marsh, Finn Wolfhardt als Brillenschlange Richie Tozier, Chosen Jacobs als der dunkelhäutige Mike Hanlon, Jack Dylan Grazer als Hypochonder Eddie Kaspbrak und Wyatt Oleff als Stanley Uris. Hervorragend auch Nicholas Hamilton als Henry Bowers dem die kriminelle Karriere schon vorgezeichnet ist. Es sind diese glänzenden Jungdarsteller, alle bereits recht erfahren, was man spüren und sehen kann, die einen hohen Teil zum Gelingen dieses vielschichtigen und packenden Horrorfilms beitragen, indem sie uns zwingen diese Figuren zu mögen, gern zu haben, mit ihnen zu lachen und zu weinen – ihretwegen ist uns nicht egal, was mit diesen Charakteren geschieht.

Das war und ist die Essenz von Stephen Kings „Es“

Hier ein Interview mit dem jugendlichen Cast:


Einen herausragenden Clown der Finsternis gibt Bill Skarsgard als Pennywise – eine glänzende, beängstigende tour de force, auch wenn hinter dem extremen Make Up und den visuellen Effekten die darstellerische Leistung nicht immer sicher auszumachen ist. Keine Frage, Andres Muschietti versteht auch etwas von Schauspielerführung. 

Schlüsselszene im Vergleich: Georgie Denbrough trifft auf Pennywise. Oben 1990, unten
2017.

Ebenfalls hervorzuheben ist die ungewöhnlich hohe Sorgfalt, handwerklich und künstlerisch, von „Es“. Sie äußert sich nicht nur in der glänzenden, teilweise herausragenden Kameraführung von Chung-hoon Chung – allein die komplexe Eröffnungssequenz ist eine betörende visuelle Glanzleistung – sondern auch in der Leistung der Ausstatter die unendlich detailverliebt die 80iger rekreierten; das reicht von spezifischen Schaufensterdekorationen, Kleidung, selbst Autos die unbenutzt auf der Straße stehen, bis hin zu der Art wie Telefone aussahen, oder Diaprojektoren, und welche Geräusche sie machten, wie der Inhalt eines Federmäppchens aussah. Auch der Musikgeschmack der Zeit ist, natürlich, berücksichtigt. Das Couleur der Zeit ist auf so hohem Niveau eingefangen, dass der Film ausstatterisch auch eine Episode von „Magnum“ oder „Ein Colt für alle Fälle“ sein könnte. Sogar echte Walkie Talkies sind noch im Einsatz!

Der glänzende Kindercast von 1990
Zusätzlich wurde der Film mit Anspielungen auf das Romanwerk Stephen Kings und auf die 80er Jahre regelrecht gespickt. So prangt auf dem T-Shirt eines der Handelnden der Name der Warenhauskette Freezes die es in den 80igern in Kings Heimatstadt Bangor tatsächlich gab, auf dem T-Shirt von Eddie Kaspbrak wiederum ein tödlicher Plymouth, den King-Leser als „Christine“ erkennen, Das Fahrrad von Bill Denbrough heißt, wie im Roman, auch hier „Silver“; die gruselige „Tall Paul“ genannte Paul Bunyan Statue aus Bangor die im Roman eine größere Rolle spielt (sie wird nämlich lebendig und verfolgt Richie Tozier) taucht als Anspielung auch kurz im Kinofilm auf, im Kino von Derry, Maine, laufen zeitgerecht „A Nightmare On Elm Street 5“ und Tim Burtons „Batman“, in einem Zimmer voller Clowns, zu guter letzt, ist auch Tim Curry’s Pennywise kurz als Puppe zu sehen und in einer Diner-Szene kann man, wenn man genau hinkuckt, Comedian John Oliver (Last Week Tonight With John Oliver) erblicken, der als leidenschaftlicher King-Fan um diesen Cameo-Auftritt gebeten hatte.

Die Sorgfalt manifestiert sich aber auch noch auf einer höheren Ebene, der der Symboliken die der Film benutzt. Sie entwickeln durch die komplette Handlung hindurch eine absolut unheimliche Konsequenz. Es macht Sinn wenn sich Beverly Marsh wütend die Haare abschneidet um für ihren lüsternen Vater kein Sexobjekt abzugeben, es macht plötzlich Sinn, dass sie nur noch mit Jungs abhängen und ein Junge sein will; es macht Sinn dass sie dies tut obschon sie ein, zwei Jahre älter ist. Und es macht Sinn, dass „Es“ ihre Ängste spüren, sie riechen kann, sie daher intim im Bad überfällt und dass Haare dabei plötzlich eine gewisse Rolle spielen. Wenn Elemente sich auf diese Weise und in dieser Konsequenz dramaturgisch ergänzen und verflechten (pun intended) , dann ist das ein Zeichen für hohe Sorgfalt des Erzählerischen.

Nur selten nimmt eine Literaturverfilmung heute noch ihre Vorlage so rückhaltlos ernst. Vielleicht auch weil heute nur noch selten eine literarische Vorlage so rückhaltlos gut ist.

Uns bleibt nur noch den zweiten Film abzuwarten, um abschließend beurteilen zu können, ob die Neuverfilmung von Stephen Kings „Es“ in Summa ein wirklich ganz und gar gelungenes Unterfangen darstellt. „Chapter One“, wie der erste Film mit Untertitel heißt, ist jedenfalls ein starker Start, sehr gelungen und wärmstens zu empfehlen.
Oder um es mit den Worten von Stephen King zu sagen, der sich auf Twitter zum Film äußerte:




Für heute aber bleibt uns aber nur, diese kleine Kritik mit den Worten aus dem Innenleben von Bill Denbrough zu beschließen, mit denen Stephen King 1986 die Kindheitserzählung innerhalb des Romans „Es“ enden ließ:


“But there would be odd moments of time when Bill pulled the
questions out again and examined them: The power of the silver, the
power of the slugs-where does power like that come from? Where does any
power come from? How do you get it? How do you use it?


It seemed to him that their lives might depend on those questions.
One night as he was falling asleep, the rain a steady lulling patter on the
roof and against the windows, it occurred to him that there was another
question, perhaps the only question. It had some real shape; he had
nearly seen It. To see the shape was to see the secret. Was that also true of
power? Perhaps it was. For wasn’t it true that power, like It, was a shape-
changer? It was a baby crying in the middle of the night, it was an atomic
bomb, it was a silver slug, it was the way Beverly looked at Bill and the
way Bill looked back.

What, exactly what, was power, anyway?”