Der Titel dieses Blogs spielt natürlich auf das berühmte Magazin "Cahiers Du Cinema" (Notizen zum Kino) an, dessen Filmkritiker Francois Truffaut und Claude Chabrol später Regisseure und Wegbereiter eines neuen französischen Kinos wurden.
Dennoch ist dies kein arthouse Blog. Es ist ein Blog über die Liebe zum Film. Gute Filme. Und sehr schlechte. Egal woher sie stammen. Egal wie sie zu klassifizieren sind.

Samstag, 15. Januar 2022

The Prime of Miss Jane Brodie

 


The Prime of Miss Jean Brodie




Youtube Tipp: „The Prime of Miss Jean Brodie“ (1969) - ganzer Film.

Pamela Franklin, Maggie Smith 


“I am dedicated to you in my prime. And all of my girls are the creme de la crème. Give me a young girl at an impressionable age and she will be mine – for life”  Jean Brodie



Maggie Smith war schon einmal, vor Prof. Minerva MacGonagall, als Lehrerin auf der Leinwand zu sehen. Das war 1969 in „Die besten Jahre der Miss Jean Brodie“, der in englischer Sprache komplett auf youtube steht. Für ihre spektakuläre Darstellung wurde sie 1970 mit dem Oscar als Beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet.
Der Film ließe sich treffend als eine britische Mischung aus „Mädchen in Uniform“ und „Club der toten Dichter“ mit bösem Twist beschreiben.

Edinburgh, Schottland, 1930er Jahre:

An der renommierten, stockkonservativen Mädchenschule „Marcia Blaine School for Girls“ unterrichtet die junge Jean Brodie (umwerfend: Maggie Smith) – ein schillernder, so charismatischer wie egozentrischer Freigeist und theatralischer upper-class-Snob in Persionalunion, überlebensgroß in jeder Geste.

Einige Schülerinnen gehören zu ihrem engeren Zirkel den „Brodie Girls“ darunter ihre, scheinbar, naive Lieblingsschülerin Sandy (fantastisch: Pamela Franklin in ihrer ersten erwachsenen Rolle).

Der reaktionären Schulleiterin Miss Mackay (superb: Theaterstar Dame Celia Johnson in ihrer letzten Filmrolle) ist die innerlich zutiefst zerrissene Brodie ein Dorn im Auge, mit dem unkonventionellen Kunstlehrer Teddy Lloyd (Smith‘s damaliger – gewalttätiger – Ehemann Robert Stephens) verbindet sie eine toxische on-off-Affäre und mit dem gutmütigen Musiklehrer Mr. Lowther (Gordon Jackson) spielt sie sich nach Belieben.



Gordon Jackson, Maggie Smith


Schnell erkennt man dass die skandalumwitterte Miss Brodie, eine leidenschaftliche Ausnahmepädagogin, einen etwas zu großen Einfluss auf ihre Zöglinge, um nicht zu sagen Protegés ausübt, doch erst mit dem Aufstieg der Faschisten Franco und Hitler, der zu einer Vorliebe Brodies für heroisch verklärte faschistoide Diktatoren führt, und als sie deshalb den Tod einer Schülerin und die, von ihr manipulativ herbeigeführte, Affäre einer anderen mit Mr. Lloyd zu verantworten hat, besiegelt die junge Frau ihr eigenes Schicksal – sie wird von ihrer Lieblingsschülerin verraten….

Diese von Ronald Neame („Die Akte Odessa“, „Die Höllenfahrt der Poseidon“) inszenierte Verfilmung der Bühnenadaption des gleichnamigen Romans von Muriel Spark hat viel Positives: Das Drehbuch von Jay Presson Allen („Marnie“, „Cabaret“, „Funny Lady“, Deathtrap“) die hier ihr eigenes Stück von 1966 adaptierte ist hervorragend, dialogstark und komplex; die Filmmusik von Rod McKuen (Komponist der „Peanuts“-Kinofilme) ist hervorragend, einschließlich des Film-Songs „Jean“.

Die Kamerarbeit des Kameramanns der klassischen Bond-Filme (bis „Der Mann mit dem goldenen Colt“) Ted Moore, Oscarpreisträger für „Ein Mann zu jeder Jahreszeit“ ist blendend, und fängt zusammen mit Kostüm- und Produktionsdesign perfekt Milieu und Atmosphäre der Zeit ein.

Dennoch würde der Film nicht funktionieren ohne die famosen Darstellerleistungen:
Die hypnotische Leistung der jungen Pamela Franklin, die den Bogen ihrer Figur von naiver Streberin zu abgründiger Rächerin großartig meistert, von Dame Celia Johnson die ganze Welten mit einem einzelnen, winzigen Blick erzählen kann und die Figur der ultrakonservativen Schulleiterin mit einer bewunderungswürdigen Ambivalenz ausstattet, die es schwer macht sie zu verurteilen; und Maggie Smith, die ihre fast unspielbare Figur – die in ihrem extrem gekünstelten Auftreten völlig wahrhaftig ist - , mit antrainiertem schottischen Akzent, in einem virtuosen schauspielerischen Bravourakt zu einer der eindrucksvollsten Darstellungen macht, die je eine Schauspielerin auf der Leinwand gezeigt hat. Ihre Bandbreite raubt einem streckenweise den Atem.


Pamela Franklin


So zum Beispiel in dieser Schlüsselszene, in der sich Brodie ihres ersten Kündigungsversuchs entzieht:


Alle drei Schauspielerinnen wurden ausgezeichnet:

Franklin erhielt den Kritikerpreis des National Board of Review als Beste Nebendarstellerin, Maggie Smith und Celia Johnson wurden mit dem britischen Filmpreis als Beste Haupt- und Nebendarstellerin ausgezeichnet; die in erster Linie als Bühnenschauspielerin bekannte Smith erhielt darüber hinaus 1970 in den USA, wo sie bis dato nie gedreht und nicht einmal einen eigenen Agenten hatte, für ihren 8. Film und ihre zweite Kinohauptrolle, völlig überraschend, doch hochverdient, den Oscar als Beste Hauptdarstellerin.(stellvertretend entgegengenommen von Alice Ghostley:


Dieser Film setzte ihren Namen auf die Landkarte des internationalen Kinos.

In der Bühnenfassung spielte übrigens Vanessa Redgrave die Miss Brodie und die junge Olivia Hussey die Rolle der Sandy.

Fazit:
Großartige Literatur- und Theaterverfilmung die von ihren fantastischen Schauspieler-Leistungen lebt.





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