Der Titel dieses Blogs spielt natürlich auf das berühmte Magazin "Cahiers Du Cinema" (Notizen zum Kino) an, dessen Filmkritiker Francois Truffaut und Claude Chabrol später Regisseure und Wegbereiter eines neuen französischen Kinos wurden.
Dennoch ist dies kein arthouse Blog. Es ist ein Blog über die Liebe zum Film. Gute Filme. Und sehr schlechte. Egal woher sie stammen. Egal wie sie zu klassifizieren sind.

Freitag, 4. Februar 2022

NANNIES, NAZIS UND NOVIZINNEN- TEIL 1: „WENN GOTT EINE TÜR SCHLIESST ….“



"Man kann es Schmalz nennen, wenn man will, aber auf der anderen Seite hat The Sound Of Music mehr Menschen Freude bereitet, als jeder anderer Film in der Geschichte des Kinos."

 

Leonard Maltin, Filmkritiker 

 



 

 

 

Regie: Robert Wise 

Drehbuch: Ernest Lehman nach dem Bühnenmusical : „The Sound Of Music“ und der Autobiographie „The Story Of The Trapp Family Singers“ von Maria Augusta Von Trapp 

Musik: Irwin Kostal (Bearbeitung & Arrangement)  

Richard Rodgers & Oscar Hammerstein (Komposition) 

Choreografie Dee Dee Wood und Marc Breaux 

Puppenspiel Bill & Cora Baird 

Kamera: Ted McCord 

Schitt: William Reynolds 

Ton: James P. Corcoran, Fred Hynes 

Ausstattung: Boris Leven, Walter M. Scott, Ruby Levitt 

Kostüme: Dorothy Jeakins 

Produktion: Robert Wise und Mary Martin 

für Argyle Enterprises 20TH Century Fox



DARSTELLER:


Maria Kutschera Julie Andrews 

Kapitän Georg Von Trapp Christopher Plummer 

Liesel Von Trapp Charmian Carr 

Friedrich Von Trapp Nicholas Hammond 

Louisa Von Trapp Heather Menzies 

Kurt Von Trapp Duane Chase 

Brigitta Von Trapp Angela Cartwright 

Martha Von Trapp Debbie Turner 

Gretel Von Trapp Kym Karath 

Max Detweiler Richard Haydn 

Baroness Schroeder Eleanor Parker 

Rolf Daniel Truhitte 

Mutter Oberin Peggy Wood 

Schwester Margeretha Anna Lee 

Schwester Bertha Portia Nelson 

Schwester Sophia Marni Nixon 

Schwester Bernice Evadne Baker 

Herr Zeller Ben Wright 





DER BEGINN: EINE WAHRE GESCHICHTE




Maria Augusta (!) Kutschera, wurde am 26. Januar 1905 in Österreich geboren. Mit 18 Jahren trat sie in ein Konvent nahe Salzburg ein, um katholische Nonne zu werden. Während ihres Noviziats erhielt sie den Auftrag eines der zehn Kinder des ehemaligen Korvettenkapitäns Georg Ritter Von Trapp, der seit einigen Jahren verwitwet war, zu unterrichten.

 

 

Maria Kutschera als Novizin


Schnell übte sie auch auf die anderen Kinder, die in militärischer Disziplin gehalten wurden, einen wohltuenden Einfluss aus, und, selbst eine leidenschaftliche Sängerin mit ungeschulter doch hervorragender Gesangsstimme, führte sie sie –zusammen mit dem Hauskaplan Dr. Franz Wasner - in die Welt der Musik ein. Auch auf den Herrn des Hauses übte sie einen wohltuenden, bodenständigen Einfluss aus, der bald mehr oder weniger romantische Früchte trug: Kapitän von Trapp und “Schwester” Maria verliebten sich, und so brach sie ihr Noviziat ab, und wurde die Ehefrau des Landadeligen.

 

 

Georg Ritter von Trapp

1929 wurde ihr erstes gemeinsames Kind, Rosmarie, geboren. Während der Depression verloren die Von Trapps ihr Vermögen, und aus der Not heraus machten sie ihre Liebe zur Musik zum Beruf, und traten als singende Familie auf. 1935 nach dem Gewinn des Sängertreffens in der Salzburger Felsenreithalle, wurden sie österreichweit bekannt. Nach dem Anschluss Österreichs an das deutsche Reich flohen die Von Trapps, überzeugte Regimegegner, und wegen der Weigerung bei Hitlers Geburtstag zu singen unter Beschuss, bei Nacht und Nebel.

 

Die Familie von Trapp mit Kaplan Wasner im Hintergrund


Sie bestiegen einen Zug, und fuhren, dank doppelter Staatsbürgerschaft, problemlos durch bis Bruneck (Südtirol) und emigrierten von Italien in die vereinigten Staaten. 


Maria von Trapps Ankunftszertifikat in den USA


Schnell traten sie auch dort als “The Trapp Familiy Singers” (Die singende Trapp – Familie) auf. Ihr Programm bestehend aus klassischem Chorgesang, gregorianischen Chorälen , Gospels und österreichischem Volksliedgut wurde ein Hit, und die Trapps erlebten eine Weltkarriere. 

 




Schließlich erfanden sie, was alle Rock- und Popgrößen späterer Jahre imitierten – die Welttournee. Die “Familie auf Rädern” bereiste alle 5 Kontinente und trat sogar in Ozeanien auf.

 





In Stowe, Vermont ließen sie sich in einer Familienlodge nieder und gründeten ein Musikzentrum. Am 30. Mai 1947 starb Georg Von Trapp an Lungenkrebs. 1953 verfasste Maria von Trapp ihre Autobiographie “The Story Of The Trapp Family Singers” die ein großer Bestseller und schließlich auch in Deutschland und Österreich veröffentlicht wurde.

 



1956 wurde Maria Augusta von Trapp in den USA zur “Mutter des Jahres” gewählt. 1957 trennte sich die Von Trapp Familie zum Teil, Maria und 3 ihrer Kinder gingen als Missionare in die Südsee, die anderen ergriffen normale Berufe. Später kehrte Maria zurück und managte bis zu ihrem Tod das Musikzentrum sowie mehrere von ihr ins Leben gerufene Stiftungen.

Maria Augusta Kutschera – Von Trapp starb am 28. März 1987 im Alter von 82 Jahren – zu diesem Zeitpunkt war sie durch The Sound Of Music in dem sie 1965 mit einer Enkelin einen Statistenauftritt hatte, bereits unsterblich geworden – in der Gestalt von Dame Julie Andrews…


Maria von Trapp 1965



Das von den Trapps gegründete Musikzentrum besteht noch heute, geleitet von Johannes Von Trapp, das jährliche Vermont Mozart Festival findet dort statt. Vier der Trapp – Enkel treten noch heute als Gesangsgruppe auf. Enkelin Elisabeth Von Trapp, die mit ihrer Großmutter einst im Hintergrund einer Szene von The Sound Of Music zu sehen war, ist heute eine renommierte und preisgekrönte Sängerin. Ihre Konzerte sind eine Mischung aus – wen wundert es – Gregorianischen Chorälen, Musikkabarett, Countrymusik und zeitgenössischer Folkmusik. Sie interpretierte auch schon Leonard Cohen….


 


EIN DEUTSCHER HEIMATFILM


Maria (Ruth Leuwerik) mit Mutter Oberin



Nachdem “Die Geschichte der singenden Trapp Familie” endlich auch auf deutsch erschienen war, erkannten deutsch – österreichische Filmproduzenten sofort das Kinopotential der schier unglaublichen Geschichte. Produziert – ausgerechnet – von Max Reinhardts Sohn Wolfgang Reinhardt entstand so, vier Jahre nach dem Buch, 1956 der  Heimatfilm DIE TRAPP FAMILIE.






Regie führte Wolfgang Liebeneiner, vormals NSDAP – Anhänger, und Regisseur mehrerer antisemitischer Hetzfilme, sowie Regisseur und Autor des NS – Films “Ich klage an”, der leidenschaftlich für die Ermordung behinderter Menschen eingetreten war.


 

Maria mit unschuldigem Kinde


Jetzt, in den 50iger Jahren, war Liebeneiner einer der führenden Schnulzen- und Heimatfilm –Regisseure, die dem Publikum eine heile Welt vorgaukelten die es nie gegeben hatte. Das Drehbuch von Georg Hurdalek vereinfachte die Story bis zur Unkenntlichkeit und machte daraus eine hochgradig manipulative, selige Trachten - Schnulze, der – im Gegensatz zum späteren Hollywood Film – Witz, Humor und Schwung  fehlten. Das Repertoire der Trapp-Familie wurde auf deutsche Volkslieder reduziert.

Auch die Besetzung mit den deutschen Heimatfilm – Stars Hans Holt (als Baron Von Trapp) und der enorm beliebten Ruth Leuwerik (als Maria) war katastrophal zumal beide nicht nur keine Chemie miteiander hatten, sondernleider auch nicht singen konnten, und daher in den Liedern nachsynchronisiert werden mussten. Gleiches gilt für die Trapp – Kinder, ihnen gehörte auch der Kinderstar Michael Ande an, die im Film von den Regensburger Domspatzen akustisch gedoubelt wurden.

Die Rolle des Hauskaplans Wasner übernahm der Österreicher Josef Meinrad (“Sissi”) , einer der biedersten Schauspieler seiner Generation (und ironischerweise Träger des Iffland- Ringes, für den besten deutschsprachigen Theaterschauspieler. Heutiger Träger: Jens Harzer).



In DIE TRAPP FAMILIE wurde der Zuschauer bis zum Exzess mit Volksliedern zugedröhnt, und mit einer Kitschorgie bombardiert, die selbst für den deutschen Film jener Jahre beachtlich war, und durch Aneinanderreihung hochsentimentaler Szenen sollte der Zuschauer förmlich zum Weinen gezwungen werden.

Schwer erträglich etwa die Szene, wenn die Kinder unter dem gold-glitzernden Weihnachtsbaum mit Domspatzenstimme und Orchesterbegleitung “Oh Tannenbaum” singen, dirigiert vom vor Rührung fast weinenden Josef Meinrad, und beobachtet vom Liebespaar Maria/Von Trapp (beide auch gerührt) – und das alles auch noch in schreienden Farben gedreht. Zudem gelang den Beteiligten das Kunststück die Existenz des dritten Reiches fast komplett zu verschweigen.


Hochzeit: Maria und ihr Oberst


Die Trapps fliehen hier, weil der örtliche Gauleiter so ein Stoffel ist. Zitat Hans Holt im Film “In
einem Land mit Leut, die wo so unhöflich sind, do mag I nimmer leb´n.” Dergleichen Verharmlosungen in Anbetracht der Schrecken der NS-Diktatur – das war kriminell. Aber mehr wollte man dem deutschen Publikum nicht zumuten. 


Das entscheidende Konzert


Diese Rechnung ging auf. DIE TRAPP FAMILIE wurde einer der größten Filmerfolge der Nachkriegszeit. Vor diesem Erfolg musste später in den 60er Jahren auch die deutsche Kinoauswertung von The Sound Of Music kapitulieren.

Aufgrund des Erfolgs entstand 1958 die nicht minder schlimme Fortsetzung DIE TRAPP FAMILIE IN AMERIKA, mit gleicher Besetzung, wieder unter Regie von Liebeneiner, nur das Drehbuch stammte diesmal vom späteren “Derrick” – Verfasser Herbert Reinecker. Und diesmal leistete man sich Dreharbeiten vor Ort in den USA…



Hier eine erschreckend kritiklose Original 50er Jahre Kritik zu DIE TRAPP FAMILIE IN AMERIKA.

 



Dr. Kurt Sieben,



Film-Echo, Wiesbaden, 22.10.1958



“Genau vor zwei Jahren erschien die wider Erwarten so erfolgreiche "Trapp-Familie" in unseren Filmtheatern. Man hat sich Zeit gelassen für eine Fortsetzung, und das Ergebnis ist jetzt die sorgsam gearbeitete, ausgereifte "Trapp-Familie in Amerika". Der zweite Teil ist – wider alle Regel – besser als der erste. […]Man tat aber auch vor allem gut daran, bei dem neuen Film wiederWolfgang Liebeneiner Regie führen zu lassen. Liebeneiner hat das richtige Gespür für denmenschlich warmen, versöhnlichen und dabei doch unsentimentalen Ton; […]

Noch ein Wort zu den Darstellern im einzelnen. Ruth Leuwerik ist wieder der gute Geist ihrer Familie. Daneben Hans Holt, der als geduldiger Familienvater dem Regiment seiner resoluten Frau kaum widerspricht und in die Passivität gedrängt ist; Josef Meinrad, der seinem weltfremden, aber frohgemuten Priester und musikalischen Begleiter der Trapp-Familie sympathische Züge gibt

[…..]

So ist also dieser zweite Teil der "Trapp-Familie" – nehmt alles nur in allem – ein wirklich liebenswürdiger, herzlicher, vergnüglicher und verbindlicher Unterhaltungsfilm geworden, der auch geschäftlich seinem Vorgänger nicht nachstehen wird.“

 


 

Durststrecke in Amerika

 

Auftritt in New York: Wasner (Josef Meinrad) dirigiert

Diese Shots aus New York führten wohl zur Musical - Idee




AM BROADWAY: DAS MUSICAL ENTSTEHT

 

 

Mary Martin als Maria, die Trapp Kinder, M. Marlowe und Theodore Bikel als Kapitän von Trapp


Die Dreharbeiten für DIE TRAPP FAMILIE IN AMERIKA fanden, wie erwähnt, in New York statt,und gingen natürlich auch durch die US – Presse Das brachte die beiden Theaterautoren Howard Lindsay und Russell Crouse, die auf leichte, spritzige Komödien spezialisiert waren, auf die Idee für ein Bühnenstück über die Trapp Family Singers. 


Mary Martin am Broadway als Maria



HOWARD LINDSAY & RUSSELL CROUSE


 


Die beiden Bühnenautoren und früheren Schauspieler lernten sich 1934 kennen, als sie gemeinsam am Libretto für das grandiose Cole-Porter Musical „Anything Goes“ arbeiteten. Für das sozialkritische Stück "State Of The Union" erhielten beide 1946 den Pulitzer Prize in der Sparte Drama. Für Cole Porter verfassten sie außerdem "Red Hot And Blue" , für Irving Berlin "CallMe Madam". Erfolg hatten sie außerdem mit den langlebigen Komödien "Life With Father" und "Arsen und Spitzenhäubchen". 




Zusammen mit Theaterregisseur Vincent J. Donehue begann man das Projekt anzubieten.


Eine Zusage kam schließlich noch 1958 von den Broadway – Produzenten Leland Hayward und Richard Halliday, wobei Halliday auch gleich seine Ehefrau, Schauspielerin Mary Martin als Hauptdarstellerin durchsetzte. Die Rechte an Maria Von Trapps Autobiographie wurden für 10 000 $ erworben.


Ursprünglich war ein Sprechtheaterstück angedacht, das mit Musik aus den Originalauftritten der Familie durchsetzt sein sollte, doch Lindsay und Crouse merkten während des Schreibens schnell, das das Stueck dann zur blossen Revue verkommen wuerde, wenn die Musiknummern nicht integraler inhaltlicher Bestandteil werden wuerden.

 

So wandte man sich an die (neben den My Fair Lady –Autoren Alan Jay Lerner & Frederick Loewe) berühmtesten Musical –Komponisten jener Jahre: Richard Rodgers und Oscar Hammerstein.

 

 


OSCAR HAMMERSTEIN 

(rechts) war Texter für die beliebte Rudolph Friml-Operette Rose-Marie und begann anschließend eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Komponisten Jerome Kern. Ihr größter Erfolg war 1927 das Musical "Show Boat", welches als eines der Meisterwerke des amerikanischen Musiktheaters angesehen wird. Richard Rodgers (links), seines Zeichens Komponist hatte 24 Jahre lang mit dem Textdichter Lorenz Hart zusammengearbeitet, dieser Zusammenarbeit entsprangen 29 Bühnenwerke und fast 30 Filme.  Ihre Zusammenarbeit endete 1943, als RICHARD RODGERS, dessen bisheriger Partner Lorenz Hart nicht an einem Werk interessiert war, das auf Lynn Riggs' Stück “Green Grow the Lilacs” basierte ,Hammerstein traf.



Links: Richard Rodgers, rechts Oscar Hammerstein


 

Deborah Kerr und Yul Brynner in Rodgers & Hammersteins "Der König und Ich"


Das Ergebnis, Rodgers & Hammersteins "Oklahoma!", war eine Show, die das amerikanische Musical revolutionierte, indem sie auf Chöre und mit dem Stück unzusammenhängende Lieder verzichtete. Es folgten dann so bedeutende Werke wie "Carousel"(mit dem bekannten You'll Never Walk Alone), "South Pacific", "The King and I" (Der König und ich), und "The Sound of Music."

Hammerstein schrieb auch Buch und Lyrics für "Carmen Jones", eine Adaption von Georges Bizets Oper Carmen mit einer komplett schwarzen Besetzung. Hammerstein starb kurz nach der Uraufführung von "The Sound of Music" .

 

 

Mary Martin als Maria mit ihen Kindern

 

Für das Musical, das den Titel "Sound Of  Music“ tragen sollte, wurden einige dramaturgische Änderungen an der Geschichte vorgenommen:

Um besser zusammenfassen zu können wurde die Begegnung Marias mit Kapitän Von Trapp in die 30iger Jahre verlegt, die Zahl der Kinder wurde auf sieben beschränkt  und deren Namen geändert, die kleine  Österreichkarriere der Trapp Familie vor der   Emigration wurde herausgenommen, und die Flucht direkt an den ersten großen Auftritt  geknüpft (spannungssteigernd). Die Rolle des Hauskaplans Wasner wurde (gelobt sei  Gott in der Höhe) gestrichen, so dass die (fiktive) Figur des Impressario Max Detweiler eingewoben werden konnte.

Siehe hier das Original-Libretto: https://pdfslide.net/documents/sound-of-music-libretto.html

 

 


Rodgers & Hammerstein schrieben die Musical Nummern “The Sound Of Music”, “Maria”,“Sixteen Going On Seventeen”, “My Favourite Things”, “Do-Re-Mi”, “The Lonely Goatherd”, “Edelweiss”, “So Long, Farewell”, “Climb Every Mountain”, “An Ordinary Couple”, “How Can Love Survive” die alle, wie in Musicals üblich, mehrfach (also als Reprise) vorkamen.

Hier die Songtexte in der Handschrift von Oscar Hammerstein, mit Korrekturen: https://playbill.com/gallery/check-out-these-original-hand-written-lyrics-to-the-sound-of-music#carousel-cell13560395  

Die Weltpremiere des Musicals fand am 16.November 1959 im Lunt –Fontanne Theatre am New Yorker Broadway statt, unter der Regie von Vincent J. Donehue. Mary Martin spielte und sang die Maria, Kapitän Von Trapp wurde von dem schauspielernden Folk – Sänger Theodore Bikel (Der Sheriff aus “Flucht in Ketten”) gespielt, der schon in "My Fair Lady" als Sprachexperte Zoltan Karpathy geglänzt hatte.

 

 

Jean Bayless als Maria im Londoner Westend

 

Die Rolle des Postboten und späteren Nazis Rolf wurde  übrigens später durch den unbekannten jungen Schauspieler Jon Voight, späterer Filmstar und Oscar –   Preisträger, ersetzt der sich in seine Liesel Laurie Peters verliebte, sie heiratete und mit ihr drei Kinder zeugte, darunter Angelina Jolie Voight….



Die Bühnenshow jedenfalls war ein enormer Hit, der sowohl  My Fair Lady als auch Cole Porters brillantes Kiss Me Kate vom Broadway fegte. Die Londoner Uraufführung (mit  britischer Besetzung) startete am 18.  Mai 1961 am Palace Theatre unter der Regie von  Jerome Whyte, und wurde ebenfallsein Riesenerfolg.

 





1960 wurde The Sound Of Music für 8 Tony Awards nomniert, galt als absoluter Favorit der Tony – Verleihung, und räumte denn auch 6 mal den berühmtesten amerikanischen Theaterpreis ab:

 


 TONY AWARD 1960 – BESTES MUSICAL

 TONY AWARD 1960 – BESTE HAUPTDARSTELLERIN   (MUSICAL) : Mary Martin

 TONY AWARD 1960 – BESTE   NEBENDARSTELLERIN   (MUSICAL) : Patricia Neway

 TONY AWARD 1960 – BESTES BÜHNENBILD     (MUSICAL) : Oliver Smith

 TONY AWARD 1960 – BESTER DIRIGENT : Frederick   Dvonch

 TONY AWARD 1960 – THEATRE WORLD AWARD   FOR   BEST NEWCOMER : Laurie Peters




Die deutsche Uraufführung von Sound Of Music fand, aus Marketinggründen unter dem Titel "Die Trapp Familie", erst am 9. März 1982 am Stadttheater Hildesheim statt. 1999 gab es ein preisgekröntes Broadway Revival, mit Patricia Luker als Maria und Richard Chamberlain (!) als Kapitän Von Trapp. 2001, im Londoner Westend schlüpfte Sängerin Petula Clark (die in den 60ern mit “Downtown” einen Hit gehabt hatte) in die Rolle der Maria, und 2006 fand ein Londoner Revival unter Leitung von Andrew Lloyd Webber statt, das ein großer Erfolg war.

 

 

Cover der Oroginal Broadway-Aufnahme der Musik

 

Gestaltet waren die Songs und Musicalnummern in einem Mischstil der Elemente österreichischer
Folklore mit spritzigem US –Musicalsound im Stile eines Cole Porter oder Irving Berlin, zu einer schwungvollen, im Ohr bleibenden Melange verband.


Noch während der ersten Spielzeit (1959-1964) wurde der Musical –Soundtrack zu Sound Of Music auf Schallplatte veröffentlicht, die LP, sowie mehrere Nachfolger, fanden sofort reißenden Absatz. So kam es, dass, als der Film Songs wie “Edelweiss” und “Climb Every Mountain” weltberühmt machte, sie in den USA schon lange Evergreens waren (nicht zuletzt wegen ihrer Eingängigkeit und des Ohrwurmcharakters).

Hier die Original-Aufnahme von damals: https://www.youtube.com/watch?v=8dFDTtxXITE&list=PLswpjJ5VHzFE3UDKgVhuSto3MLr1EcQa-&ab_channel=TheSoundofMusicEnsemble-Topic

 

 

(Bild von links nach rechts) 

Die Macher: R.Rodgers (Musik), O.Hammerstein (Songtexte), Mary Martin (Maria), R.Crouse & H.Lindsay (Buch)



Die Broadway – Fassung von The Sound Of Music lief bis 1964 durchgehend, ganze 1448 Vorstellungen lang. Die Londoner Aufführung brachte es sogar auf 2385 Vorstellungen.


Einer der Zuschauer am Broadway war auch Drehbuchautor Ernest Lehman, der sofort das Kinopotential der Aufführung (vor allem On Location) erkannte, und damit nahm der Weg auf die Leinwand schließlich seinen Lauf…..






HOLLYWOOD: GEBURT EINER LEGENDE






"Oklahoma!" war erfolgreich, "Der König und Ich" war erfolgreich, aber "The Sound Of Music" war noch erfolgreicher. Viele hundert Vorstellungen lang stürmte die Bühnenfassung von The Sound Of Music den Broadway, und sorgte für solche Besucherschlangen, das teilweise der Verkehr umgeleitet werden musste. 

Julie Andrews überreicht einen Ehrensocar an Ernest Lehman


Einer der Zuschauer war wie gesagt auch Drehbuchautor und Produzent Ernest Lehman, der bereits mehrere Musicals erfolgreich für die Leinwand adaptiert hatte, und felsenfest von einer Verfilmung der Geschichte der Trapp – Familie   überzeugt war.

 

 

ERNEST LEHMAN 

 

 


war einer der bedeutendsten amerikanischen Drehbuchautoren. Sein Durchbruch kam 1954 mit Billy Wilders berühmter Komödie "Sabrina". Neben seinen hervorragenden Originaldrehbüchern war Lehman auch ein brillanter Adapteur, davon zeugen die oscarnominierten Drehbücher zu "The King And I", "West Side Story" 1961, "Hello Dolly!" 1969 und "Wer hat Angst vor Virginia Woolf ?" 1966. Zudem schrieb er für Hitchcock "Der unsichtbare Dritte" 1959 und "Familiengrab" 1977.

Er erhielt zweimal den Edgar Allan Poe Award, fünfmal den Preis des US –Schriftstellerverbandes für das beste Drehbuch, darunter auch 1965 für "The Sound Of Music", aber nie einen regulären Oscar. 2001 erhielt er, als erster Drehbuchautor überhaupt den Oscar für sein Lebenswerk. 


Er starb 2005. 

 


Lehman schlug das Projekt mehreren Produzenten vor, die sich auch daraufhin die Bühnenshow ansahen, aber letztlich alle ablehnten. Zu dünn erschien das Stück für einen Spielfilm, zu ungewöhnlich das Trachtensujet, zu unamerikanisch das ganze Ambiente. 1960 schließlich wollte Paramount Pictures den Film produzieren, und kaufte die Rechte, da deren favorisierte Hauptdarstellerin Audrey Hepburn aber ablehnte, gingen die Rechte zurück an Lehman.

1963 schließlich erklärte sich „Ben Hur“ Regisseur William Wyler bereit die Regie zu übernehmen, und suchte zusammen mit Georg Hurdalek, dem Drehbuchautor des deutschen Heimatfilms als Location – Scout Drehorte aus (Daher die Zeile „With Partial Use Of Ideas By Georg Hurdalek“ in den späteren Credits) , wollte aber einen ganz anderen Film, mit Aufnahmen von der Russlandfront etc. Sein favorisierter Hauptdarsteller: Yul Brynner , der für die Rolle des Königs von Siam im Rodgers & Hammerstein Musical „Der König und Ich“ 1956 den Hauptrollenoscar bekommen hatte.


Lehman brach die Arbeit mit Wyler ab, und suchte weiter. Erst 1964 hatte er Glück: Der mit ihm seit Jahren befreundete Regisseur und Produzent Robert Wise, für den Lehman schon das Drehbuch zu West Side Story (1961) geschrieben hatte, zeigte sich hochinteressiert , hob das Projekt aus der Taufe und beauftragte Lehman mit einem Spielfilm-Drehbuch.

 

ROBERT WISE 

 



 

war einer der letzten Großen Allrounder unter den US –Regisseuren. Er hatte in den 30er Jahren als Tonmann beim Film begonnen, Ende der 30iger an den Schneidetisch gewechselt, und als Orson Welles´ Cutter für "Citizen Kane" Filmgeschichte geschrieben.

 Mitte der 40er Jahre wechselte er zur Regie. Erstmals machte er auf sich aufmerksam als er für "The Set-Up" den Fipresci Prize auf den Festspielen von Cannes gewann. Er inszenierte 1956 das Boxerdrama "Die Hölle Ist In Mir" für das er den unbekannten Paul Newman entdeckte, thematisierte 1958 in dem halbdokumentarischen "I Want To Live" (Oscar für Susan Hayward) erstmals die Todesstrafe, und erhielt 1961 für "West Side Story" den Regie- und den Produzentenoscar (=Bester Film) .

 

Robert Wise am Set von "The Sound Of Music"

1963 inszenierte er das Meisterwerk "The Haunting" einen der subtilsten und gerade deshalb packendsten Gruselschocker (deutscher Titel „Bis das Blut gefriert“) . Nach "The Sound Of Music" schuf er 1971 den wegweisenden Science Fiction Film "Andromeda – Staub aus dem All", in dem erstmals elektronische Filmmusik benutzt wurde. 1977 gab er in "Audrey Rose – das Mädchen aus dem Jenseits" dem jungen Anthony Hopkins die erste große US- Hauptrolle, 1979 starte er mit "Star Trek – Der Film" die langlebige Kinoreihe.

Wise erhielt 7 Oscarnominierungen, und gewann 4 Oscars, sowie 6 mal den Preis des US  Regisseursverbandes. 1998 erhielt er den Life Achievement Award des American Film Institute. Er starb wie sein Freund Ernest Lehman 2005

 


Lehman nahm eine Reihe von Änderungen vor: Zum einen integrierte er – was auf der Bühne nicht möglich war – die atemberaubende Landschaft, quasi als weitere Hauptrolle, in die Geschichte; zum anderen schrieb er viele der Dialoge der Bühnenvorlage neu, sich genauer an Maria Von Trapps Biographie orientierend, zudem entrümpelte er die Musik um die Songs „An Ordinary Couple“ und „How Can Love Survive“, die jedoch instrumental eingebaut blieben.


Das berühmte „My Favourite Things“ wird nicht mehr im Kloster, sondern den Trapp –Kindern vorgesungen, die sich vor dem Gewitter fürchten; Außerdem regte er Richard Rodgers zu zwei neuen Songs an „I have Confidence“ der als Bridge für Marias Reise zur Von Trapp – Villa dient, und das wunderbare „Something Good“ ein dezentes Liebesduett zwischen Maria und dem Kapitän. Das Drehbuch fand die Zustimmung von Robert Wise, und so ging man auf die Suche nach geeigneten Schauspielern.

Für die Rolle der Maria dachte man zuerst an Doris Day, die jedoch an dem Projekt kein Interesse hatte und ablehnte. Niemand anderes als Mary Martin hatte die zündende Idee. Sie schlug eine Theaterkollegin für die Rolle der Maria vor, die als Musicaldarstellerin seit Jahren eine Größe und gerade mit ihrem ersten Film – einer Disney Produktion namens Mary Poppins - im Kino erfolgreich war : die Britin Julie Andrews. Robert Wise war einverstanden, zum einen, weil er gerne mit No Names arbeitete, und zum anderen hatte er Mary Poppins gesehen, und wusste, das „die“ Andrews bald nicht mehr unbekannt sein würde...

 


DAME JULIE ANDREWS

 


 wurde am 1.10.1935 als Julie Elizabeth Wells in Walton On Thames, England geboren. 

Sie stand mit sieben Jahren erstmals auf der Bühne,spielte mit 12 in der „Starlight Roof Revue“ und mit 16 die Hauptrolle in „Cinderella“.

 1954 erhielt sie für „The Boy Friend“ ein Broadway Engagement, wodurch sie auf AlanJay Lerner und Frederick Loewe traf, die ihr 1958 die Hauptrolle der Eliza Doolittle in „My Fair Lady“ anboten, die sie in der New Yorker Weltpremiere als erste Schauspielerin spielen sollte. Für das Casting zu dieser Rolle hämmerte ihr Regisseur Moss Hart in einer 48stündigen Marathon-Probe alle Songs, alle Bewegungen und den Cockney Akzent von Eliza Doolittle ein.

 Fast 3 Jahre spielte sie die Doolittle in London und am Broadway an der Seite von Rex Harrison.

 

Wouldn't it be loverly? It would!

Weitere Bühnenrollen folgten. So schrieben ihr Lerner und Loewe 1960 die weibliche Hauptrolle in „Camelot“ auf den Leib.

Als Warner Brothers „My Fair Lady“ 1964 fürs Kino verfilmen wollte, griff Jack Warner auf die gesamte Broadway-Besetzung mit Ausnahme von Julie Andrews zurück, die zwar ein Theaterstar, ihm aber für einen Kassenerfolg zu unbekannt war. Audrey Hepburn erhielt den Part, wenngleich ihr Gesang von Hollywoods Stimme No. 1 Marni Nixon nachsynchronisiert werden musste.

 

Julie Andrews als Mary poppins


Noch 1964 wurde Julie Andrews für die Hauptrolle in Robert Stevensons "Mary Poppins" gecastet, und erlebte damit (zeitgleich mit "My Fair Lady") ihr Kinodebüt.

Sofort im Anschluss erhielt sie die Rolle der Maria Von Trapp – um in einer mehrtägigen Drehpause nach L.A. zur Oscarverleihung zu fliegen, wo "My Fair Lady" zwar 8 Oscars abräumte, der Preis für die beste Hauptdarstellerin jedoch – zu deren eigener Überraschung – an Newcomerin Julie Andrews für "Mary Poppins" ging. Andrews hatte zuvor bereits den Golden Globe in dieser Kategorie mit den Worten entgegengenommen „Ich danke Jack Warner, der das alles möglich gemacht hat“.

 In der Nachfolge von "Sound Of Music" spielte die Andrews in einer Vielzahl von Rollen, von Hitchcocks "Der zerrissene Vorhang" (1966), zum Abenteuerepos "Hawaii" (1967) bis hin zu einer selbstironisch-barbusigen Darstellung in der Satire "S.O.B – der letzte Heuler" (1981), vor allem aber wurde sie die bedeutendste Musical –Darstellerin des amerikanischen Films.

Daneben blieb sie vor allem dem Theater verbunden, wo sie heute noch auftritt. 1982 hatte sie mit ihrer oscarnominierten Darbietung in dem Musical "Victor/Victoria" (nach einem deutschen Musical der 30iger Jahre, mit der später von den Nazis ermordeten Renate Müller) ein triumphales Comeback.

 

Jahrhundert-Rolle: Julie Andrews 1958 mit Rex Harrison in "My Fair Lady"

 In der zweiten Hälfte der 80er Jahre wagte sie sich auch eindrucksvoll an ernste Charakterrollen wie die einer an multipler Sklerose erkrankten Violinistin in "Duet for One" (1985) oder die auf das Ergebnis einer Krebsuntersuchung wartende Ehefrau in "That´s Life" (1988)

1997 verlor Julie Andrews in Folge einer missglückten Operation völlig ihre Gesangsstimme , die bis heute nicht wieder zurückgekehrt ist.

Am 31. Dezember 1999 wurde sie von Königin Elizabeth II. zur Dame Commander Of The British Empire geadelt.  Die Mutter von fünf Kindern, darunter zwei aus Vietnam adoptierten, veröffentlichte – unter dem Namen Julie Edwards – auch mehrere Kinderbücher („Mandy“,„The Last Of The Really Great Whangdoodles“ beide 1973, „Dragon :Hound Of Honour“ 2005, „Simeon´s Gift“ und „The Great American Mousical“ 2006)

Sie war zuletzt 2004 in der Warner Brothers (!) Produktion "Plötzlich Prinzessin 2" zu sehen und als Grus Mutter in den "Ich -einfach unverbesserlich"-Filmen um die Minions zu hören - zuletzt 2022.

 Julie Andrews ist UNICEF – Botschafterin und war die Ehefrau des Regisseurs (und Peter Sellers Entdeckers) Blake Edwards, verstorben 2010.

 

Ironischerweise war Julie Andrews erst zwei Jahre zuvor mit ihrer Freundin Carol Burnett in einer wenig schmeichehaften TV-Parodie von "The Sound Of Music" aufgetreten: https://www.youtube.com/watch?v=56KLE9lcC6o

Der Verleih 20th Century Fox war dennoch mit dieser Besetzung der Maria einverstanden, jedoch waren damit noch lange nicht alle Rollen durch. Fox wollte einen Star als Kapitän von Trapp. Sean Connery und Richard Burton waren im Gespräch, aber Regisseur Robert Wise wollte den kanadischen Theaterschauspieler Christopher Plummer, von dem er glaubte, er könne der Figur das Kapitäns Tiefe und Charme geben.

Zwar konnte Wise Fox überzeugen, nicht jedoch Plummer, der zwar Musical –Erfahrung hatte, aber den Stoff nicht reizvoll fand. Wise flog nach London, wo Plummer gerade als Hamlet auf der Bühne für Furore sorgte, und zusammen mit Plummers Agent, gelang es ihm den widerwilligen Shakespeare – Virtuosen von der „einmaligen Karrierechance“ zu überzeugen. Plummer übernahm den Part

Für Fox war dieser Film von enormer Bedeutung, weil die Verantwortlichen davon ausgingen, es sei der letzte Film den Fox produzieren würde, da die Filmgesellschaft nach dem extremen Debakel mit der 1962er Monumentalfilm –Version von "Cleopatra", dem kommerziell erfolglosesten Mainstream – Film überhaupt, finanziell ruiniert war.


The Sound Of Music sollte eigentlich nur so viel Geld einspielen, damit Fox ehrenvoll Konkurs anmelden konnte.


Es sollte anders kommen....

 


 

CHRISTOPHER PLUMMER


 


geboren am 23.Dezember 1929 in Toronto/Kanada, als Enkel des vormaligen kanadischen Premierministers John Abbott, zog nach der Scheidung seiner Eltern mit der Mutter nach Quebec. Schon während der High School begann er zu spielen, um später mit der Canadian Repertory Company auf Tournee zu gehen. In Montreal nahm er schließlich Schauspielunterricht und begann seine Bühnenkarriere in englischer und französischer Sprache.

1954 kam das erste Broadway – Engagement mit Christopher Fry´s "The Dark Is Light Enough", für den er den Theatre World Award erhielt. 1955 spielte er in der berühmten Pariser "Medea" – Aufführung mit Dame Judith Anderson den Jason. Schnell wurde er auch Mitglied der Londoner Royal Shakespeare Company unter Sir Laurence Olivier. 1957 folgte sein Filmdebüt in Stage Struck unter Sidney Lumet („Die 12 Geschworenen“). 

1964, als das Angebot für "The Sound Of Music" kam , war er bereits ein mit Preisen überhäufter Bühnenveteran.

Chrsitopher Plummer 1964 in Pose


Aber erst die Von Trapp – Rolle brachte ihm den Durchbruch zur großen Filmkarriere. Er war Hauptdarsteller in der Kipling – Verfilmung "Der Mann der König sein wollte (1972)" und Sherlock Holmes in dem Jack-The-Ripper-Thriller "Mord an der Themse" (1976). Zahllose Bühnen-, Film-und Fernsehrollen folgten.

Zu den späteren Arbeiten des fünffachen Tony Award Preisträgers (bei 7 Nominierungen) zählen "Malcolm X" (1992), "Dolores Claiborne" (1995), "The Insider" (1999), "A Beautiful Mind "(2000), "Syriana" (2005) und Spike Lee´s "Inside Man" (2006).

 


Besonders hervorzuheben ist seine Darbietung als klingonischer General Chang in "Star Trek VI: Das unentdeckte Land" (1991), wo er den für einen Shakespeare – Darsteller sehr ironischen Satz sagen durfte „Sie sollte Shakespeare mal im klingonischen Original lesen!“.

1989 gab er sogar einen vielbeachteten Auftritt in einer Folge der Cosby Show in der es um Shakespeare ging.

Ein großer Theatererfolg war 1997/98 seine Darstellung in dem biographischen Drama "Barrymore" um den 30iger Jahre Schauspielstar Lionel Barrymore, den Urgroßvater von Drew Barrymore. Für seine Darbietung des genialen Alkoholikers erhielt Plummer den Tony Award, den Drama Desk Award, den Outer Critics Circle Award der unabhängigen Presse, den Boston Critics Award und den Los Angeles Ovation Award.

 

1998 im Theaterhit "Barrymore"


2006 stand Plummer als König Lear auf den Bühnen des Broadway, wofür er erneut für den Tony Award nominiert war.  Im Mai 2008 stand er im Stratford Festival Of Kanada in George Bernard Shaws „Caesar und Cleopatra“ auf der Bühne.

Christopher Plummer wurde 1968 mit dem Order Of Canada, dem höchsten kanadischen Verdienstorden ausgezeichnet. Er ist der Vater der Schauspielerin Amanda Plummer. Für seine Rolle eines alternden Familienvaters, der sich erst nach dem Tode seiner Frau zu seiner Homosexualität bekennt, in dem Fim "Beginners" erhielt er 2012 den Oscar als Bester Nebendasteller - mit 82 Jahren war er der älteste Preisträger in der Geschichte der Academy.

 Er starb, 91jährig, am 5.2.2021 an den Folgen eines Sturzes

 

 

Das Team setzte Produzent Robert Wise hauptsächlich aus Könnern der alten Schule zusammen, mit denen er schon mehrfach gearbeitet hatte. Für die Kamera holte man Ted McCord der schon seit 1921, also seit der Stummfilmzeit, Filme fotografierte darunter Klassiker wie „Johnny Belinda“ (1948) und Elia Kazans Meisterwerk "Jenseits von Eden" (1955). Als Ted McCord die lichtdurchfluteten Breitwandpanoramen der Alpen für "Sound Of Music"fotografierte, hatte er bereits 150 (!) Filme gedreht.

Auch für Bühnenbild und Requisite, gemeinhin unter dem Begriff Ausstattung zusammengefasst, holte Wise eine Kapazität: Boris Leven, einen der besten Set-Designer der Welt. Seine Karriere reichte von den 30er Jahren bis zur oscarnominierten Ausstattung von Martin Scorseses "Die Farbe des Geldes" 1986. Neunmal war Leven für den Oscar vorgeschlagen, einmal gewann er ihn: 1961 für die von Robert Wise inszenierte Verfilmung von "West Side Story".

Zwar mag es verwunderlich scheinen, dass für einen Film, der gemäß Ernest Lehmans Konzept, zu 90% (!) open Air bzw. On Location gedreht werden sollte (heute logistisch, finanziell und aus Faulheit unvorstellbar), ein Star Ausstatter gebraucht wurde. Wenn man aber weiß, dass selbst der Innenhof der Nonnberg Abtei, und der riesige Ballsaal in der Trapp Villa Studioaufbauten waren, und man in vielen Fällen von Original zu Nachbau hin- und hersprang (z.B. die Laube im Garten der Villa. Außen: Originalschauplatz in Österreich, innen: Nachbau auf dem Studiogelände in Los Angeles) wird klar, was der Mann geleistet hat.

 



Für die Kostüme verpflichtete man die große Dorothy Jeakins, neben der achtfach oscargekrönten Edith Head die bedeutendste Kostümdesignerin der Filmgeschichte. 

Dorothy Jeakins war 12 mal in ihrer Karriere für den Oscar nominiert und gewann dreimal:  1948 für Otto Premingers "Johanna Von Orleans" mit Ingrid Bergman, 1949 für Cecil B. DeMilles („Die 10 Gebote“) Bibelepos "Samson und Delilah" und 1961 für die in schwarzweiß gedrehte Tennessee Williams – Verfilmung "Die Nacht des Leguans" von John Huston.

 


Kostümdesignerin DOROTHY JEAKINS

 

Für "The Sound Of Music" studierte Dorothy Jeakins monatelang original österreichische Trachten, auf denen dann ihre pastellfarbenen Kostümkompositionen basierten.

Zahllose Kostümtests waren nötig, um letztlich für jede Figur die richtige Auswahl zu treffen. 

Auf den pastellfarbenen Look bestand Dorothy Jeakins deshalb, weil sie verhindern wollte dass – wie in einem deutschen Heimatfilm – der Zuschauer mit schreiend quietschbunten Farben erschlagen wurde.

 

 

Kostümtest zwei: Als Ehefrau


Kostümtest drei: Familie im Schlafrock


 

Kostümtest für Heather Menzies


Die Hauptrollen und das Team standen nun fest.

 
Bei der restlichen Besetzung war die Sache nicht so einfach.


Schnell war klar, dass der Vaudeville – Künstler und Kabarettist Richard Haydn Max Detweiler spielen würde, Eleanor Parker Baroness Schroeder, und für die Rolle der Mutter Oberin griff Wise auf Peggy Wood zurück, die in den 30iger Jahren selbst eingroßer Musicalstar gewesen war, und sich nun im Alter auf Sprechschauspiel konzentriert hatte. Hier nun, konnte sie beides kombinieren.

Für die extrem begehrten Rollen der Trapp Kinder gab es, wie Robert Wise sich erinnert, umfangeiche Vorsprechen mit zahllosen Bewerbern, hier die Videos: https://www.youtube.com/watch?v=oR2oVF9T-tk


Daniel Truhitte und Kim Darby (Der Marshall)


Kim Darby, später bekannt durch ihre Rolle im John Wayne – Western „Der Marshall“ und Tochter des Filmkomponisten Ken Darby sang ebenso für die Rolle der Liesel vor, wie die junge Mia Farrow – 3 Jahre vor dem Durchbruch in Polanskis „Rosemaries Baby“- (offizielle Bewertung: „Gute Leseprobe – Qualität sehr nett, aber sanft zu wenig Energie“).


 

Screentest von Mia Farrow


Patty – „Licht im Dunkel“- Duke, Lesley Ann Warren (offizielle Bewertung: „Exzellent“) und Roman Polanskis spätere Ehefrau und Charlie –Manson-Opfer Sharon Tate (Offizielle Bewertung: „Kann nicht  tanzen“) waren weitere Berwerber:innen.

 

Original-Screentest von Angela Cartwright


Außerdem bewarben sich für weitere Kinderrollen Kurt Russell, damals noch ein junger Disney – Darsteller, Richard Dreyfus (auch noch völlig unbekannt), sowie die vier Jüngsten der Gesangsgruppe Osmond Brothers (Offizielle Bewertung „sehr nett und sehr talentiert“), sowie Veronica Cartwright, die Kleine aus Hitchcocks "Die Vögel". Ihre ebenfalls bereits film- und modelerfahrene Schwester Angela erhielt dann auch einen der begehrten Parts. Robert Wise betont, er wollte auf keinen Fall Kinderstars oder „verzogene Hollywood – Gören“ sondern echte Kinder, samt ihrer unverstellten Ausstrahlung.


Die Jüngste, die 5-jährige Kym Karath (unten) sprach für die Rolle der Gretel vor mit den Worten „Ich bin hier für ein Vorstellungsgespräch für die Rolle des jüngsten Kindes. Ich kann singen und tanzen und habe viel Schauspielerfahrung. Ich bin perfekt für die Rolle!“ Und sie bekam den Part tatsächlich.


Kym Karath mit Robert Wise



Die Rolle der Liesel ging schließlich an die völlig unbekannte Charmian Carr, die bereits 22 Jahre alt war, aber die 16 – jährige glaubhaft spielen und auf gutem Niveau singen konnte.


Dies war dann letztlich die komplette Besetzung der Nebenrollen:







Robert Wise wollte außerdem für die kleine Gesangsrolle der Schwester Sophia unbedingt Marni Nixon besetzen, Hollywoods berühmtestes Gesangsdouble, damit sie endlich auch einmal einen On-Screen Auftritt bekäme. Man war aber nicht sicher, wie Julie Andrews darauf reagieren würde. Schließlich hatte es Marni Nixons Gesangskunst Audrey Hepburn ermöglicht, Andrews´ Rolle als Eliza Doolittle zu spielen. Aber als Marni Nixon erstmals auf dem Set erschien, ging die Andrews auf sie zu, umarmte sie, und sagte „Marni, ich bin ein großer Fan von Ihnen“. 


Das ganze Team war erleichtert.



MARNI NIXON





war das wichtigste Gesangsdouble Hollywoods. 1956 lieh sie Deborah Kerr als Anna Leonowens die Stimme für "Der König und Ich", 1959 sang sie für die schwarze Dorothy Dandrige (die zwar eine großartige Sängerin war, aber die falsche Stimmlage für den Part hatte) die Bess in "Porgy und Bess", 1961 synchronisierte sie den Gesang von Natalie Wood (als Maria) in "West Side Story", 1964 sang sie für Audrey Hepburn die Eliza Doolittle in der Filmversion von "My Fair Lady".

"The Sound Of Music" blieb Marni Nixons einziger Filmauftritt



Nach monatelangen Vorbereitungen in Hollywood, dem Entwerfen und Schneidern aller verwendeter Kostüme, und dem duplizieren fast aller Innenräume und Locations, die Robert Wise zusammen mit Georg Hurdalek in Österreich ausgesucht hatte, begannen im März 1964 die Proben für The Sound Of Music auf dem Gelände der 20th Century Fox.



Proben für die Rad-Choreografie von "Do-Re-Mi" auf dem Gelände der 20th Century Fox


 
Launige Gesangsprobe mit Dee Dee Wood




Zusammen mit Regisseur Robert Wise und den Choreografen Dee Dee Wood und Marc Breaux wurde jede einzelne Dialogszene und jede Musiknummer so lange durchgeprobt,bis sie fast aufführungsreif war.

Robert Wise entwarf zusammen mit Kamermann Ted McCord Storyboardzeichnungen für jede einzelne Einstellung und Choreographie, so entstand eines der ausführlichsten Storyboards das je in einem Hollywoodfilm zum Einsatz kam.


Probe zu "So Long, Farewell"









Probe zur Schlusssequenz von "Do-Re-Mi"






Um die Choreographien genau timen zu können flog Marc Breaux mit den Storyboardzeichnungen schon vorab nach Salzburg und tanzte - begleitet von der Musik per Kassettenrekorder - durch die Straßen der Altstadt um die Schrittfolgen für den Originalschauplatz maßschneidern zu können....







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