Der Titel dieses Blogs spielt natürlich auf das berühmte Magazin "Cahiers Du Cinema" (Notizen zum Kino) an, dessen Filmkritiker Francois Truffaut und Claude Chabrol später Regisseure und Wegbereiter eines neuen französischen Kinos wurden.
Dennoch ist dies kein arthouse Blog. Es ist ein Blog über die Liebe zum Film. Gute Filme. Und sehr schlechte. Egal woher sie stammen. Egal wie sie zu klassifizieren sind.

Samstag, 25. Juni 2022

„DER ROSAROTE PANTHER (1963)“ – EIN FILM WIE EIN GLAS CHAMPAGNER!














Da mittlerweile Viele nur noch die grauenerregend schlechten Remakes mit Steve Martin kennen, liegt mir dieser Tipp besonders am Herzen. Sagen wir, ich fühle mich verpflichtet eine Lanze für das hinreißende Original zu brechen…



 



EDELSTEINHÄNDLER 1: Wie jeder Stein dieser Größe hat auch dieser einen Makel.

SULTAN: Ein Makel?

EDELSTEINHÄNDLER 2: Der kleinste Makel, Eure Exzellenz.

EDELSTEINHÄNDLER 1: Wenn Sie tief in den Stein hineinschauen, werden Sie eine winzige Verfärbung erkennen. Sie ähnelt einem Tier.

SULTAN: Einem Tier?

EDELSTEINHÄNDLER 1: Ein kleiner Panther.

SULTAN: Ja! Ein rosaroter Panther. Komm her, Dala. Ein Geschenk an deinen Vater von seinem dankbaren Volk. Eines Tages wird er dir gehören. Der schönste Diamant auf der ganzen Welt. Komm näher.


 






DER PLOT:




Der raffinierte Gentleman-Einbrecher (cat burglar) Sir Charles Lytton (Sir David Niven), das mysteriöse "Phantom" das die Polizei schon lange sucht, hat es auf einen unbezahlbaren Diamanten namens "der rosarote Panther" abgesehen, der sich im Besitz der bezaubernden indischen Prinzessin Dala (Claudia Cardinale) befindet.

Die Prinzessin weilt im Moment mondän im romantisch verschneiten Luxus-Skiort Cortina D'Ampezzo in Italien, wo sie ihren Urlaub verbringt.




Sir Charles Lytton (David Niven) mit einem blutjungen Jonathan Hart auf Eroberungskurs



Der charmsprühend-weltmännische Lytton folgt ihr dorthin, einen raffinierten Plan im Gepäck, aber es gibt zwei Dinge die er nicht weiss: Erstens, sein nichtsnutziger Neffe (Robert Wagner), der wiederum nichts von der Verbrecherlaufbahn des Onkels weiss, und selbst vor Gaunern fliehen musste, ist auch auf dem Weg dorthin- und, zweitens der tragikomische, tapsige Inspecteur Jacques Clouseau (grandios: Peter Sellers) hat bereits die Spur aufgenommen und reist ebenfalls an.


Was Clouseau wiederum nicht weiss: Seine wunderschöne Ehefrau Simone (Cappucine) ist in Wirklichkeit die Geliebte des Phantoms....



Touristen im Wintersport-Ort: Phantom, Prinzessin, Inspektor...






INSPEKTOR JACQUES CLOUSEAU: Ich bin bereit, mit Ihnen um zehntausend Francs zu wetten, dass das Phantom in diesem Augenblick in Cortina ist. Vielleicht sogar in diesem Zimmer.

SIMONE CLOUSEAU: Wie aufregend. Was meinen Sie, Mr. Tucker?

TUCKER: Oh, ich stimme dem Inspektor zu. Sehen Sie, zehn seiner letzten fünfzehn Opfer waren Gäste auf Angela Dunnings Partys.

SIR CHARLES LYTTON: Worüber reden wir hier eigentlich?

SIMONE CLOUSEAU: Das berüchtigte Phantom.

PRINZESSIN DALA: Ich fürchte, ich habe noch nie von ihm gehört.

SIR CHARLES LYTTON: Nach dem Wenigen, was ich über ihn gelesen habe, scheint er ein ganz schönes Früchtchen zu sein.

INSPEKTOR JACQUES CLOUSEAU: Das können Sie mir glauben. Es gibt nur wenige Diebe, die so clever sind wie das Phantom. Jeder Diebstahl ist völlig anders und einzigartig, klassisch in seiner Konzeption.

GEORGE LYTTON: Ich dachte, Sie arbeiten mit der Theorie, dass er sich wiederholt.

INSPEKTOR JACQUES CLOUSEAU: Nun, nur was die Partys von Angela Dunning betrifft. Es gibt jedoch noch eine weitere Wiederholung, aber das ist sein ah... Markenzeichen, seine Visitenkarte sozusagen. Er hinterlässt immer einen weißen Handschuh mit Monogramm.

PRINZESSIN DALA: Das klingt furchtbar theatralisch.





Clouseau wäre gern ein eiskalter Greifer - leider hat der liebenswerte Tropf den Feind im Bett




Und so nehmen im noblen Wintersportort unvermeidliche groteske Verwicklungen ihren Lauf, die immer verrückter (und amüsanter) werden, mit jugendlichen Liebhabern die sich in Schaumbädern verstecken, Ski-Verfolgungsjagden im Schnee, Gentleman-Einbrechern die durch Hotelflure schleichen und Champagnerflaschen die im Bett explodieren,  bis sie, nach einer Entführung, einer Kostüm-Party mit zwei Gorillas, und dem komischsten Kreisverkehr der Filmgeschichte letztlich in einem Finale furioso gipfeln.



Wer plätschert da in meinem Bade ?






SIMONE CLOUSEAU: Jacques würde einen wunderbaren Vater abgeben. Er hat viele gute Eigenschaften, weißt Du.

SIR CHARLES LYTTON: Nenn eine.

SIMONE CLOUSEAU: Oh, er ist gütig, loyal, treu, gehorsam.

SIR CHARLES LYTTON:  Du bist entweder mit einem Pfadfinder oder einem Dachshund verheiratet.

SIMONE CLOUSEAU: Und er betet mich an.

SIR CHARLES LYTTON: Damit scheiden die Pfadfinder aus.







David Niven und Cappucine



Verfolgungsjagd für die Ewigkeit: Drei "Affen" und ein Kreisel





Blake Edwards' (zusammen mit dem oscarprämierten „Bettgeflüster“-Autor Maurice Richlin auch Drehbuch) großartige Mischung aus auf den Punkt perfekt getimter, eleganter Hotel- und schlitzohriger Krimikomödie, die mit hohen production values punkten kann, sprüht vor Witz, Eleganz, Stil, wohltemperiertem Wortwitz, ist voller Schwung, und garniert mit genau der richtigen Dosis physical comedy.



Der atemberaubende Schauplatz, in den italienischen, winterlichen Dolomiten, eingefangen in flirrenden Swinging-Sixties-Bildern, tut ein Übriges.


ö

Kardinaler Spaß: Claudia Cardinale im Schnee




Zeugen der Entführung: David Niven und La cardinale


Der Film wurde in Cortina d'Ampezzo, Rom und Rocca di Papa, Paris, Frankreich, und Los Angeles, USA, im Technirama-Verfahren gedreht. Die Verfolgungsszene auf der Piazza (gedreht auf der Piazza della Repubblica in Rocca di Papa) ist eine direkte Hommage an eine ähnliche Sequenz bei Minute 26 von Alfred Hitchcocks  „Der Auslandskorrespondent“ (1940).



Selten waren die 60iger so köstlich, charmant und beizeiten sogar auf subtile Weise sexy....das filmische Pendant zu einem prickelnden Glas Sekt!








SIR CHARLES LYTTON: Trinken Sie nicht?

PRINZESSIN DALA: Ich trinke nicht.

SIR CHARLES LYTTON: Niemals?

PRINZESSIN DALA: Ich begnüge mich mit der Realität. Ich habe kein Bedürfnis zu fliehen.

SIR CHARLES LYTTON: Nun, ich genieße die Realität genauso wie jeder andere. Nur gehört in meinem Fall glücklicherweise zur Realität ab und zu starker Drink. Andererseits rauche ich nicht.

PRINZESSIN DALA: Stimmt, das ist eine üble Angewohnheit.

SIR CHARLES LYTTON: Auf all die üblen kleinen Angewohnheiten, die uns so wichtig sind.

 

(...)

 

PRINZESSIN DALA: (beschwipst vom Champagner) Ich war drei Jahre alt, als ich auf meinem ersten Elefanten ritt. Ich war sechs, als ich auf meine erste zsrafari... frazari... Wildtierjagd ging. Und ich war zehn, als ich meinen ersten Tiger erlegt habe. Aber ich werde nie mein liebes kleines Pony vergessen.

SIR CHARLES LYTTON: Wann haben Sie es erlegt?




Ein Schwätzchen in Ehren....





Herausragend die heute weltberühmte Filmmusik von Henry Mancini und der brillante, von den Trickfilmer-Genies David dePatie und Fritz Freleng gestaltete Zeichentrick-Vorspann, in dem der rosarote Panther (eigentlich ja ein Diamant) als Paulchen Panther zum ersten Mal lebendig wird.



In einer Szene in der Ski-Lodge singt Fran Jeffries das atmosphärische "Meglio stasera (It Had Better Be Tonight)", das damals zum Hit avancierte:









Ursprünglich war die Rolle des Inspektor Clouseau für Peter Ustinov vorgesehen, der kurz vor Beginn der Dreharbeiten absagte. Daraufhin wurde dem bis dahin international unbekannten Peter Sellers die Rolle angeboten, der für eine Gage von 90.000 Britischen Pfund zusagte.

Peter Sellers gelang mit seiner sensationellen Darstellung des tollpatschigen Clouseau, den er mit unermesslicher Würde zeichnet, der internationale Durchbruch. Entwickelt hatte er die Figur, samt Akzent und Schnauz, während des Flugs zum Drehort, wo er mit einer Spontandarbietung die Stewardessen verstörte...






Und wurde sie nicht mehr los.



Die FIGUR, nicht die…äh….Stewardessen.


In 5 Fortsetzungen spielte Sellers, nicht immer ganz freiwillig, bis 1978 den grotesken Mann mit dem Trenchcoat.








Ursprünglich war der Film als Vehikel für David Niven gedacht, was sich in seiner Star-Nennung widerspiegelte. Als Edwards den Film drehte und mehrere Takes mit improvisierten Szenen verwendete, wurde klar, dass Sellers, der ursprünglich als Nebendarsteller vorgesehen war, allen die Schau stahl (https://www.dailymotion.com/video/xqrtmw - Aus: The Life And Death of Peter Sellers, mit Geoffrey Rush als Sellers und John Lithgow als Edwards)


Dies führte dazu, dass er in allen Fortsetzungen des Films die Hauptrolle spielte. Als er bei einer späteren Oscar-Verleihung auftrat, bat Niven darum, dass die Musik für seinen Auftritt nicht mehr das "Pink Panther"-Thema sein sollte, denn "das war nicht wirklich mein Film".



Die deutsche Fernseh-Erstausstrahlung des Films war am 1. März 1975 um 20:15 Uhr im ZDF.




Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss - und wenn es in Rüstung ist!




Im Gefolge entstanden auch 124 Zeichentrick-Kurzfilme um Paulchen Panther, aus den Studios von DePatie und Freleng, von denen einer, "The Pink Phink", 1964 den Kurzfilm-Oscar gewann. (Komplett:








In Deutschland wurden die Cartoons in der Reihe "Der rosarote Panther" gezeigt, mit Erzähltertexten in Reimform, gesprochen von Gerd Günther Hoffmann (deutsche Stimme von Sean Connery und Rock Hudson















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